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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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vor.«
    »Unruhestifter?«
    »Ja, solche, die den König sehen wollen und nachfragen, was mit ihm passiert. Seit dem Verschwinden des Schlüssels hat keiner mehr den König gesehen, und der Kanzler vertröstet die Leute. Er sagt, sie sollen sich gedulden, bis die Ritter den Schlüssel zurückbringen.«
    Vela sah Cephei an, der die Arme verschränkte. Hatte es sich in all der Zeit etwa nicht herumgesprochen, dass sich die Ritter im Gasthaus vor der Stadt eingemietet hatten? Waren sie inzwischen aufgebrochen? Der Wirt hängte es vielleicht nicht an die große Glocke, weil sie ihn bezahlten.

    »Dabei sind die Leute doch nur beunruhigt«, sagte die Frau und ging abwinkend weiter. Auch Vela und Cephei setzten sich wieder in Bewegung.
    »Es wird Zeit, dass der König wieder aufwacht.«
    »Tja, der Kanzler scheint ja alles ganz gut im Griff zu haben.« Cephei blinzelte.
    Schweigend gingen sie weiter, betraten die breite Allee, die zum Schloss führte, und Vela atmete tief ein und aus. Der Anblick des Schlosses machte sie seltsam froh und beunruhigte sie gleichzeitig.
    Doch als sie am Schlosstor ankamen, verstellte ihnen eine Palastwache den Weg. Der Mann war bis unter die Zähne bewaffnet, und ein Blick durch die Torgitter zeigte, dass es im Schlosshof nur so von Wachen wimmelte.
    »Name!«, schnauzte der Mann unfreundlich.
    »Vela und Cephei.«
    »Kenn ich nicht.«
    Irritiert sahen sich Vela und Cephei an.
    »Äh...«, machte sie. »Ich wohne hier.«
    »Hab dich noch nie gesehen.« Der Wächter blickte weiter finster auf sie herab.
    »Ich bin nicht immer … ich meine … mein Vater …«
    »Was ist denn nun? Habt ihr eine Erlaubnis? Stammel nicht so herum, Mädchen!« Ungeduldig schüttelte der Mann den Spieß in seiner Rechten.
    »Mein Vater ist der Königsmechaniker.«
    »Interessiert mich nicht.Erlaubnis? Schriftlich und gestempelt.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann kommt ihr hier auch nicht rein. Wer keine Erlaubnis vom Kanzler hat, bleibt draußen.«

    »Wo kriegen wir denn so eine Erlaubnis her?«
    »Hörst du schlecht? Beim Kanzler!«
    »Und wo ist der jetzt?«
    »Man kann doch nicht jedem dahergelaufenen Kind erzählen, wo der Kanzler gerade ist! Vielleicht kommt ihr ja von diesen Unruhestiftern, so heruntergekommen, wie ihr zwei ausseht.«
    Egal, was sie sagten, sie durften nicht passieren. Bestürzt schüttelte Vela den Kopf. Das war noch nie vorgekommen! Bisher war sie immer ohne eine solche Erlaubnis in das Schloss gelangt. Was sollten sie jetzt machen? Wenn sie nicht ins Schloss kamen, konnten sie dem Kanzler nicht sagen, dass sie den Schlüssel hatten.
    Cephei neben ihr war vor Wut rot angelaufen, und Vela ahnte, dass er der Palastwache gleich eine gepfefferte Beschimpfung zurufen würde, die er in der Gaststube von den Betrunkenen aufgeschnappt hatte. Sie hielt ihn am Arm zurück. »Komm. Wir versuchen es anders.«
    Sie rannten um das Schloss herum, bis Vela stehen blieb und auf ein Fenster im oberen Stockwerk zeigte. »Das ist die Stube des Chronisten«, sagte sie. »Kassia ist bestimmt um diese Zeit dort. Kannst du einen kleinen Stein hinaufwerfen?«
    »Ich kann’s versuchen.« Er suchte am Boden nach geeigneten Kieseln und warf sie nach oben. Von dem guten Dutzend Steine, die er aufgelesen hatte, traf nur ungefähr die Hälfte das eigentliche Ziel, aber es reichte, um einen kahlköpfigen Chronisten anzulocken, der neugierig den Kopf aus dem Fenster steckte. In seiner Hand hielt er die Steine und rief: »Was soll denn das?«
    »Entschuldigung, wir würden gern mit Kassia sprechen.«

    »Die muss arbeiten.«
    »Es ist wichtig. Nur kurz, bitte.«
    Der Chronist verzog das Gesicht, zog sich zurück, aber kurz darauf erschien Kassia im Fensterrahmen. »Vela! Wo kommst du denn her? Deine Mutter ist hier. Weil du nicht nach Hause gekommen bist, und sie hat sich fürchterliche Sorgen gemacht. Und wütend ist sie auch. Sehr, sehr wütend. Sie hat gesagt, wenn du wieder auftauchst, dann … und wie siehst du überhaupt aus …«
    Bei der Erwähnung ihrer Mutter zuckte Vela zusammen. Da konnte sie sich ja auf ein mörderisches Donnerwetter gefasst machen. Schließlich hatte ihre Mutter wegen Vela den Turm verlassen, und wer hielt nun Ausschau nach Feinden? Vielleicht Medabell von nebenan, die nicht gern auf den Feldern arbeitete und jedes Mal froh war, wenn Velas Mutter krank wurde? Dabei taugte sie nicht zur Turmwächterin, sie merkte nicht mal, wenn ein Sturm am Horizont aufzog. Vela seufzte. Vielleicht

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