Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
Vom Netzwerk:
wir den König auf und retten so deinen Vater.«
    Doch im Grunde besaßen sie nichts, das ihnen irgendeinen Vorteil verschaffte, keine richtigen Waffen, keine Zauberkraft, noch nicht mal einen Bären, der für sie kämpfte. Aber sie waren doch schon ziemlich weit gekommen, wenn man bedachte, dass sie nur ein Waisenjunge und ein Mädchen mit dem Haar eines Muths waren. Irgendwie würde es gehen.
    »Ich bin froh, dass du da bist«, flüsterte Vela und schloss die Augen.
    Kurz darauf war sie eingeschlafen, und Cephei betrachtete ihr Gesicht.
    Es war nicht sein Kampf, wenn man es genau nahm, schließlich war es nicht sein Vater, der im Kerker saß, und das Leben schien auch ohne König weiterzugehen, zumindest am Rande des Landes. Er könnte hier und jetzt aufstehen, Vela zurücklassen und mit großer Wahrscheinlichkeit heil nach Hause kommen.
    Aber er tat es nicht. Urs hatte immer gesagt, manchen Kämpfen kann man nicht ausweichen, und auch wenn ihnen der Bär
genau wegen dieser Einstellung nun nicht mehr beistand, glaubte Cephei doch daran. Außerdem stellte er sich nicht gern vor, dass die Hexe Vela in eine Kröte verwandelte, um sie dann an einen Klippengeier zu verfüttern - und das machte es irgendwie doch zu seinem Kampf.

UNTER TAGE
    Am nächsten Tag wechselten sie viele Stunden kaum ein Wort miteinander, weil ihnen nicht nach Reden zumute war. Eine seltsame Anspannung hatte von ihnen Besitz ergriffen. Cephei sprang nicht in der Gegend herum, und Velas Arme waren von Gänsehaut überzogen, seit sie aufgebrochen waren.
    Der Weg, der in die Berge führte, ähnelte der Straße nach Sanjorkh, graue Steine pflasterten den Boden, und immer wieder erkannten sie am Wegesrand Konstruktionen aus Teilen, ähnlich denen, die sie am Schrottfluss gesehen hatten. Cephei nannte sie Metallgerippe . Sie erhoben sich dunkel gegen den Himmel.
    Vela betrachtete einige dieser Konstruktionen genauer, versuchte herauszufinden, wie sie funktionierten oder worin ihre Aufgabe bestanden hatte, aber sie konnte lediglich erkennen, ob sie etwas heben sollten oder ihre Räder sich drehten. Etwas Vergleichbares hatte sie nie gesehen, weder in der Schmiede ihres Großvaters, noch in der Werkstatt ihres Vaters.
    Inmitten eines zerfallenen Metallgerippes lagen abgenagte Knochen. Der bleiche Schädelknochen lag im Schatten und war halb mit Erde bedeckt, so dass Vela nicht erkennen konnte, ob es sich um einen Menschen oder ein Tier handelte. Rasch wandte sie sich ab, das wollte sie gar nicht wissen. Cephei sagte sie nichts von diesem Fund.
    Als sich die Dämmerung am Morgen verzogen hatte, konnten sie in der Ferne eine gewaltige Burg auf dem mittleren der drei Berge erkennen, deren Silhouette an die Metallgerippe am
Boden erinnerte. Die Burg musste gewaltige Ausmaße haben, wenn sie sie auf diese Entfernung erkennen konnten. Kleine schwarze Punkte kreisten im klaren blauen Himmel über ihr, und es war nicht schwer zu erraten, was da flog.
    »Klippengeier«, hauchte Cephei. »So viele. Urs hat doch gesagt, es seien Einzelgänger.«
    »Zwölf«, sagte Vela. »Nein, dreizehn.«
    Das musste also die Südliche Feste sein, die Behausung der Hexe. Wer lebte sonst schon in dieser Einöde aus Felsen und Hitze? Außerdem zog der Raumgeist an seiner Leine, er war unruhiger geworden, je näher sie den drei Bergen gekommen waren. Hinter diesen zeigten sich nun weitere, kleinere Gipfel.
    Am Mittag mussten sie anhalten.Ein gewaltiger Lavastrom versperrte ihnen den Weg, und ihre Straße führte mitten hinein und wurde von ihm verschluckt. Der rot glühende Strom schlängelte sich am Fuß des Gebirges entlang und verhinderte so, dass man es erklimmen konnte. Weit und breit war nichts zu sehen, was über den Lavastrom führte, und die Hitze, die ihnen entgegenschlug, ließ sie schwitzen und zurückweichen. Jede Brücke wäre geschmolzen.
    »Das ist doch nicht zu fassen«, sagte Cephei wütend. »Wie sollen wir denn da rüberkommen? Am Schrottfluss war ja wenigstens noch ein Seil, aber hier ist gar nichts. Das kann doch nicht der richtige Weg sein.«
    »Serpem hat gesagt, die Burg ist nicht leicht zu erreichen.« An die genauen Worte erinnerte sich Vela nicht mehr. »Vielleicht wollte der Raumgeist einfach drüberschweben. Ist ja sein Zuhause, da kann er so was sicher.«
    »Pff.« Cephei spuckte in Richtung Lava. Dann ging er vor dem kleinen Geist in die Hocke und zeigte mit dem Finger auf
ihn. »Hör mal, du Quälgeist. Siehst du nicht, dass wir da nicht rüberkommen?

Weitere Kostenlose Bücher