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Der Koloss - Gedichte

Der Koloss - Gedichte

Titel: Der Koloss - Gedichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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des offenen
    Meeres schlägt, unendlich brutal ist.
    Möwenverdreckt gibt ein Haus
    Den niedrigen Türsturz zersetzendem Wetter preis.
    Über den Vorsprung ockergelber Felsen
    Trotten Ziegen, verdrießlich, verfilzt,
    Um das Meersalz zu lecken.

The Colossus
    I shall never get you put together entirely,
    Pieced, glued, and properly jointed.
    Mule-bray, pig-grunt and bawdy cackles
    Proceed from your great lips.
    It's worse than a barnyard.
    Perhaps you consider yourself an oracle,
    Mouthpiece of the dead, or of some god or other.
    Thirty years now I have laboured
    To dredge the silt from your throat.
    I am none the wiser.
    Scaling little ladders with gluepots and pails of lysol
    I crawl like an ant in mourning
    Over the weedy acres of your brow
    To mend the immense skull-plates and clear
    The bald, white tumuli of your eyes.
    A blue sky out of the Oresteia
    Arches above us. O father, all by yourself
    You are pithy and historical as the Roman Forum.
    I open my lunch on a hill of black cypress.
    Your fluted bones and acanthine hair are littered
    In their old anarchy to the horizon-line.
    It would take more than a lightning-stroke
    To create such a ruin.
    Nights, I squat in the cornucopia
    Of your left ear, out of the wind,
    Counting the red stars and those of plum-colour.
    The sun rises under the pillar of your tongue.
    My hours are married to shadow.
    No longer do I listen for the scrape of a keel
    On the blank stones of the landing.

Der Koloss
    Ich werde dich nie ganz zusammengesetzt kriegen,
    Gestückelt, geklebt und exakt verbunden.
    Maultier-Geschrei, Schweinegrunzen und schlüpfriges Gackern
    Entspringen deinen großen Lippen.
    Es ist schlimmer als ein Bauernhof.
    Vielleicht hältst du dich für ein Orakel,
    Sprachrohr der Toten oder des einen oder anderen Gottes.
    Dreißig Jahre hab ich nun geschuftet,
    Um den Schlick aus deiner Kehle zu baggern.
    Ich bin kein bisschen klüger.
    Ich erklimme kleine Leitern mit Leimtöpfen und Eimern voll Lysol,
    Krabbele wie eine Ameise in Trauer
    Über die verkrauteten Äcker deiner Stirn,
    Um die gewaltigen Schädelplatten zu flicken und Ordnung zu schaffen
    Auf den kahlen, weißen Grabhügeln deiner Augen.
    Ein blauer Himmel aus der Orestie
    Wölbt sich über uns. O Vater, ganz aus dir selbst
    Bist du markant und historisch wie das Forum Romanum.
    Ich öffne mein Mittag auf einem Hügel mit schwarzen Zypressen.
    Deine geriffelten Knochen, akanthischen Haare liegen verstreut
    In ihrer alten Anarchie bis zum Horizont.
    Es würde mehr brauchen als einen Blitzschlag,
    Um solch eine Zerstörung zu schaffen.
    Nachts kauere ich im Füllhorn
    Deines linken Ohrs, geschützt vorm Wind,
    Zähle die roten Sterne und jene pflaumenfarbenen.
    Die Sonne geht auf unter dem Pfeiler deiner Zunge.
    Meine Stunden sind dem Schatten vermählt.
    Nicht länger lausche ich auf das Kratzen eines Kiels
    Auf den blanken Steinen der Anlegestelle.

Lorelei
    It is no night to drown in:
    A full moon, river lapsing
    Black beneath bland mirror-sheen,
    The blue water-mists dropping
    Scrim after scrim like fishnets
    Though fishermen are sleeping,
    The massive castle turrets
    Doubling themselves in a glass
    All stillness. Yet these shapes float
    Up towards me, troubling the face
    Of quiet. From the nadir
    They rise, their limbs ponderous
    With richness, hair heavier
    Than sculpted marble. They sing
    Of a world more full and clear
    Than can be. Sisters, your song
    Bears a burden too weighty
    For the whorled ear's listening
    Here, in a well-steered country,
    Under a balanced ruler.
    Deranging by harmony
    Beyond the mundane order,
    Your voices lay siege. You lodge
    On the pitched reefs of nightmare,
    Promising sure harbourage;
    By day, descant from borders
    Of hebetude, from the ledge
    Also of high windows. Worse
    Even than your maddening
    Song, your silence. At the source
    Of your ice-hearted calling –
    Drunkenness of the great depths.
    O river, I see drifting
    Deep in your flux of silver
    Those great goddesses of peace.
    Stone, stone, ferry me down there.

Lorelei
    Eine Nacht zum Ertrinken ist es nicht:
    Vollmond, der Fluss fällt ab in Schwärze
    Unter dem milden Spiegel-Licht,
    Es senken sich Gaze für Gaze
    Die blauen Wassernebel gleich Netzen,
    Obschon die Fischer schlafen,
    Die wuchtigen Burgtürme verdoppeln
    Sich in einem Glas, ganz
    Stille. Dennoch treiben diese Formen
    Zu mir herauf, stören das Antlitz
    Der Ruhe. Sie steigen vom Nadir
    Auf, die Glieder vor Opulenz
    Gewichtig, das Haar schwerer
    Als

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