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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Cephei war sicher, dass es sich bei dem Bild um ein großes Zahnrad handelte, zusammengesetzt aus achteckigen roten und grünen Steinen, die matt schimmerten.
    Vela lehnte sich erschöpft an die Wand. »Was machen wir nun?«
    »Hindurchgehen?«

    »Aber siehst du nicht, dass die Höhle nicht unbewohnt ist? Diese Gänge haben doch keine Tiere gemacht!«
    »Die sind vielleicht schon uralt.«
    »Und wenn nicht?« Sie nahm den Raumgeist auf den Arm, betrachtete ihn eingehend, als könne sie auf ihm lesen, was zu tun sei.
    »Warum hast du nur solche Angst? Komisch, bei Apus hast du dich doch auch nicht so angestellt, und hier willst du immer, dass wir umkehren«, schnaufte er.
    »Hab ich gar nicht gesagt. Jeder hat eben so seine Sachen, die er nicht mag. Ich kann enge Höhlen und Gänge nicht ausstehen. Schon gar nicht, wenn ich nicht weiß, was in ihnen lebt.«
    »Ich glaub nicht, dass hier irgendwas lebt. Schau mal, es ist doch nichts da. Kein Feuer, kein Stroh, nicht mal Knochen der letzten Bewohner. Die Höhle ist schon lange verlassen, hier wohnt niemand mehr. Komm schon, Vela. Wir huschen hier schnell durch, wie die Katzen durch die Gassen, keiner wird uns sehen.«
    »Dein Gemüt möchte ich haben.« Sie schüttelte den Kopf, aber er packte schnell ihre Hand, sah noch einmal aufmerksam in die Gänge und zog sie dann hinter sich her. Den Raumgeist steckte sie kurzerhand in ihre weite Hosentasche, egal wie sehr er zappelte. Seine Beine waren zu kurz, um bei einer möglichen Flucht mithalten zu können.
    Cephei lief nicht quer durch die Höhle und auch nicht ganz dicht am Rand, falls in den Löchern doch etwas sitzen und lauern würde, konnte es sie so wenigstens nicht gleich packen. Während sie die Höhle durchquerten, sahen sie, dass auf dem Boden um das Mosaik Muster und Verzierungen in den Fels geritzt waren. Bilder aus Formen, die ihnen nichts sagten, die
aber nicht zufällig erschienen. Irgendjemand hatte sich große Mühe gegeben.
    Tatsächlich schafften sie es ohne Schwierigkeiten, die Höhle hinter sich zu lassen, sie tauchten in den Gang auf der anderen Seite ein und liefen eine Weile weiter, bevor Cephei Velas Hand losließ und stehen blieb.
    »Siehst du«, sagte er. »Niemand da. Wir müssen …« Weiter kam er nicht, weil sich unter ihnen plötzlich der Boden auftat und sie mit lautem Schreien in die Tiefe stürzten.
    Schon wieder , dachte Cephei, und dann packte ihn Angst, er schrie und verlor die Lampe, die nun neben ihm in die Tiefe schlingerte und verlosch. Völlige Dunkelheit umfing sie. Von Vela hörte er nur ein furchtsames Japsen.
    Doch anstatt am harten Boden aufzuschlagen, fielen sie in etwas Weiches, das sie plötzlich umfing und nachfederte.
    Einen Moment lang konnte Cephei gar nicht fassen, dass er nicht aufgeschmettert war und sich den Schädel eingeschlagen hatte, nicht das Bein gebrochen und von keiner hungrigen Schlange gefangen worden war. Doch wo waren sie hier?
    Sein Herz pochte so schnell, dass er glaubte, es müsse jeden Augenblick zerspringen. Er strampelte und rutschte mit einem Finger durch das Weiche, als er versuchte, sich aufzurichten.
    »Ein Netz«, keuchte er, dann: »Vela, bist du da? Vela?«
    »Ich bin hier«, kam es schwach aus der Dunkelheit, und er kroch auf die Stimme zu. Was schwieriger war als gedacht, weil er auf dem Netz so schlecht kriechen konnte. Immer wieder gab es nach und brachte ihn aus dem Gleichgewicht, auch Vela schien sich zu bewegen und brachte das Netz zum Wanken. Als er sie erreicht hatte, stieß er mit ihren Füßen zusammen und setzte sich mit einem »Au« auf.

    »Bist du in Ordnung?«
    »Glaube schon. Mein Herz ist stehen geblieben.«
    »Wohl kaum.«
    Mit einem Mal flammte Licht auf, so gleißend, dass sie ihre Augen bedecken mussten. Es dauerte einen Moment, bis Cephei zwischen den Fingern hindurchlugte. Das Netz, in dem sie sich befanden, wurde langsam auf den Boden gesenkt, klappte an den Seiten herunter und gab sie frei. Sofort rappelten sie sich auf.
    Vor ihnen tauchten Schemen auf, die im grellen Licht nur langsam an Konturen gewannen. Es waren Menschen, zumindest konnte man sie auf den ersten Blick dafür halten. Sie waren wohl kleiner als gewöhnlich, etwa so groß wie Cephei und Vela, und die Haut ihrer Gesichter und Hände war ganz blass, fast weiß. Die Augen hatten sie zusammengekniffen, als könnten sie so besser sehen, und es war nicht erkennbar, ob es sich um Frauen oder Männer handelte. Sie trugen alle die gleiche dunkle Kleidung,

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