Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi
es krachte.
8
Als Monika Schwalbe etwas
später die Tür ihres Wagens öffnete, stand plötzlich eine ziemlich aufgelöste
Frau Birnbaum neben ihr und funkelte sie mit dunklen Augen an. Ein paar
Strähnen hatten sich aus ihrem Haarknoten gelöst, was ihr ein überraschend
verwegenes Aussehen verlieh.
»Ja, was ist denn?«,
fragte die junge Frau erstaunt.
»Hätten Sie einen Moment
Zeit?« Marias Stimme klang nicht sehr freundlich, und während sie sprach, legte
sie eine Hand auf die Tür des Wagens, als wäre sie durchaus bereit, die
Schwalbe auch mit Nachdruck am Einsteigen zu hindern.
Monika Schwalbe war
selbst nicht in bester Stimmung. Sie war müde und traurig und begann an dem
Kometenprojekt und an ihrer ganzen Doktorarbeit zu zweifeln. »Was gibt es
denn?«
»Etwas Persönliches. Und
es ist ziemlich dringend.« In Marias Augen zuckten Blitze. Die Schwalbe nickte
gehorsam.
Maria deutete hinüber
zum Obstgarten, wo ihr Mann oder ihr Sohn sie nicht sehen würden.
»Ist etwas passiert?«,
fragte die schöne Wissenschaftlerin mit einem unguten Gefühl, während sie, noch
immer in ihren Gummistiefeln, hinter der Bäuerin herlief.
Maria blieb abrupt
stehen und schaute sie geradewegs an. »Ich möchte nur verhindern, dass etwas
passiert!«
Monika wischte sich
langsam eine Strähne aus dem Gesicht und schaute beinahe wie ein Kind, das man
für eine nicht begangene Unart bestrafen wollte. »Ich verstehe nicht, was Sie
meinen, Frau Birnbaum.«
Maria ergriff das
Handgelenk der jungen Frau und drückte ziemlich fest. »Der Xaver ist mein Mann,
und ich möchte, dass Sie Ihre Finger von ihm lassen!«
Monika Schwalbe war so
verblüfft, dass sie ihr Gegenüber mit offenem Munde anstarrte, hin- und
hergerissen zwischen Empörung und Heiterkeit. »Aber Frau Birnbaum, Ihr Mann
interessiert mich doch wirklich nicht die Bohne!« Mit einem Ruck befreite sie
sich aus Marias Griff.
»Das sah aber eben ganz
anders aus!«
»Wie bitte?«
»Vorhin im Kuhstall, wo
Sie sich von ihm haben umarmen lassen!«
»Aber … Nun reicht es
aber!« Allmählich wurde auch die Monika sauer und blitzte zurück. »Was sollte
ich denn mit Ihrem Mann anfangen? Der ist doch so alt, dass er mein Vater sein
könnte!«
»So alt ist er auch
wieder nicht!«, rief Maria empört. »Der Xaver ist ein attraktiver Mann, und
wenn er am Sonntag seinen Staat trägt, schaut sich mehr als nur eine nach ihm
um!«
Monika Schwalbe konnte
nicht mehr an sich halten. Sie begann zu lachen, prustete beinahe, und stützte
sich am Stamm eines Apfelbaums.
»Was ist denn nun so
komisch?«, fragte Maria verärgert.
»Sie sind ja
eifersüchtig wie ein Schulmädchen, Frau Birnbaum!«
Monika wischte sich ein
paar Lachtränen aus den Augen. »Wer hätte das gedacht? Und wenn Sie wütend
sind, muss man ja richtig Angst vor Ihnen haben!«
Maria schwieg
indigniert. Es stimmte, sie hatte sich ein wenig gehen lassen.
»Ich schwöre Ihnen, dass
ich nichts von Ihrem Mann will«, wiederholte die Schwalbe, um einen ernsthaften
Gesichtsausdruck bemüht.
»Wirklich?«, fragte
Maria erleichtert.
»Wirklich. Ich bin doch
nicht hier, um mit ihm anzubändeln. Es geht mir nur um den Kometen. Der ist
sehr wichtig für mich. Für meine Doktorarbeit, für meine Zukunft. Und vorhin
war ich so traurig, wegen dem Patrick …«
Maria erinnerte sich an
den traurigen Anlass für Monika Schwalbes Besuch und schämte sich ein wenig für
ihren Ausbruch. »Der Xaver hat wohl recht. Die Hormone machen mich manchmal
unzurechnungsfähig«, murmelte sie.
»Wollen wir uns nicht
lieber vertragen, ja? Es ist doch eh schon alles schwierig genug.« Monika
schaute sie bittend an.
»Von mir aus«, sagte
Maria und streckte ihr die Hand hin. »Und wir können uns auch gerne mit Du
anreden, wenn Sie mögen. Ich heiße Maria.«
»Monika«, sagte die
Monika und schlug ein.
9
Zur gleichen Zeit saß in
der Traunsteiner Polizeiinspektion Kommissarin Wintersruh noch an ihrem
Schreibtisch. Ihre Miene wirkte leidend, vielleicht auch gelangweilt. Zusammen
mit ihrem Assistenten war sie in München gewesen, um an der Beerdigung des
Ermordeten teilzunehmen. Fast der ganze Tag war dafür draufgegangen. Der
Erfahrung nach war es nicht ungewöhnlich, dass sich ein Täter, getrieben von
Neugier oder Reue, auf dem Friedhof blicken ließ. In diesem Falle aber schien
der Täter sich eine solche Dummheit verkniffen zu haben, denn weit und breit
war kein Verdächtiger aufgetaucht.
»War doch ohnehin klar,
dass das zu
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