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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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und 500 vor Christus ereignet haben
könnte. Ich schreibe meine Doktorarbeit darüber. Als der Komet in die
Erdatmosphäre eindrang, explodierte er, und seine Trümmer gingen in diesem
Gebiet hier nieder.«
    Der Sperling hörte auf,
an dem Stein zu kratzen, und sagte lässig: »Nach dem gegenwärtigen Stand der
Forschung durchschlugen die Fragmente die Atmosphäre mit einer Geschwindigkeit
von vierzigtausend Stundenkilometern.«
    »Ein ganz schöner Rums,
was?«
    Birnbaums Bemerkung war
reichlich unqualifiziert, was der Sperling mit einem weiteren Seufzen
quittierte. »Wenn Sie es so nennen wollen, ja, ein ganz schöner Rums … Beim
Einschlag haben die Bruchstücke ein lang gestrecktes Kraterfeld erzeugt, das
etwa die Region zwischen dem Chiemsee, Burghausen und Altötting umfasst. Über
einhundert Einschläge haben wir schon ausfindig gemacht.«
    Die Mienen der beiden
Wissenschaftler waren bedeutungsschwanger, und Birnbaum bekam das Gefühl, dass
er hier eine ganz dicke Sache vor sich hatte, deren Folgen für ihn und seine
Familie und vielleicht für ganz Palling noch gar nicht abzusehen waren.
    Monika Schwalbe ergriff
wieder das Wort. »Wir sollten nichts überstürzen. Und vor allem sollten wir den
Mund halten. Neider gibt es überall. Auch im akademischen Bereich wird nicht
immer nur mit Worten diskutiert, und es geht auch nicht immer schön sachlich
und korrekt vor sich. Des einen Brot ist des anderen Tod, wie es so schön
heißt.«
    »Oder, was dem einen die
Eule, ist dem anderen die Nachtigall«, bemerkte Birnbaum vieldeutig.
    »Auch so könnte man es
ausdrücken«, sagte der Sperling humorlos. »Eine wissenschaftliche Existenz ist
ebenso schnell ruiniert, wie jemand anders aufsteigt. Und da bei den meisten
Kollegen die wissenschaftliche Existenz ganz praktisch mit der wirtschaftlichen
Existenz verknüpft ist, können Sie sich vielleicht vorstellen, dass niemand
sich gerne die Wurst vom Brot nehmen lässt.«
    Birnbaum nickte. Das war
einleuchtend.
    »Als Nächstes würden wir
mit Ihrer gütigen Erlaubnis einige Tests mit dem Stein vornehmen, gleich hier
an Ort und Stelle«, fuhr der Sperling mit einer leichten Verbeugung fort. »Dazu
müssten wir morgen wiederkommen und einige Kollegen sowie ein paar Gerätschaften
mitbringen.«
    Birnbaum nickte erneut.
    Der Sperling schaute die
Schwalbe an. »Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie passt dieses Ding nicht
in unsere bisherigen Annahmen. Es ist viel zu groß, zu schwer, zu dicht …«
    »Ähmm …«, machte Monika
Schwalbe. »Unsere bisherigen Annahmen waren vielleicht einfach nur zu begrenzt.
Das wird sich sicher alles klären.« Dann wandte sie sich an Birnbaum:
»Vordringlich geht es darum, die Besitzverhältnisse an dem Meteoriten
feststellen zu lassen, Herr Birnbaum. Sonst kommt am Ende noch jemand auf die
Idee, Ansprüche zu erheben. Der Staat, die Gemeinde, die wissenschaftliche
Konkurrenz. Wir müssen gewappnet sein. Irgendjemand findet sich immer, der
einem in die Suppe spucken will.«
    »Natürlich gehört das
Ding mir, wem denn sonst!« In Birnbaums Stimme tönte ein Grollen.
    »So einfach ist das
möglicherweise nicht, Herr Birnbaum«, sagte die Schwalbe freundlich und
zwinkerte dem Sperling zu. »Aber wir helfen Ihnen natürlich gerne mit dem
juristischen Kram. Vielleicht könnte man Herrn Dr. Hasenpfeffer hinzuziehen.
Das ist ein Anwalt, mit dem unser Institut gelegentlich zusammenarbeitet. Der müsste
sich mit solchen Fragen eigentlich auskennen.«
    Das Nachmittagslicht
färbte sich allmählich golden. Monika Schwalbe ließ sich Birnbaums Handynummer
geben, die sie mit einem Kugelschreiber in ihrer Handfläche notierte. Dann
wandten sich die beiden Münchener, die noch einen weiten Rückweg vor sich
hatten, dem Waldrand zu, wo die Autos standen.
    »Scheiße!«, rief der
Sperling, als er seinen dunkelblauen Flitzer ganz weiß gesprenkelt sah.
    »In der Tat«, sagte
Birnbaum mit Unschuldsmiene. »Ich hatte Sie doch gewarnt, den Wagen dort
abzustellen. Haben Sie denn die Krähennester nicht gesehen?«
    Und er freute sich wie
ein Schulbub, als der junge Mann sein Taschentüchlein zückte und die gröbsten
Kleckser mit Geschimpf und Spucke zu entfernen versuchte.

13
    Ein junges Huhn, kaum
größer als ein Küken. Manchmal konnte sie nicht anders. Manchmal brauchte sie
das. Sie hatten erstaunlich viel Blut, die kleinen Tiere. Und so ein Küken, das
konnte sie in einer Schachtel mitnehmen, in der Einkaufstasche, ganz
problemlos.
    Die Sonne hatte

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