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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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beraubte sie damit der
Möglichkeit, sich weiter vor dem Gespräch mit dem groben Klotz zu drücken. Die
großen Hände des Bauern waren schwarz von Erde und Maschinenöl.
    »Sie heißen Schwalbe?«,
fragte Birnbaum und dachte wieder an seinen dummen Traum.
    »Ja, oder haben Sie was
dagegen?«
    »Mein Name ist Birnbaum.
Und wenn Sie aufhören, sich so frech zu benehmen, würde ich Ihnen gerne etwas
zeigen.«
    Monika Schwalbe suchte
empört nach einer passenden Entgegnung, während Birnbaum seinerseits sich
einfach wieder umdrehte und durch den Acker in Richtung des Traktors stapfte.
Neben dem Traktor wehte ein rotes Fähnchen, das aus einem alten Putzlappen zu
bestehen schien.
    »Kommen Sie endlich?«,
fragte er mit einem halben Blick zurück über die Schulter.
    »Ich hasse dieses
Projekt!«, murmelte die junge Frau und sprang genervt hinter dem Bauern her. Er
schien seinen Traktor ausgerechnet dort abgestellt zu haben, wo die Furchen am
tiefsten waren.
    »Und, was gibt es nun?«,
fragte sie ungeduldig, als sie bei dem Fähnchen angekommen waren.
    »Machen Sie die Augen
auf, statt rumzumeckern, dann sehen Sie es.«
    Birnbaum deutete auf den
Boden. Monika Schwalbe kniff die Augen zusammen. In einer Kuhle zwischen
lehmbrauner Erde lag ein glatter schwarzer Klumpen, fast zu glänzend, um ein
Stein zu sein.
    »Wenn die Sonne drauf
scheint, glitzert er in verschiedenen Farben«, sagte Birnbaum.
    »Und was ist das?«
    »Das frage ich Sie. Sie
sind doch Geologin, oder?«
    Monika Schwalbe sagte
nichts mehr. Sie hockte sich hin und begann den Stein zu betasten.
    »Seit wann ist das Ding
da?«
    Birnbaum hob die
Schultern. »Wahrscheinlich seit Tausenden von Jahren. Aber gefunden habe ich es
gestern, als ich den Baumstamm da rausgezogen habe.«
    Er deutete hinüber zu
dem schwärzlichen Rest der Linde.
    »Es lag unter dem Baum?«
    »Ja. Festgehalten von
den Wurzeln.«
    »Dann muss es auf jeden
Fall älter sein als der Baum.«
    »Schlau gedacht«, sagte
Birnbaum mit nach unten gezogenen Mundwinkeln. »Ich glaube, 99,9 Prozent aller
Steine hier sind älter als der Baum.«
    Die junge Frau ließ sich
nicht aus der Fassung bringen. »Auf die Steine trifft das natürlich zu«,
erklärte sie. »Aber hier haben wir es vielleicht nicht mit einem Stein zu tun,
jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne.«
    »Was ist es dann?«
    »Es ist noch zu früh,
das mit Bestimmtheit zu sagen«, sagte die Doktorandin, die sich wieder
aufgerichtet hatte, die Hände an ihrer Jeans abwischte und nach ihrem Handy zu
suchen begann.
    Birnbaum legte ihr eine
Pranke auf den Arm. »Davon abgesehen, dass ich nicht glaube, dass Ihr Telefon
an diesem Ort funktioniert, möchte ich gerne noch ein paar Worte mit Ihnen
reden, bevor Sie hier eine ganze Mannschaft aus der Uni auflaufen lassen.«
    Monika steckte das
Handy, das genau wie am Vortag kein Netz anzeigte, wieder in die Tasche.
    »Also, was?«
    »Klarstellen möchte ich
vor allem eines: Dieser Acker gehört mir, und alles, was sich darauf und darin
befindet, ist ebenfalls mein Eigentum.«
    Die junge Frau schwieg.
    »Zweitens: Was immer das
da für ein Ding ist, ich bin bei allen Entscheidungen dabei. Vielleicht kann
man es verkaufen. Vielleicht ist es irgendeine wissenschaftliche Sensation.
Wenn Sie beziehungsweise Ihre Spezln von der Uni versuchen, mich auszubooten,
dann frage ich eben jemand anderen. Wissenschaftler gibt es wie Sand am Meer.«
    Monika Schwalbe musste
gewaltig schlucken, um sich die erste Erwiderung zu verkneifen, die über ihre
Lippen wollte und von Kraftausdrücken strotzte.
    »Überschätzen Sie das
Ding nicht«, sagte sie stattdessen halbwegs ruhig. »Vielleicht ist es einfach
nur ein großes Stück Glimmer. Dann kräht kein Hahn danach, und Sie können Ihren
Namen reingravieren und es sich in die Stubenvitrine stellen.«
    »Darf ich Sie vielleicht
noch auf eine Kleinigkeit aufmerksam machen?« Birnbaum war nun so freundlich,
wie es nur jemand sein konnte, der gerade einen großen Trumpf aus dem Ärmel
zog.
    »Hm?« Die
Wissenschaftlerin hörte nur mit halbem Ohr zu, während ihr Blick noch einmal zu
dem seltsamen Stein wanderte.
    »Könnten Sie mir wohl
sagen, wie spät es ist?«
    »Wie bitte?«
    »Schauen Sie mal auf
Ihre Uhr. Meine ist leider stehen geblieben.«
    Unwillig warf sie einen
Blick auf ihr Handgelenk, wo eine Sportuhr mit einem blauen Stoffarmband saß.
    »Elf Uhr
fünfunddreißig«, sagte sie.
    Dann fiel ihr auf, dass
der Sekundenzeiger sich nicht bewegte, und sie

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