Der König von Sibirien (German Edition)
wusste Alexander, wieso er den Beinamen »Der Schlächter« trug. Grinsend stapfte Wolkow auf Alexander zu. Der stand inzwischen mit dem Rücken an der Wand und konnte nicht mehr weiter zurück
»Was wollt ihr von mir?«Alexander erschrak über das Zittern in seiner Stimme.
Mit einem an Ausdruckslosigkeit nicht mehr zu überbietenden Tonfall entgegnete Wolkow: »Mit dir spielen.«
»Warum denn? Ich habe euch doch nichts getan.«
»Wir tun dir doch auch nichts.«
Alexander, von plötzlicher Panik erfasst, rannte auf die vier zu und versuchte, durchzubrechen. Acht starke Hände hielten ihn fest und pressten ihn gegen die Wand.
»Ich melde euch dem Natschalnik.«
Das hätte Alexander nicht sagen sollen. Sie schlugen zwar nur einige Male zu, aber ihre Fäuste bohrten sich tief in seinen ausgemergelten Körper. Alexander klappte zusammen, ließ die Zigaretten fallen und schnappte nach Luft. Stiche wie von feurigen Lanzen zuckten in seinem Magen und unter der kurzen Rippe.
»Er wollte uns doch tatsächlich ein Geschenk machen.« Einer der vier bückte sich nach den Zigaretten. »Wirklich ein braver Junge.«
Wolkow stimmte in das Lachen der anderen nicht ein. »Los, hebt ihn auf.«
Zwei Mann packten Alexander und hievten ihn hoch. Der Brigadier trat näher und schlitzte mit seinem Messer Alexanders Hosenbund auf. Als der Stoffring um Alexanders Füße Tag, höhnte er: »Was für schönes, weißes Fleisch. Wir werden jetzt mit dir spielen.«
Alexander ahnte Schlimmes, mobilisierte die ihm noch verbliebenen Kräfte, bekam eine Hand frei und schlug dem Nächststehenden mitten ins Gesicht. Als letztes sah er, wie Blut aus den Nasenlöchern des Blatnoij schoss und über den Mund nach unten lief, dann wurde es dunkel um ihn herum.
Irgendwann wich der Nebel, und er wachte wieder auf. Sein Hinterkopf hatte ein Brandmal, und er fühlte sich auf seltsame Weise angeschoben. Dann wollte er nur noch schreien. Aber in seinem Mund steckte ein Knebel. Er drehte und wand sich in der Absicht, den Oberkörper aufzurichten, doch er verspürte einen starken Druck gegen die Brust. Erst jetzt bemerkte er, dass er mit dem Oberkörper auf einem Tisch Tag. Seine Beine konnte er auch nicht bewegen, sie waren seltsam abgespreizt und an irgendetwas festgebunden.
Alexander wandte den Kopf und blickte genau in die höhnische Fratze von Wolkow.
»Ich hab' es doch gesagt: Wir spielen bloß mit dir, mein Junge.«
Als der Brigadier brutal sein Glied einführte, stöhnte Alexander so wuchtig in den Knebel, dass er meinte, sein Kopf müsse platzen. Mit beiden Händen umklammerte er den Tisch, und es gelang ihm sogar, ihn etwas von der Stelle zu schieben. Hinter sich hörte er Wolkow fluchen. Da Alexander nicht zu bändigen war, rief Wolkow nach einem Messer. Von der Seite beugte er sich über den Gefesselten und heftete dessen rechte Hand an die Tischplatte.
Der Schmerz zuckte Alexander bis ins Gehirn und zerplatzte dort. Da gab er sich auf. Inzwischen stand der Tisch an der Wand, so dass Wolkow, der Brigadier, genügend Widerstand verspürte. Alexander registrierte im Unterbewusstsein rhythmische Bewegungen, die schneller und heftiger wurden und in einem Stöhnen endeten.
Anschließend kamen der nächste, dann der dritte und auch der vierte. Halb wach, halb von Bewusstlosigkeit eingehüllt, kam Alexander die Situation ganz unwirklich vor. Nur noch gedämpft nahm er alles wahr, Bilderfetzen schossen durch seinen Kopf. Einmal wähnte er sich auf einem Schiff, das auf den Wellen schaukelte. Dann wieder hatte er den Pleuel einer Lokomotive vor Augen, wie er hin und her schwang und die Räder antrieb. Schneller und schneller.
In Etappen kehrte Alexander in die Wirklichkeit zurück. Zuerst war da der Geruch von frischer Bettwäsche. Weil das nicht sein konnte, beschloss er, weiterzuschlafen. Als aber der Geruch blieb und er trotz der geschlossenen Augen die Helligkeit spürte, verhielt er sich ganz ruhig und lauschte.
»Ich glaube, er wird bald zu sich kommen.«
Nicht die Worte waren es, die ihn so bestürzten, sondern der Umstand, von wem sie stammten. Das war ganz eindeutig eine Frauenstimme.
Und dann hörte sich Alexander aufschreien. Er hatte sich gedreht, und seine rechte Hand war mit etwas in Berührung gekommen. Als sich der Schmerz wieder in seinem Kopf ausbreitete und dort explodierte, setzte die Erinnerung ein. Angst und Schock ließen ihn unkontrolliert hochschnellen und sich aufrichten. Wutentbrannt riss er die Augen auf, um die
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