Der Komet im Cocktailglas
immer wieder mal zu einem „Riesenkontinent“ zusammenschließen, danach wieder auseinanderbrechen und sich über die ganze Erde verteilen (so wie es jetzt gerade der Fall ist). Diese Vorgänge beeinflussen die langfristigen Wettermuster – im Zentrum eines Riesenkontinents gibt es zum Beispiel kaum Regen. Das Wetter, vor allem der Regen, spielt wiederum eine Rolle bei der Verwitterung des Gesteins und hat einen Einfluss darauf, wie viel Kohlenstoffdioxid im Gestein festgehalten oder freigesetzt wird. Die Geologen vermuten, dass das langsame Entstehen und Vergehen der Riesenkontinente immer wieder zu Phasen geführt hat, in denen besonders wenig Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre vorhanden war. Dann wurde der natürliche Treibhauseffekt schwächer und die Temperaturen sanken. Die Gletscher wurden größer, immer mehr Eis bedeckte die Erde. Dadurch wurde auch immer mehr Sonnenlicht zurück ins All reflektiert, und es wurde noch kälter. So kalt, dass irgendwann die ganze Erde mit Eis bedeckt war. Erst wenn die Verschiebung der Kontinente ein paar Millionen Jahre später wieder für verstärkten Vulkanismus gesorgt hatte und Kohlenstoffdioxid zurück in die Atmosphäre gelangen konnte, wurde es wieder wärmer und das Eis zog sich zurück. Geologische Funde legen nahe, dass so etwas in der Vergangenheit der Erde mehrmals vorgekommen ist. Für die meisten Lebewesen war das natürlich fatal, einigeüberlebten jedoch in Äquatornähe, wo die Eisschicht manchmal dünn genug war, damit Licht durchdringen konnte. So überstand das Leben auf der Erde auch die „Schneeball“-Phasen.
Asteroideneinschläge zählen erst seit relativ kurzer Zeit zum Repertoire der Paläontologen. Man wollte lange Zeit nicht akzeptieren, dass Katastrophen dieser Art einen relevanten Einfluss auf die Erde haben können. Das klang zu sehr nach dem, was in der Bibel stand. Früher, als die Geschichten der Bibel auch von Wissenschaftlern noch als Tatsachenberichte akzeptiert wurden, hatte man die Sintflut als Erklärung für das plötzliche Aussterben vieler Tierarten herangezogen. Erst im 19. Jahrhundert machten die revolutionären Erkenntnisse von Charles Lyell und Charles Darwin allen klar, dass die Bibel in dieser Hinsicht nichts mit der Realität zu tun hat. Die Erde existiert schon weitaus länger, als es die religiöse Schöpfungsgeschichte erzählt, und es sind winzige und unendlich langsam ablaufende Prozesse, die während sehr langer Zeiträume die geologischen und biologischen Veränderungen verursachen. Wind und Wetter können im Laufe von Jahrmillionen ganze Gebirge abtragen, die langsame Bewegung der Kontinentalplatten kann im gleichen Zeitraum neue Gebirge aufwerfen und die natürliche Auslese neue Arten erschaffen. Weil die Geologie und die Biologie die Welt um sie herum immer besser verstanden, wollte niemand mehr zurück in eine Zeit, als biblische Katastrophen als Erklärung herhalten mussten.
Die Menschen waren daher äußerst skeptisch, als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein paar Geologen vorschlugen, dass ein Asteroideneinschlag für eines der bekanntesten Massensterben in der Erdgeschichte verantwortlich war: das Ende der Dinosaurier. Diese Tiere beherrschten die Erde Hunderte Millionen Jahre lang und besetzen fast alle biologischen Nischen. Es gab große Dinosaurier und kleine, es gab sie in der Luft, zu Land und zu Wasser. Es gab Pflanzenfresser und Fleischfresser. Es gab sie auf allen Kontinenten. Und vor 65 Millionen Jahren verschwanden sie; zusammen mit vielen anderen Tierarten.
Man wusste, dass sie ausgestorben waren. Aber niemand kannte den Grund. Die Lösung entdeckte man erst durch Zufall, und es dauerte lange, bis sie allgemein akzeptiert wurde. Der amerikanische Geologe Walter Alvarez untersuchte in den 1970er Jahren eine bestimmte geologische Grenzschicht. Sie bestand aus Steinen, die 65 Millionen Jahre alt waren. In ihrer Mitte befand sich eine dünne Schicht, von der niemand genau sagen konnte, um was es sich handelte. Alvarez wollte nun herausfinden, über wie viele Jahre sie sich gebildet hatte. Dabei half ihm sein Vater, Luis Alvarez, Physik-Nobelpreisträger und immer für originelle Ideen gut. Seine Überlegungen zu dieser Schicht lauteten so: Vor 65 Millionen Jahren, als sie sich gerade bildete, lag sie noch direkt an der Erdoberfläche. Sie war also dem ständigen „Regen“ aus kosmischem Staub ausgesetzt, der relativ gleichmäßig auf die Erde niederrieselte. Wenn man nun messen
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