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Der Komet im Cocktailglas

Der Komet im Cocktailglas

Titel: Der Komet im Cocktailglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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menschenleeren Sibirien explodiert, sondern über bewohntem Gebiet. Und statt 60 Millionen Bäumen wären unzählige Häuser zerstört worden. Ereignisse wie bei Tunguska sind glücklicherweise selten. Es gibt zwar immer wieder merkbare Airbursts, bei denen Menschen einen lauten Knall hören oder die Druckwelle Fensterscheiben zum Zittern bringt, wie zuletzt im April 2012 in Kalifornien. Kollisionen mit einer Wucht wie bei Tunguska finden aber im Durchschnitt nur alle paar Hundert bis Tausend Jahre statt. Und selbst dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Explosion über menschenleerem Gebiet stattfindet. Zwei Drittel der Erdoberfläche sind von Meeren bedeckt, und auch die Landflächen sind in weiten Bereichen unbewohnt. Die Chancen, durch ein Tunguska-Ereignis zu Schaden zu kommen, sind also vergleichsweise gering. So etwas passiert selten, und ein Airburst dieser Art richtet, global gesehen, keinen dauerhaften Schaden an.
    Richtig unangenehm wird es erst, wenn die kollidierenden Objekte größer werden. Ab etwa einem Durchmesser von 100 Metern ist der Asteroid oder Komet groß genug, um bis zum Erdboden durchzukommen. Die Bruchstücke verglühen nicht mehr komplett, und der Himmelskörper schlägt mit voller Wucht ein. Er erzeugt einen Krater und ungleich größere Verwüstung als ein simpler Airburst. Trifft er den Ozean, können Tsunamis entstehen. Ist der Asteroid aber größer als etwa ein Kilometer, dann ist es völlig egal, wo er die Erde trifft. Es ist auf jeden Fall der ganze Planet betroffen. Jetzt sind die Folgen global und können die Schäden dauerhaft sein.
    Wenn so ein Asteroid oder Komet mit der Erde kollidiert, spielt es keine Rolle, ob er auf Land oder Wasser trifft. Bei einem Einschlag im Meer durchdringt er die wenige Kilometer dicke Wasserschicht in Sekundenbruchteilen und schlägt einen gewaltigen Krater in den Meeresboden. Der einzige Unterschied zu einem Treffer auf dem Festland besteht in der hier zusätzlich ausgelösten gigantischen Flutwelle, die wenig später auf die Küstengebiete trifft und noch Hunderte Kilometer landeinwärts Schäden anrichtet. In der näheren Umgebung des Kraters sind alle Lebewesen sofort tot. Weiter weg hat man noch eine kurze Gnadenfrist – so lange, bis die enorme Druckwelle der Explosion dort ankommt und alles niedermäht, was noch steht. Der Rest geht dank der hohen Temperaturen in Flammen auf. Eine „sichere“ Entfernung gibt es nicht. Wer von den direkten Auswirkungen der Explosion verschont geblieben ist, wird wenig später unter den indirekten Folgen zu leiden haben. Gesteinsbrocken, die beim Einschlag in die Luft geschleudert wurden, erreichen fast das All und gehen überall auf der Welt nieder. Dadurch erzeugen sie neue Einschlagskrater, neue Katastrophen und neue Brände. Bei all diesen Einschlägen verdampft jede Menge schwefelhaltiges Gestein, und der Schwefel gelangt in die Atmosphäre. Saurer Regen überall auf der Welt ist die Folge. Die Einschläge haben gewaltige Mengen an Gestein in die Luft geschleudert. So hoch, dass die Höhenwinde den Staub über die ganze Erde verteilen. Das Sonnenlicht dringt nicht mehr durch, und es wird dunkel. Die Dunkelheit kann monatelang anhalten. Pflanzen, die auf das Sonnenlicht angewiesen sind, verkümmern. Pflanzenfresser finden keine Nahrung, Fleischfresser keine Beute mehr. Die Nahrungskette kollabiert. Ganze Arten sterben aus.
    Paläontologen wissen schon lange, dass in der Vergangenheit der Erde immer wieder Massensterben stattgefunden haben. Eine Untersuchung von Fossilien zeigt, dass zu bestimmten Zeiten der Erdgeschichte überdurchschnittlich viele Arten innerhalb sehr kurzer Zeiträume verschwunden sind. Nicht immer sind Asteroideneinschläge dafür verantwortlich gewesen. Es gibt auch andere Katastrophen, die zu Massensterben führen können. Besonders starke Vulkanausbrüche – von sogenannten „Supervulkanen“ – können ähnliche Folgen wie ein Asteroideneinschlag haben. Auch hier verdunkelt der Staub weltweit den Himmel und erzeugt der austretende Schwefel sauren Regen.
    Unter gewissen Umständen können auch Eiszeiten fast die gesamte Erde unter einem Eispanzer begraben. Man vermutet, dass die Erde in der Vergangenheit schon mehrmals so eine „Schneeball“-Phase durchgemacht hat. Vermutlich war die Plattentektonik dafür verantwortlich. Die langsame Bewegung der Kontinente (sie bewegen sich nur etwa einen Zentimeter pro Monat) sorgt im Laufe der Jahrmillionen dafür, dass sie sich

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