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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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die Untat schließlich aufgedeckt und sie dem König zu Ohren gebracht. Dafür, Gott segne sie, hatte sie keinen Lohn für sich selbst verlangt, sondern nur Emmas Seelenfrieden. Henry, der normalerweise alles andere als großzügig war, wenn es um Geld ging, hatte seiner »Meisterin in der Kunst des Todes«, wie er Adelia nannte, diese Gunst gewährt, weil sie ihn darum gebeten hatte.
    Emma warf einen staunenden Blick auf die neben ihr reitende Frau, die mit Königen gesellschaftlich verkehrte und einst mit einem zukünftigen Bischof mehr als nur gesellschaftlich verkehrt hatte. Sie sah so … unscheinbar aus. Emma, die ein Faible für feine Kleidung hatte, hätte Adelia furchtbar gern die unschöne Kappe abgenommen, die ihr dunkelblondes Haar bedeckte, und sie elegant ausstaffiert, damit ihre schlanke Gestalt zur Geltung kam. Denn diese war unter einem braunen und formlosen Gewand verborgen, das besser zu einem unbedeutenden Geistlichen gepasst hätte.
    Sie wusste zwar, dass Adelia Wert darauf legte, in einer Menschenmenge nicht aufzufallen, aber in diesem Aufzug, dachte Emma, würde sie nicht mal in einer Ansammlung von Bäumen auffallen. Es war, als ritte eine Dienerin neben ihr – nein, denn selbst die Wolvercote-Diener waren mit ihrer farbenfrohen Livree besser gekleidet als diese seltsame Frau.
    »Ist dir in diesem Gewand nicht warm?«, fragte Emma, denn die Sonne war selbst für Ende Mai außergewöhnlich heiß.
    »Doch«, sagte Adelia und beließ es dabei.
    Aber vielleicht war es ja gut so, dass die Augen aller, an denen sie vorbeikamen, von Emma auf ihrem hübschen weißen Zelter angezogen wurden und nicht von der kleinen, braun gekleideten Frau auf dem kleinen braunen Pony. Beim Abschied hatte Prior Geoffrey darauf bestanden, dass Adelia sich in Emmas Trosswagen versteckte, bis sie über die County-Grenze waren – und Mansur ebenso. So bekannt, wie die fremdartige und imposante, arabisch gekleidete Gestalt mit der auffälligen Kopfbedeckung war, hätte Mansur die Fliehenden sofort verraten, weil er Adelia nie weit von der Seite wich.
    Dann jedoch verflog die Anspannung in der Sonne von Hertfordshire, ob berechtigt oder nicht, und sowohl Mansur als auch Adelia hatten den Wagen verlassen, um ihre Plätze im Sattel einzunehmen.
    Die Reisegruppe war noch immer klein, in Anbetracht der ständigen Gefahr durch Wegelagerer, obschon es unter der Plantagenet-Herrschaft besser als früher um die Sicherheit bestellt war. Emma reiste mit einer Amme, einer Dienerin, zwei Reitknechten, einem Beichtvater und einem Ritter nebst seinem Knappen – einem Koloss von Ritter, der sogar noch größer war als Mansur und mit dem Nasalhelm, durch den sein ansonsten sanftes Gesicht furchterregend wirkte, keinerlei Zweifel daran aufkommen ließ, dass er das Schwert in der Scheide an seiner Seite auch zu nutzen wusste.
    »Master Roetger«, hatte Emma gesagt, als sie ihn vorstellte. »Er ist Deutscher. Mein Kämpe.« Sie meinte das wortwörtlich, denn Emma bereiste die von ihrem Mann hinterlassenen Ländereien, um sicherzustellen, dass die Lehnsmänner und Pächter ihren zwei Jahre alten Sohn als Erben anerkannten – was nicht immer von Erfolg gekrönt war. Ihre erzwungene Ehe mit Wolvercote war so plötzlich und vor so wenigen Zeugen geschlossen worden, dass angesichts des komplizierten feudalen Pachtsystems mehr als ein Lord den Anspruch des kleinen Philip, des neuen Baron Wolvercote, auf Erlöse aus dem Land anfocht, das sie von seinem Vater erhalten hatten. So hatte sich beispielsweise ein älterer Cousin geweigert, die Pachteinnahmen für tausend Morgen Land in Yorkshire an ein Kind zu entrichten, das er als Bastard und Usurpator bezeichnete.
    »Dem hat der Gott der Schlacht gezeigt, wem das Land gehört«, sagte Emma mit racheschnaubender Genugtuung. »Master Roetger hat seinen Kämpen im Handumdrehen außer Gefecht gesetzt.«
    So wurden derlei Dinge in England geregelt, wie Adelia, die Ausländerin, gelernt hatte. Gerichtskampf. Ein
judicium Dei.
Da der Allmächtige wusste, wem das umstrittene Land wirklich gehörte, fochten die Disputanten – oder häufiger ihre Kämpen – einen gerichtlichen Zweikampf unter Seinen unsichtbaren, aber alles sehenden Augen aus, damit Er zeigen konnte, welche Partei rechtmäßigen Anspruch darauf hatte, indem Er deren Kämpfer gewinnen ließ.
    »Gott ist auf unserer Seite«, sagte Emma, »und wird es auch in Aylesbury wieder sein.«
    »
Noch
ein Kampf?«
    »Er hatte eine verheiratete

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