Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

erinnerte sich, dass es vor
mindestens einer halben Stunde auch schon elf Uhr fünfunddreißig gewesen war.
    »So ein Mist. Das hatte
ich doch gestern schon …«
    Sie begann, an der Uhr
herumzudrehen, bis Birnbaum ihr lächelnd seine eigene Uhr unter die Nase hielt.
»Schauen Sie, auch stehen geblieben.«
    Sie starrte ihn
verständnislos an.
    »Wollen Sie wissen, wie
wir sie wieder zum Laufen kriegen?«
    Sie nickte ergeben, denn
es hatte gar keinen Zweck, diesen Menschen dazu bewegen zu wollen, ganz einfach
Klartext zu reden, statt sie mit dummen Spielchen zu belehren. Verärgert lief
sie hinter ihm her. Sie bewegten sich auf einen gelben Fleck zu, der sich wie
ein Markierungszeichen mitten im Acker befand.
    »Jetzt Achtung!«, sagte
Birnbaum, als sie den Schraubenzieher fast erreicht hatten. »Schauen Sie auf
Ihre Uhr.«
    Monika Schwalbe tat, wie
ihr geheißen, und hatte das zweifelhafte Vergnügen, den Sekundenzeiger zucken
und sich dann wieder in Bewegung setzen zu sehen.
    »Und was hat das zu
bedeuten?«, fragte sie verblüfft.
    Birnbaum deutete in die
Richtung, wo der Stein lag.
    »Wenn wir nun
zurückgehen, werden Sie erleben, dass die Uhr wieder stehen bleibt. Also erzählen
Sie mir nicht noch mal was von Glimmer!«
    »Sie meinen, dass die
Uhren wegen dem Stein stehen bleiben?«
    Birnbaum nickte. »Ich
habe es gestern ausgemessen. Hier bei dem Schraubenzieher ist in etwa die
Grenze. Danach verlassen wir seinen Wirkungskreis. Das sind gute vierzig
Meter.«
    Monika schluckte. Es kam
nicht allzu häufig vor, dass ihr die Worte fehlten.
    »Und wenn Sie noch ein
Stückchen weiter weg gehen, findet Ihr Handy auch sicher wieder ein Netz.«
    »Oh, verdammte Scheiße!«
    »Glauben Sie, das ist
gefährlich? Diese Strahlung, meine ich?«
    »Keine Ahnung.« Sie war
blass geworden.
    »Und glauben Sie, dass
das Ding was wert ist?«
    »Das ist ganz einfach
unglaublich!«
    »Was glauben Sie, was es
ist? Irgend so ein Stück von einem anderen Planeten?«
    Sie schaute ihn scharf
an. »Wie kommen Sie darauf?«
    Birnbaum zuckte die
Schultern. »Eine bessere Erklärung ist mir halt noch nicht eingefallen.«
    Sie senkte ihre Stimme,
als fürchtete sie, dass jemand mithören könne. »Vielleicht haben Sie sogar
recht. Vielleicht stammt das Ding wirklich nicht von der Erde. Es könnte ein
Meteorit sein.«
    »Ein Meteorit?«
    »Jetzt schreien Sie doch
nicht so«, zischte sie. »Es ist ja noch gar nicht sicher, dass es sich um einen
Meteoriten handelt. Und so lange ist es besser, den Mund zu halten.«
    Sie warf einen Blick zur
Holzhütte hinüber, wo die beiden Techniker immer noch an den Geräten bastelten.
    »Würden die beiden
Kollegen uns den Fund streitig machen?« Birnbaum krempelte seine Ärmel hoch,
und es wurden ganz ordentliche Muskeln sichtbar.
    »Die sind harmlos. Keine
Wissenschaftler, nur Techniker. Aber sie könnten tratschen, und dann werden
ganz andere Leute hellhörig.«
    »Das klingt ja, als
bekämen wir es mit der Mafia zu tun.«
    »Da könnte man durchaus
von Parallelen sprechen«, flüsterte Monika Schwalbe.
    »Und was machen wir
jetzt?« Auch Birnbaums Stimme hatte sich zu einem Flüstern gesenkt.
    »Ich rufe einen Kollegen
an, der hier rauskommen und sich das Ding mal anschauen soll. Es wird natürlich
zwei oder drei Stunden dauern, bis er hier ist. Bis dahin werden auch die
Techniker fertig und wieder verschwunden sein.«
    »Was halten Sie
inzwischen von einem kleinen Imbiss?«, flüsterte Birnbaum, immer noch mit
Verschwörermiene. »Meine Frau hat sicher nichts gegen einen Gast zum
Mittagessen.«
    Die junge
Wissenschaftlerin hatte keine Einwände.

11
    Maria hatte ebenfalls
keine Einwände, zumindest keine, die sie geäußert hätte. Dass sie die blonde
junge Frau aus den Augenwinkeln heraus genauer betrachtete, blieb ihr jedoch
unbenommen.
    »Sie wartet auf einen
Kollegen von der Uni«, erklärte Birnbaum.
    »So«, sagte Maria
wortkarg, während Tobias sich die Linsensuppe reinschaufelte.
    »Mein Sohn wird bestimmt
auch mal studieren«, sagte Birnbaum, dem Jungen auf die Schulter klopfend,
obwohl er sich das eigentlich kaum vorstellen konnte.
    »Dann kommst du
vielleicht nach München, ja?«, sagte Monika Schwalbe freundlich.
    »Klar, wenn die Mädels
an der Uni da alle keine BH s tragen.«
    Birnbaum räusperte sich
drohend, und Tobias zog es vor, seine Mahlzeit rasch zu beenden und die Küche
zu verlassen. Monika Schwalbe war tatsächlich rot geworden und zupfte an ihrem
T-Shirt, als hoffte sie, es würde