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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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abzuholen.
    Seltsam, dachte sie, als
sie später zu Hause ihre Einkäufe in die Schränke räumte. Was hat diese Person
nur an sich, dass sie einen dazu bringen kann, sich für fremdartige Dinge zu
interessieren und dabei völlig die Zeit zu vergessen?

7
    Am späten Nachmittag des
gleichen Tages kam Monika Schwalbe mit geröteten Augen nach Palling. Sie trug,
als sie auf dem Mooshamer-Hof vorfuhr, noch den schwarzen Rock, mit dem sie auf
der Beerdigung gewesen war, und ein Spaghettiträgerhemdchen in der gleichen
Farbe.
    »Arbeit tut mir am
besten«, sagte sie, als Maria fragte, ob sie nicht besser ein paar Tage Urlaub
machen wolle. »Ist Ihr Mann denn auch da, Frau Birnbaum?«
    »Im Kuhstall«, sagte
Maria ärgerlich. »Beim Ausmisten. Da wollen Sie doch sicher nicht hingehen mit
Ihren Schuhen?«
    Aber sie hatte die
Schwalbe unterschätzt. Ohne Ziererei streifte sie die hochhackigen Sandalen ab
und fischte aus dem Kofferraum ihres Wagens ein paar Gummistiefel, mit denen
sie sonst auf dem Acker herumlief.
    Xaver Birnbaum führte
gerade ein ernstes Gespräch mit einem der Kälber, das nicht ordentlich fressen
wollte, als die junge Doktorandin sich auf einen Heuballen setzte.
    »Wie war es denn?«,
fragte er vorsichtig.
    »Wie soll es gewesen
sein?«, erwiderte Monika Schwalbe seufzend. »Traurig natürlich. Die arme Mutter
hat sich am Grab die Augen ausgeweint. Wenn ihre Verwandten sie nicht gestützt
hätten, wäre sie zusammengebrochen.«
    »Ich wünschte fast, dass
ich diesen verdammten Kometen nie gefunden hätte«, sagte Birnbaum mit
betroffener Miene. »Er bringt nur Ärger und Unglück, fast so, als würde ein
Fluch darauf lasten.«
    »Ein Fluch? Das ist
Unsinn, Herr Birnbaum. Der Meteorit kann ja nichts dafür, dass die Menschen
sich um ihn streiten. Er ist schon ein tolles Ding, trotz allem. Wir werden
weiterkämpfen, nicht wahr?«
    Birnbaum nickte.
    »Ja, das werden wir. Und
ich kann ja auch gar nicht mehr zurück. Ich habe den Acker nicht bestellen
können mit all dem Gerenne, und auf meinem Konto auf der Bank sammeln sich nur
Nullen. Und wenn ich daran denke, dass in ein paar Monaten das Kleine da sein
wird und dass ich nicht mal das Notwendigste anschaffen kann, einen Kindersitz
und eine neue Wiege … Dann könnte ich einfach nur kotzen!«
    »Ja, das Leben ist schon
ab und zu ein Haufen Mist«, sagte die Schwalbe und wischte sich über die Augen,
wo schon wieder ein paar Tränchen rannen.
    Birnbaum, der im Grunde
ein weichherziger Mann war und dem die Sorgen selbst über den Kopf wuchsen,
legte seinen Arm um sie und drückte sie kurz an sich. Eine freundliche und
beinahe väterliche Geste, die auch vollkommen ohne Bedeutung geblieben wäre,
hätte nicht ausgerechnet in diesem Moment Maria den Stall betreten, ganz leise,
getrieben von der Neugier, was die Schwalbe und ihr Mann schon wieder zu
besprechen hatten. Sie sah, was sie nicht hätte sehen sollen, hielt sich die
Hand vor den Mund und ergriff die Flucht. Stolpernd, blind vor Tränen, rannte
sie hinauf in ihre kleine Dachkammer.
    Diese Monika war eine
ganz falsche Ziege, mit ihren engen T-Shirts, unter denen sie den Busen wackeln
ließ! Wenn sie auftauchte, rasierte sich der Xaver auch an einem Wochentag und
parfümierte sich mit dem Aftershave ein, das sie ihm vorletztes Weihnachten
geschenkt hatte. Wenn die Monika etwas wollte, bewegte er sich viel schneller,
als wenn sie, Maria, ihn mal bat, eine Besorgung zu machen. Letztens hatte die
Monika einen Rock getragen, der ihr kaum über den Allerwertesten reichte. Und
sie selbst würde demnächst wie ein Walross aussehen, mit geschwollenen Beinen
und schweren Hüften und mit ihren Arbeitshänden, die immer rau blieben, so oft
sie sie auch eincremte.
    Maria drückte sich die
verarbeiteten Hände vor die Augen. »Vielleicht sollte ich einen Koffer packen
und zu meiner Schwester fahren. Mir irgendwo eine Arbeit suchen und ein neues
Leben beginnen. In der Papierfabrik in Trostberg würde ich bestimmt eine
Anstellung bekommen. Oder als Küchenhilfe in einem Hotel in Prien oder Gstadt.
Oder vielleicht sollte ich richtig weit fortgehen, vielleicht nach Rosenheim,
und in einer Gaststätte bedienen …«
    Bei dem Gedanken, ihren
Mann und ihren Sohn und den Hof tatsächlich zu verlieren, schluchzte sie heftig
auf. Dann erfasste sie plötzlich eine riesige Wut.
    »Ich werde doch nicht
davonlaufen und dieser dummen Schnepfe das Feld überlassen!«, rief sie erbost
und schlug mit der Faust aufs Bügelbrett, dass

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