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Der Koloss - Gedichte

Der Koloss - Gedichte

Titel: Der Koloss - Gedichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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crib?
    Mother, who made to order stories
    Of Mixie Blackshort the heroic bear,
    Mother, whose witches always, always
    Got baked into gingerbread, I wonder
    Whether you saw them, whether you said
    Words to rid me of those three ladies
    Nodding by night around my bed,
    Mouthless, eyeless, with stitched bald head.
    In the hurricane, when father's twelve
    Study windows bellied in
    Like bubbles about to break, you fed
    My brother and me cookies and ovaltine
    And helped the two of us to choir:
    »Thor is angry: boom boom boom!
    Thor is angry: we don't care!«
    But those ladies broke the panes.
    When on tiptoe the schoolgirls danced,
    Blinking flashlights like fireflies
    And singing the glowworm song, I could
    Not lift a foot in the twinkle-dress
    But, heavy-footed, stood aside
    In the shadow cast by my dismal-headed
    Godmothers, and you cried and cried:
    And the shadow stretched, the lights went out.
    Mother, you sent me to piano lessons
    And praised my arabesques and trills
    Although each teacher found my touch
    Oddly wooden in spite of scales
    And the hours of practising, my ear
    Tone-deaf and yes, unteachable.
    I learned, I learned, I learned elsewhere,
    From muses unhired by you, dear mother.
    I woke one day to see you, mother,
    Floating above me in bluest air
    On a green balloon bright with a million
    Flowers and bluebirds that never were
    Never, never, found anywhere.
    But the little planet bobbed away
    Like a soap-bubble as you called: Come here!
    And I faced my travelling companions.
    Day now, night now, at head, side, feet,
    They stand their vigil in gowns of stone,
    Faces blank as the day I was born,
    Their shadows long in the setting sun
    That never brightens or goes down.
    And this is the kingdom you bore me to,
    Mother, mother. But no frown of mine
    Will betray the company I keep.

Die beunruhigenden Musen [ 3 ]
    Mutter, Mutter, welch missratene Tante
    Oder entstellte und unansehnliche
    Cousine hieltest du als ungebeten
    So unklug fern von meiner Taufe, dass
    Sie diese Damen an ihrer Stelle schickte,
    Mit Köpfen wie Stopfpilze zum Nicken
    Und Nicken und Nicken an Fuß- und Kopfende
    Und der linken Seite meines Kinderbetts?
    Mutter, die Geschichten von Mixie Blackshort,
    Dem heldenhaften Bären, maßschneiderte,
    Mutter, deren Hexen immer, immer
    In Lebkuchen verbacken wurden, ich frage mich,
    Ob du sie sahst, ob du Worte sprachst,
    Um mich von jenen drei Damen zu befreien,
    Die des Nachts um mein Bett herum nickten,
    Mundlos, augenlos, mit vernähtem Kahlkopf.
    Im Hurrikan, als Vaters zwölf
    Studierzimmerfenster sich einwärts bogen
    Wie Blasen, kurz vorm Platzen, gabst du
    Meinem Bruder und mir Kekse und Ovomaltine
    Und halfst uns zweien im Chor zu singen:
    »Thor ist böse, bumm bumm bumm!
    Thor ist böse: das macht uns nichts!«
    Doch jene Damen zerbrachen die Scheiben.
    Als die Schulmädchen auf Zehenspitzen tanzten,
    Mit Taschenlampen blinkten wie Leuchtkäfer
    Und das Glühwürmchen-Lied sangen, konnte ich
    Keinen Fuß heben in dem Glitzerkleid,
    Sondern stand bleifüßig am Rand
    Im Schatten, den meine trübsalköpfigen
    Patinnen warfen, und du weintest und weintest:
    Und die Schatten wuchsen, und die Lichter gingen aus.
    Mutter, du schicktest mich zu Klavierstunden
    Und lobtest meine Arabesken und Triller,
    Obwohl jeder der Lehrer mein Spiel
    Seltsam hölzern fand trotz der Tonleitern
    Und der Stunden des Übens, mein Ohr
    Unmusikalisch und, ja, unbelehrbar.
    Ich lernte, ich lernte, ich lernte woanders,
    Bei nicht von dir angeheuerten Musen, liebe Mutter.
    Eines Tages wachte ich auf und sah dich, Mutter,
    Über mir schwebend in blauester Luft
    Auf einem grünen Ballon, leuchtend vor einer Million
    Blumen und Blaudrosseln [ 4 ] , die niemals irgendwo,
    Niemals, niemals gesichtet wurden.
    Aber der kleine Planet ploppte weg
    Wie eine Seifenblase, als du riefst: Komm her!
    Und ich stellte mich meinen Reisegefährten.
    Tags nun, nachts nun, an Kopf, Seite, Fuß,
    Stehen sie Wache in Gewändern aus Stein,
    Die Gesichter leer wie am Tag meiner Geburt,
    Ihre Schatten lang in der sinkenden Sonne,
    Die niemals sich aufhellt oder untergeht.
    Und dies ist das Königreich, dem du mich gebarst,
    Mutter, Mutter. Aber kein Stirnrunzeln von mir
    Wird die Gesellschaft verraten, die ich pflege.
    ----
    [ 3 ]  Der Titel des Gedichts geht auf das gleichnamige Gemälde von Giorgio de Chirico zurück. Anm. d. Ü.
    [ 4 ]  Die im Engl. bluebird genannten Vögel tragen im Dt. eigentlich den Namen Hüttensänger , der

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