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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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dass der Bauer zurückkam.
    »Nein! Erk!«, schrie dieser, dann warf er Cephei Cys Leine zu. »Fang! Sperr ihn auf die Weide! Bin gleich wieder zurück!« Und damit rannte er der fliehenden Nacktkuh hinterher.
    Cephei erwischte die Leine, bevor Cy losspurten konnte. Kopfschüttelnd führte er die Kuh zum Gatter, hob es zur Seite und scheuchte sie hinein, nachdem er ihr den Strick abgenommen hatte. Vela lachte.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Du benutzt das Gatter!«, prustete sie los. »Dabei hätte Cy auch prima unter dem Zaun durchgepasst. Du bist so schlau wie dieser Bauer!« Kichernd zeigte sie auf den Mann, der sich in hektischen Schlangenlinien immer weiter von ihnen entfernte.

    Cephei holte Luft und musste dann selbst lachen. Er hängte den Strick über das Gatter und hatte das Gefühl, als würden alle Nacktkühe grinsen, während sie dem rennenden Bauern hinterhersahen.
    »Komm, lass uns gehen«, sagte er zu Vela. »Wer weiß, wann der wiederkommt und wie viele Kühe ihm noch entkommen, bis wir das versprochene Essen bekommen.«

    In der nächsten Stunde passierten sie noch eine Handvoll ähnlicher Bauernhäuser, das Hauptgebäude aus Stein und die Kuhzäune alle viel zu hoch. Nur dass die anderen Bauern die Lücke zwischen Boden und unterstem Querstreben mit Reisig, Steinen, Brettern oder Ähnlichem ausgefüllt hatten, damit die Nacktkühe nicht entkommen konnten.
    »Schau, der ist schlauer«, grinste Cephei, als sie es zum ersten Mal sahen. Auch wenn er nicht wusste, warum auch dieser Bauer einen solchen Zaun verwendete. Halb so hoch wäre noch zu viel gewesen.
    »Königsnorm«, sagte Vela ein paar Höfe später und schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich haben sich die Zäune seit Jahrhunderten bewährt, aber warum hat niemand dem König gesagt, dass die Kühe hier so viel kleiner sind?«
    »Ach, Vela, lass doch den König damit in Ruhe. Die Leute sollen halt einfach kleinere Zäune bauen und selbst denken«, bemerkte Cephei, obwohl er sich über das Ganze amüsierte.
    Bei einem verlassenen Hof ließ er Vela kurz vorgehen und sagte, er hätte einen Stein im Schuh. Dann bückte er sich kurz an einem Zaun und schob kichernd den Reisig auf einem Schritt Breite zur Seite.
    »Lauft, Nacktkühe, lauft!«

    Das war eindeutig nicht ritterlich, aber lustig, dachte er und schloss schnell zu Vela auf, der er es besser nicht sagte, weil sie sonst wieder die vernünftige Erwachsene gespielt hätte. Gemeinsam gingen sie weiter und lachten noch bis zum Abend über die galoppierenden Nacktkühe.
    Als die Sonne unterging, kamen sie zu einer kleinen Quelle, an der sie rasteten. Sie wuschen sich und reinigten ihre Kleider, die in der warmen Nacht schnell trocknen würden. Das heiße Klima des Südens war so wenigstens zu etwas gut. Ein Feuer brauchten sie auch nicht zu entfachen, und Vela schien ganz glücklich über ihre gewaschenen Haare.
    Nur Cephei saß immer noch mit dem Loch in der Hose neben ihr und sah sein Knie durchblitzen. An Nadel und Faden hatte eben keiner von ihnen gedacht. Solche Dinge schienen in Abenteuern immer keine Rolle zu spielen, jedenfalls hatte nie ein Ritter davon erzählt.
    Gerade als sie sich schlafen legen wollten, wurde es plötzlich kalt, weil ein Hauch sie erfasste, den Cephei wiedererkannte. Blitzschnell drückte er Vela auf den Boden. Zum Glück hatten sie kein Feuer gemacht. Als sie etwas erwidern wollte, legte er ihr eine Hand auf den Mund und deutete zum Nachthimmel.
    Zuerst sah sie nichts, aber dann konnte sie den großen, schwarzen Vogel erkennen. Ein riesiger Klippengeier flog über ihnen in Richtung des mittleren Bergs und hatte etwas in seinem Schnabel, das sie nicht erkennen konnten, weil er zu hoch oben flog. Cephei wollte es auch gar nicht so genau wissen.
    Selbst als sie ihn schon lange nicht mehr sehen konnten, blieben sie bewegungslos liegen, und erst nach einer ganzen Weile flüsterte Vela: »Ob das der Vogel war, der den Schlüssel gestohlen hat?«

    »Könnte sein. Vielleicht hat er sein Nest in den Bergen da vorn. Wir müssten morgen den Fuß des mittleren Bergs erreichen.«
    Sie blieben einfach liegen und drehten sich auf die Seite, so dass sie sich ins Gesicht sehen konnten.
    »Ob dort auch die Hexe wohnt?«, fragte Vela nachdenklich.
    »Kann sein. Wahrscheinlich. Wenn es stimmt, was Serpem gesagt hat und der Vogel ihr gehört.«
    »Mhm«, machte sie und schwieg dann wieder.
    »Wir schaffen das, Vela, du wirst sehen. Wir gehen rein und holen den Schlüssel, und dann ziehen

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