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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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eingeschlossen sind. Von einem Mord war nicht die Rede. Außerdem ist der Fall Machallik meines Wissens abgeschlossen. Es war ein Unfall.»
    Frau Matthes schüttelte den Kopf. «Das war kein Unfall. Das hab ich immer gesagt, und der junge Kommissar hat das auch nicht geglaubt, und der alte Kommissar, der Rimschow, erst recht nicht.»
    «Gut.» Hauptwachtmeisterin Simon spürte, dass sie so nicht weiterkommen würde. Sie beschloss, der Sekretärin erst einmal alle notwendigen Zugeständnisse zu machen, damit sie konstruktiv mitarbeitete. Immerhin war sie auf der Polizeischule die Beste in Psychologie gewesen. Bei den Gesprächen mit Zeugen oder Hinterbliebenen galt sie direktionsintern als echte Koryphäe. «Wir werden Herrn Hauptkommissar Lanner sofort verständigen, er wird sicher sehr interessiert sein an den neuen Entwicklungen im Fall Machallik. Aber zunächst sollten wir die Eingeschlossenen befreien. Können Sie mir sagen, um wen es sich handelt? Wo sie eingeschlossen sind? Ob einer von den dreien womöglich krank ist oder Medikamente benötigt?»
    Frau Matthes schaute die Hauptwachtmeisterin fragend und voller Sorge an, und Ramona Simon schaute mit ihren warmen, braunen Augen voll Sanftmut zurück. «So, wie Sie gucken können, haben Sie bestimmt viele männliche Verehrer», sagte Claire Matthes.
    Hauptwachtmeisterin Simon lachte leise. «Ich mache mir leider nichts aus männlichen Verehrern.»
    Frau Matthes wirkte zufrieden. «Verstehe. Wenn Se schlau sind … Sie machen das schon richtig.»
    «Wer sind die Eingeschlossenen?»
    «Helmut und Max Machallik, die Söhne von Erwin Machallik, und Georg Wolters, ein Angestellter der Firma. Krank von denen ist meines Wissens keiner. Also noch nicht. Weil, die sind alle drei ziemlich besoffen.»
    «Und wo sind die eingeschlossen?»
    «Na da, im Chefbüro.»
    Die Sanftmut schwand aus dem Blick der Hauptwachtmeisterin. «Die haben sich einfach nur im Büro eingeschlossen? Das ist das ganze Problem? Deshalb haben Sie uns gerufen?»
    «Das ist kein normales Büro und vor allem keine normale Tür.»
    Plötzlich trat Manfred Kolbe in das Vorzimmer zu den beiden Frauen und zu Wachtmeister Schürrmann, dem langsam schwante, wie arbeitsintensiv dieser Routineeinsatz werden könnte: «Ach du Scheiße, der Kolbe. Was machen Sie denn hier? Hat man die Spurensicherung im Prinzip auch noch verständigt?»
    «Nee», Kolbe lachte, wodurch sein Bauch lustig auf und ab wippte, «ehrlich gesagt, war ich nur neugierig. Hab zufällig auf dem Revier mitgekriegt, dass hier Leute eingeschlossen sind, und weil ich dieses Hochsicherheitsbüro schon immer spannend fand, dachte ick mir: Dit kiekste dir mal an.»
    Wachtmeister Schürrmann wurde mit einem Mal müde. «Was ist denn ein Hochsicherheitsbüro?»
    «Ein Bunker, mein lieber Schürrmann, ein Bunker.» Kolbe drehte sich zu ihm. Zwar hätte er eigentlich lieber der hübschen Frau Simon einen Vortrag gehalten, aber Schürrmann hatte nun mal zuerst gefragt, und wer zuerst fragt, kriegt den Vortrag. Da war Kolbe stets korrekt. «Der alte Machallik hatte doch ’nen Schatten», Kolbe lachte, «also, er hatte natürlich mehrere Schatten, der hatte ja quasi ’ne ganze Dunkelkammer, aber einer seiner schlimmsten Schäden war dieses Kriegstrauma, diese panische Angst vor Bombenangriffen. Deshalb hat der sich sein Büro als Bunker bauen lassen, aber nicht als irgendeinen Bunker, sondern als die Mutter aller Bunker!»
    «Also gut, dann wissen wir das jetzt auch.» Ramona Simon ging Kolbes launige Klugscheißerart wie immer auf die Nerven. «Rufen wir die Feuerwehr, damit die das Ding aufsägt oder schweißt oder was auch immer?»
    Kolbe wippte jetzt wieder vor Freude. «Hohoo, die Feuerwehr, uijuijui! Kleenes, die Feuerwehr wird da nicht viel machen können. Wir könnten auch die Bundeswehr holen oder richtiges Militär, die könnten auch nicht viel machen. Oder George Clooney und seine Ocean’s Eleven. Könnten aber auch nicht viel machen. Wenn ich sage, wir haben hier die Mutter aller Bunker, dann mein ich auch, das ist die Mutter, und zwar eine richtig strenge Monstermutti! Bei einem Atomkrieg oder Meteoriteneinschlag will ganz Berlin in diesen Bunker – die Tür soll Sorge tragen, dass außer dem Machallik-Clan niemand reinkommt. Also auch keine Panzer, keine Bombe, keine Ameisen, überhaupt nichts. Wissen Sie, was der alte Machallik immer dazu gesagt hat?»
    Hauptwachtmeisterin Simon konnte leider nicht richtig nachdenken, denn ihr war

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