Der Königsschlüssel - Roman
Werkzeuge und Schmuck fertigte.
Aber darüber sprach sie nicht mit ihren Eltern. Manchmal glaubte sie, Großvater Rendo ahnte, was in ihr vorging. Immerhin hatte er ihr den Hammer geschenkt, der sie nun begleitete wie ein treuer Freund.
Leise Musik aus einer Seitengasse unterbrach Velas Gedanken, und sie roch das schäumende Bier, das am Rand des Platzes ausgeschenkt wurde. Sie blinzelte gegen das Licht der Mittagssonne und sah zum Schloss hinauf. Ihr Vater wartete sicher schon in der Werkstatt auf sie, nervös, weil die Zeremonie bevorstand. Noch einmal atmete sie tief durch.
Endlich war sie wieder in Marinth. Hier und jetzt musste es doch möglich sein, das zu bekommen, was man sich wirklich wünschte.
IN BEWEGUNG
Cephei hasste und liebte diese Tage im Jahr.
Er hasste sie, weil in der Gaststube am Morgen und am Abend das reinste Chaos herrschte und außer dem Wirt Dorado und Cephei selbst niemand mehr nüchtern war. Und er liebte sie, weil er am Nachmittag, wenn auch die letzten Gäste unterwegs waren, nach Marinth hineinrennen konnte, um sich die Wettkämpfe und bunt gekleideten Besucher aus allen Teilen des Landes anzusehen.
Am meisten jedoch freute er sich auf das große Turnier, das der König stets mit seinen ersten Worten nach der Schlüsselzeremonie eröffnete.
Aber noch war es nicht so weit, denn im Augenblick fegte Cephei noch die Scherben eines Suppentopfs zusammen. Dabei schmerzte sein Rücken, und Hunger hatte er auch. Während sich die Gäste die Bäuche vollschlugen, musste er mit dem Essen warten, bis die Mittagszeit vorbei war, nur um sie zu bedienen.
»Kannst du nicht aufpassen, du Dummkopf!«, schimpfte Dorado, bevor es der feiste Gast tat, dem Cephei gerade mit dem schmutzigen Besen versehentlich über den Fuß gefegt hatte. Der Wirt sah ihn finster an, das Spültuch über die Schulter geschwungen und die Hände in die Hüfte gestützt.
»Tut mir leid«, antwortete Cephei und bekam sogleich eine Backpfeife verpasst.
»Dir werde ich deine frechen Antworten schon austreiben«, sagte der Wirt und hob die Hand erneut.
Cephei sah zu, dass er einen freien Tisch zwischen sich und
Dorado brachte, bevor er sich die Wange rieb. Der Wirt hatte nicht fest zugeschlagen, das Brennen ließ bereits nach. Wenigstens würde er keinen blauen Fleck davontragen, den letzten hatte man zwei Wochen lang sehen können. Da wollte er einmal keinen Ärger bekommen und entschuldigte sich sogar, und schon hielt Dorado ihn für frech!
Stumm kehrte Cephei weiter und biss die Zähne aufeinander. Wenn es nach ihm ginge, könnte Dorado jederzeit tot umfallen, er würde dem Wirt keine Träne nachweinen. Aber so wie er das sah, würde der Alte ewig leben.
»He, Kleiner, bring mir noch ein Bier!«, rief ein rotäugiger Gast, und Cephei stellte den Besen zur Seite.
Er ging hinter die Theke, um vom Fass zu zapfen. In dem Moment ging die Tür auf, und die Schusterstochter Sarina kam herein, ihr Lachen schallte durch den ganzen Raum, wahrscheinlich hatte sie mit jemandem auf der Straße gescherzt. In der Hand hielt sie einen großen Tonkrug, und während sie auf Cephei zukam, folgten ihr nicht wenige Blicke.
Cephei mochte die Schusterstochter, sie war zwar doppelt so alt wie er und auch doppelt so breit, aber sie besaß ein freundliches Lachen und einen langen, schwarzen Zopf, der fröhlich hin und her wippte, wenn sie die Straße hinabging. Schwungvoll setzte sie den Krug auf der Theke ab.
»Mach mal voll, mein Süßer. Mein Vater hat heute besonderen Durst.« Sie zwinkerte ihm zu. »Er sagt, er wird noch wahnsinnig wegen der Schlüsselzeremonie. Nicht wegen dem König oder so, nur weil eben die ganzen Leute in letzter Minute kommen und die Löcher in ihren Sohlen gestopft haben wollen. Dabei sieht die doch sowieso niemand.« Sie lachte wieder und klopfte auf die Theke.
»Ist doch gut fürs Geschäft.«
»Ja, aber schlecht für den Durst.«
Cephei grinste. Sarina zwinkerte noch einmal, und schon schien der Tag ein bisschen heller. Er schob ihr den vollen Krug über die Theke. Sie zählte die Geldstücke ab, dann hob sie den Krug vorsichtig hoch, um nichts zu verschütten, und trat den Rückweg an. Cephei hatte den Krug besonders hoch gefüllt, weil der Schuster doch so großen Durst hatte, und nun schien sie Mühe zu haben, alles heil nach Hause zu kriegen, ohne die Hälfte zu verschütten. Doch sie lachte nur wieder, und Cephei sah ihr nach, bis sie aus der Tür verschwunden war.
Dorado unterhielt sich derweil mit
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