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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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überzeugt.»
    Hauptwachtmeisterin Simon war zwar nicht unglücklich über die gewonnene Erkenntnis, sorgte sich aber um Georg Wolters. «Glauben Sie denn, die Machallik-Brüder werden Herrn Wolters etwas antun?»
    «Eigentlich nicht. Als sie Herrn Wolters entdeckt hatten, haben sie ihn überwältigt, und Helmut, der kräftigere von den beiden, hat sich auf ihn draufgesetzt. Ihn damit praktisch festgehalten. Dann hat Max mich rausgeschoben und zur Bank geschickt, ich solle fünfzigtausend Euro vom Geschäftskonto abheben. Vielleicht könne man Herrn Wolters ja damit zum Schweigen bringen. Und als ich wiederkam, war der Chefbürobunker zu.»
    Wachtmeister Schürrmann ging zum Flur und schaute auf die verriegelte Bürotür. «Kann man denn nicht irgendwie mit den Leuten dadrin Kontakt aufnehmen? Es muss doch eine Art Sprechverbindung geben oder Kameras?»
    Frau Matthes nickte. «Selbstverständlich, aber das wird alles von innen gesteuert, und die Jungs haben alle Kanäle geschlossen.»
    «Also, ich halte es durchaus für möglich, dass die drei einfach nur ihren Rausch ausschlafen, und morgen früh öffnen sie den Bunker von innen. Alle sind putzmunter, und dann kann man in Ruhe noch mal über alles reden.» Ramona Simon versuchte, die Situation irgendwie zu entspannen, aber ihre Worte fand sie selbst nicht überzeugend. «Was immer die beiden Brüder gesagt haben mögen, ein offizielles, belastbares Geständnis ist das gewiss noch nicht. Wenn Sie sagen, Sie sind trotzdem von der Unschuld der Brüder überzeugt, glaube ich Ihnen das. Vielleicht war alles eher so ein schuldhafter Unfall, also kein wirklicher Mord.»
    Claire Matthes nahm ihre Hand. Sie schätzte es, wie die junge Frau ihr das Herz wieder leichter machen wollte. Und doch war es vergebens. «Ich habe Ihnen noch nicht alles gesagt.» Claire Matthes erhob sich mühsam von ihrem Stuhl und ging zum Schreibtisch. «Oder besser ausgedrückt: noch nicht alles gezeigt. Als ich von der Bank zurückkam, lag dieser Brief auf meinem Schreibtisch. Es ist die Handschrift von Max, ohne jeden Zweifel, aber das wird Ihnen bei Bedarf sicher auch jeder Graphologe bestätigen.» Sie reichte den Brief an Wachtmeister Schürrmann, der dem Schreibtisch am nächsten stand. Nach einem kurzen Blickkontakt mit seiner Kollegin begann er vorzulesen:
«Liebe Tante Claire,
Wolters wird sich nicht bestechen lassen. Das hat er uns mehr als deutlich gesagt. Er hat im Gegenteil sogar behauptet, er würde für die Polizei arbeiten, wäre in unserer Firma undercover für Hauptkommissar Lanner tätig. Hat gedroht, wir bekämen Riesenärger, wenn ihm was zustoße. Leider ist ihm dann etwas zugestoßen.
Helmut und ich haben beschlossen, nicht ins Gefängnis zu gehen. Wir werden die Sache hier und jetzt zu Ende bringen. Dieser Bunker, dieses Mausoleum unseres Vaters, erscheint uns dafür der geeignete Ort. Vermutlich wird man es nie öffnen können, und wir werden begraben bleiben wie junge Pharaonen. Dieser Gedanke gefällt besonders Helmut.
Die Verantwortung für die Firma übertragen wir hiermit Dir und Toni Karhan. Wir alle wissen, er ist einer von Vaters vielen unehelichen Söhnen. Wir wussten es immer, so wie er ihn uns gegenüber gelobt und gepriesen hat. Wir hoffen, er wird ein besserer Mensch als sein Vater und ein besserer Firmenchef als seine Brüder.
In ewiger Verbundenheit,
Max und Helmut Machallik, Berlin, den 26. September»
    Kolbe sprang auf und fauchte Frau Matthes an: «Das heißt, Sie wussten die ganze Zeit von dem Brief, also dass Wolters tot ist und die Brüder sich wahrscheinlich auch schon umgebracht haben, und kommen damit jetzt erst hinterm Busch hervor?»
    Claire Matthes sackte wieder auf ihren Stuhl zurück. «Ich dachte, vielleicht kann die Polizei ja doch den Raum öffnen. Vielleicht ist Herr Wolters nur bewusstlos, und alle leben noch. Oder Herr Lanner hat eine Idee.»
    «Und ganz nebenbei», mischte sich Wachtmeister Schürrmann ein, «haben Sie gehofft, dass sich doch noch das ein oder andere vertuschen lässt, nicht wahr?»
    «Ich kenne die Jungs seit ihrer Geburt. Und was immer geschehen ist: Die beiden haben ihren Vater sicher nicht im eigentlichen Sinne umgebracht. Ich würde sie niemals unsinnig einem Mordprozess aussetzen.»
    Ramona Simon nahm die alte Frau in den Arm. «Also, ich kann hier kein Fehlverhalten und schon gar keine illegale Handlung von Frau Matthes erkennen. Die wichtige Frage ist doch: Was machen wir jetzt?»
    Das war Kolbes Stichwort. Er

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