Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
Vom Netzwerk:
Du sollst uns einen Weg zeigen, wie wir in die Feste kommen. Einen Weg, den auch wir begehen können, nicht nur du. Du wirst nie nach Hause kommen, wenn du so weitermachst.«
    »Sei doch nicht so streng mit ihm, er tut mir irgendwie leid. Immerhin zwingen wir ihn, und er will doch nur heim.«
    »Mensch, Vela«, empörte sich Cephei. »Mitleid können wir uns jetzt echt nicht erlauben. Der Raumgeist kommt schon nach Hause, aber wir müssen eben auch mit. Manchmal muss man ein bisschen deutlicher werden.«
    Sie nickte, fragte sich aber, ob Cephei merkte, was er da sagte. Das kleine Männchen zwischen ihnen wackelte ein paarmal hin und her, bevor es am Lavastrom entlanglief und eine neue Richtung einschlug. Hatte er Cephei wirklich verstanden?
    Überrascht folgten sie ihm und liefen gemeinsam eine gute Weile am Strom entlang, bis sich vor ihnen ein Hügel erhob. Zuerst sahen sie nicht, warum der Raumgeist sie an diese Stelle geführt hatte, doch als Cephei ein Stück nach oben geklettert war, fand er den Eingang zu einer Höhle.
    Der Raumgeist sah zu ihnen empor, als wolle er sagen: Seid ihr nun zufrieden?
    »Sollen wir?« Vela sah Cephei unsicher an.
    »Wenn der Kleine hierhergeht, dann wird das wohl der Weg sein.«
    »Hast du jemals daran gedacht, dass er uns vielleicht direkt zur Hexe führt?«
    »Soll er das denn nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine: Was, wenn er direkt zu ihr läuft und wir uns dadurch verraten?«

    Einen Moment dachte Cephei darüber nach. »Wir müssen eben aufpassen, sobald wir in der Burg sind, und sehr vorsichtig sein, dann können wir uns vielleicht rechtzeitig verstecken, wenn wir müssen. Außerdem: Welche Wahl haben wir schon? Hier wird wohl so schnell niemand auftauchen, der uns über den Lavastrom fliegt.«
    Sie seufzte und nickte, dann holte sie eine der kleinen Öllampen hervor, die Urs von einem Händler erstanden und in Cepheis Rucksack gepackt hatte, und zündete sie an.
    »Wer geht vor?«, fragte sie und spähte in das Dunkel der Höhle.
    »Na, gib schon her.« Cephei trat den ersten Schritt in die Höhle und brummte den übelsten Fluch, den er im Gasthof aufgeschnappt hatte. Es war ja nicht so, dass er selbst gern in die Höhle ging, aber er war die Dunkelheit eher gewöhnt als Vela, und schließlich war er derjenige, der Ritter werden wollte. Also nahm er die Lampe und die Leine des Raumgeists und ging weiter. Vela folgte ihm.
    Sie versuchten, keinen Lärm zu machen, und sahen sich im Zwielicht um. Die Höhle war nicht sehr groß, eher schmal und lang gestreckt, und mündete in einen Gang. Auf den ersten Blick war es eine normale Felshöhle mit rauen, grau gesprenkelten Wänden; nichts deutete darauf hin, dass sich hier irgendwer oder irgendwas aufhielt. Doch als sie weiterliefen, erkannten sie im flackernden Licht der Öllampe breite Holzbalken und Streben aus Metall.
    »Was ist das?«, flüsterte Cephei.
    »Sieht aus wie ein stillgelegter Stollen.«
    Der Raumgeist leuchtete schwach in der Dunkelheit und lief vorneweg. Seine kurzen Beine bewegten sich so schnell, dass es
aussah, als würde er flackern. Kurz fragte sich Cephei, was passieren würde, wenn der Raumgeist sie einfach nur tiefer in die Erde führte, ohne dass es einen Ausgang gäbe, weiter in die Dunkelheit hinab, in ein tiefes Labyrinth, in dem er sie dann verhungern ließe. Aber dann beruhigte er sich wieder. Der Geist führte sie in die Südliche Feste, da kam er her, und die Feste lag über und nicht unter ihnen. Sie mussten nur erst unter dem Lavafluss hindurch, das war alles. Hoffte er.
    Kein Geräusch außer dem ihrer Schritte und ihres Atems drang an ihre Ohren. Ab und zu berührte Vela Cepheis Schulter, aber sie wollte nichts sagen oder auf etwas zeigen, tat es wohl nur, um ihn ihrer Anwesenheit zu versichern.
    Eine Zeit lang liefen sie durch den Gang, der weder an Breite noch an Höhe abnahm und stetig bergab führte. Doch plötzlich bog er ab und mündete in eine weitere Höhle, die wesentlich höher war als die erste und auch größer. Selbst im schwachen Laternenlicht konnten sie in den Wänden dunkle, nicht ganz mannshohe Löcher erkennen, was vermuten ließ, dass dort weitere Stollen abgingen. An der gegenüberliegenden Seite setzte sich der höhere Gang fort, dem Vela und er gefolgt waren, zumindest ließ das der mit Streben verstärkte Durchgang vermuten.
    In der Mitte der Höhle war ein Mosaik im Steinfußboden eingelassen, das auf die Entfernung nur schwer zu erkennen war. Doch

Weitere Kostenlose Bücher