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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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wenigstens einer freute sich, dass er zurück war. Er schloss die Augen wieder und lächelte. »Vielleicht erzähle ich dir irgendwann die ganze Geschichte. Aber jetzt bleibe ich einfach noch ein bisschen in der Sonne liegen.«
    Wie zur Antwort hopste der Vogel vom Knie auf den Bauch und begann dort erneut mit der Pickerei.

    Als sich die Sonne das nächste Mal verfinsterte und er die Augen aufschlug, sah er direkt in Velas Gesicht.
    »Es ist erst Mittag, und du liegst schon faul rum«, sagte sie lachend.
    »Wie soll ich das machen, wenn du mir in der Sonne stehst?«, erwiderte er und setzte sich auf.
    Sie sah glücklich aus, das Lächeln schien an ihrem Gesicht festzukleben, und selbst die Fransen ihres kurzen Muthhaars schienen sie nicht zu stören.
    »Hast du deinen Vater aus dem Kerker holen können?«
    »Die Wache wollte mich zuerst wieder wegschicken, obwohl ich doch das Schreiben des Königs bei mir hatte. Der Kerl hat behauptet, ich würde lügen, weil ja jeder weiß, dass der König keine Befehle aufsetzen kann.« Sie lachte. »Der hat vielleicht geglotzt, als ich ihm gesagt habe, dass der König wieder aufgewacht ist. So groß sind seine Augen geworden.« Ihre Hände formten Kreise wie Teller.

    »Dann geht es ihm gut? Deinem Vater, meine ich.«
    »Die lange Zeit im Kerker hat ihm nicht gutgetan. Er ist dünn und hat einen furchtbaren Husten. Er sieht viel älter aus, als ich ihn in Erinnerung hatte.« Ihr Lächeln wurde schmaler, ging aber nicht ganz verloren. »Aber Mutter ist bei ihm. Sie kocht ihm Suppe und Tee, und in ein paar Tagen wird er ihren Kuchen verschlingen, der ist nämlich zum Umfallen gut.« Sie seufzte: »Wenigstens kann sie nicht mit mir streiten, während sie sich um ihn kümmert.«
    Vela verzog das Gesicht, und Cephei lachte. Er konnte sich vorstellen, was für ein Donnerwetter das gegeben hatte.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Mutter wird sich schon wieder beruhigen. Wenn sie erst mal mit dem Weinen aufgehört hat. Ich glaube, am meisten entsetzt sie, dass meine Haare kurz sind.« Sie grinste, aber ein kurzer Schatten huschte über ihr Gesicht. »Vorhin hätte sie mich fast nicht gehen lassen. Sie denkt, ich renne gleich wieder davon. Dabei bin ich doch nicht zum Spaß gegangen.«
    Er erinnerte sich an die Nacktkühe, die ständig davongerannt waren, und an die Nächte am Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel - und dachte, dass es manchmal doch auch Spaß gemacht hatte. So im Nachhinein, wo alles gut überstanden war.
    Vela nahm neben ihm Platz und zog die Knie an. »Warst du schon drin?«, fragte sie und deutete auf das Gasthaus.
    »Mhm.«
    »Und?«
    »Ich bin wieder draußen, oder?«
    Einen Moment lang schwiegen sie, und Vela strich dem Erdwühler über den Kopf, der sie neugierig betrachtete, dann fragte sie: »Was wirst du jetzt machen?«

    »Weiß noch nicht genau. Arbeit suchen. Irgendwer in der Stadt wird einen kräftigen Burschen wie mich schon brauchen. Und vielleicht verhilft mir der König ja zu einem Posten im Schloss. Ich könnte in der Küche helfen. Immerhin schuldet er mir ja was, da kann man doch mal anfragen.«Vela nickte und sah ihn eindringlich von der Seite an, bis er sich zu ihr umdrehte.
    »Du könntest auch … du könntest mit mir kommen.«
    »Wohin?«
    »In mein Dorf.«
    Er war sprachlos. Das hatte er nicht erwartet. »Ich dachte, du willst in der Stadt bleiben und eine Lehre machen?«
    »Will ich auch, aber vorher muss ich zurück ins Dorf. Außerdem fehlen sie mir auch«, fuhr Vela fort. »Mutter, Großvater und die Schmiede. Vielleicht geh ich heim und probiere das mit dem Turm einfach mal aus. Wenn es mir nicht gefällt, kann ich immer noch zurückkommen und eine Lehre machen. Oder vielleicht mach ich auch beides, ich glaube nicht, dass ich mich jetzt schon entscheiden muss.«
    Cephei dachte darüber nach, er hatte sich an Vela gewöhnt, es würde merkwürdig sein, sie nicht mehr jeden Tag zu sehen und mit ihr zu reden. Mit ihr zu streiten. Selbst daran hatte er sich irgendwie gewöhnt. Aber in einem Dorf leben? Das konnte er sich nicht vorstellen, er mochte die Stadt, das Leben darin, die Aufregung in den Straßen, selbst die dunklen Gassen mit den streunenden Katzen. Hier standen seine Möglichkeiten besser, immerhin war hier der König, der ihm vielleicht half.
    »Ich glaub nicht, dass ich mitkomme. Ich muss mich hier erst noch ein bisschen rumtreiben, da hat Dorado wohl recht.« Er grinste, und sie lächelte, sah aber trotzdem ein bisschen traurig aus.

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