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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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geknackt. Jetzt musste er nur noch den Druck aufrechterhalten, und Jortz würde auspacken.
    «Wir haben keinen Autor namens Ansgar Kaminski.»
    Lanner lachte zum ersten Mal richtig. «Na ja, das kommt darauf an, wie man Autor definiert. Ist ein Autor derjenige, dessen Name auf dem Buch steht, oder der, der es geschrieben hat?»
    Dr. Jortz’ Blick verfinsterte sich. Unübersehbar kostete es ihn viel Mühe, seine Erwiderung nicht zu schreien. «Was wollen Sie damit sagen?»
    Lanner beugte sich vor und sagte möglichst leise, aber mit großer Intensität: «Ich will nicht etwas sagen. Ich sage Ihnen ganz direkt, dass wir in Kaminskis Wohnung die Manuskripte von unzähligen Büchern gefunden haben, die in den letzten zehn Jahren erschienen sind. Viele davon in Ihrem Verlag. Unter anderem die komplette, sehr erfolgreiche Bachinger-Reihe. Ihr Tortenkommissar aus der Rhön.»
    Nun schob auch Dr. Jortz den Kopf nach vorne, so weit, dass die beiden fast mit den Nasenspitzen zusammenstießen. «Das ist absurd! Volker Jerrchow, und nur Volker Jerrchow, hat die Bachinger-Romane geschrieben. Ich habe sie selbst lektoriert.»
    «Und warum hatte Kaminski dann die Manuskripte in seiner Wohnung?»
    «Was weiß ich? Fans machen manchmal seltsame Dinge. Ganze Romane abzuschreiben ist da noch lange nicht das Eigenartigste.»
    Beide Männer kostete es inzwischen höchste Konzentration, das Gesicht möglichst nah vor das des anderen zu halten, ohne mit den Nasen zusammenzustoßen. Wer jetzt den Kopf zurückzog, der hatte verloren.
    «Was ist denn das Eigenartigste?»
    «Was?»
    «Na, was ist denn das Eigenartigste, was Fans machen?»
    Auf Jortz’ Halbglatze bildeten sich kleine Schweißtröpfchen.
    «Was weiß denn ich? Keine Ahnung! Aber warum sollte dieser Kaminski die Romane, wenn er sie denn geschrieben hätte, nicht unter seinem Namen veröffentlichen? Warum gibt er sie dann Volker Jerrchow?»
    «Vielleicht, weil die sich mit dem Namen und dem Gesicht eines mittelmäßig bekannten Schauspielers sehr viel besser verkaufen lassen? Vielleicht, weil dieser Schauspieler auch sehr viel geschickter Interviews geben kann? Vielleicht, weil Kaminski den ganzen Rummel gar nicht wollte? Vielleicht hat man deshalb den Schauspieler überhaupt erst ausgesucht? Quasi als Autorendarsteller? Vielleicht war all das die brillante Idee eines geschäftstüchtigen Verlegers?»
    Plötzlich spürte Lanner ein Kribbeln in der Nase. Ein Niesreiz! Verdammt! Das wäre nicht gut, wenn er jetzt, Millimeter vor Dr. Jortz’ Gesicht, niesen müsste. Dann hätte er verloren, und am Ende würde noch Kolbe davon erfahren und dann alle. Aber den Kopf zurückziehen konnte er auch nicht. Er musste durchhalten.
    «Mein lieber Freund …» Dr. Jortz’ Nase zuckte, offensichtlich kämpfte er ebenfalls mit einem Niesreiz. Das gab Lanner Hoffnung. «Mein lieber Freund und Kupferstecher. Sie handeln sich hier gerade mächtig großen Ärger ein, Herr Hauptkommissar. Wissen Ihre Vorgesetzten, was Sie hier treiben?»
    Beide hatten mittlerweile Tränen in den Augen. Verzweifelt kämpften sie gegen das Jucken in den Nasen an.
    «Ach ja? Wie groß ist der Ärger denn, den ich mir einhandle?»
    «Riesengroß! Richtig riesengroß ist dieser Ärger!»
    «Und woher soll der rühren? Kommt jetzt so was wie ‹Ich kenne die Frau des Polizeipräsidenten›?»
    «Natürlich kenne ich Birte. Sie ist in meinem Lesezirkel. Aber was hat sie damit zu tun? Hat die auch Romane geschrieben?»
    Beiden liefen Tränen über die Wangen, während die Nasen unkontrolliert zuckten. Sie wagten nicht mehr zu sprechen. Sie standen sich verkrampft gegenüber und versuchten verzweifelt, die Kontrolle über den Niesreiz zu behalten.
    Bis ein Klopfen an der Tür diese Kontrolle zunichtemachte.
    Frau Winkler, die Sekretärin von Dr. Jortz, sollte sich noch häufig fragen, was genau im Büro ihres Chefs geschehen war. Sie hatte geklopft, ein bellendes Geräusch gehört, das sie als ein «Ja» interpretiert hatte, um nach dem Öffnen der Tür die zwei Männer zu sehen, die sich beide die Stirn hielten und zugleich angewidert nach einem Taschentuch wühlten. Sie nutzten das von Frau Winkler hereingebrachte stille Wasser, um sich die Gesichter zu reinigen, die Wangen abzutupfen, und putzten sich dann die Nase. Danach bedankten sich beide höflich und baten sie, den Raum wieder zu verlassen. Eine Bitte, der Frau Winkler ausgesprochen gern, beinah hastig nachkam.
    Als die Herren wieder unter sich waren, kehrten

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