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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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plötzlich Angst machte.
    »Oder bin ich diejenige,
die sich fürchten muss?«

6
    Sechs Tage später,
nachdem alle rechtsmedizinischen Untersuchungen abgeschlossen waren, wurde
Patrick Sperling in München beigesetzt. Maria war in der Früh nach Palling
geradelt, um Semmeln zu holen, und schlüpfte bei der Gelegenheit noch schnell
in die Kirche. Sie dachte an das bubenhafte Lächeln und zündete eine Kerze an.
Danach fuhr sie heim und ging in den Gemüsegarten, um Unkraut zu zupfen, den
Kopf voll mit traurigen Gedanken. Zu Mittag bereitete sie Kartoffelsalat und
saure Nierchen zu, und um zwanzig vor eins stieg sie mit ihrem Sohn ins Auto,
um nach Trostberg zu fahren.
    Während er seine
rhythmische Gymnastik machte, erledigte sie die Einkäufe, so wie immer, und
machte ihren Rundgang durch die kleine Innenstadt. Die Sonne brannte, und
plötzlich sah sie Sterne. Ihr wurde ganz schwindelig. Bei der Andreaskirche konnte
sie nicht mehr weiter. Sie stellte ihre Tasche ab und blieb einen Moment
stehen, stützte sich an die Mauer. Ihr war, als wollte ihr Kopf zerplatzen. Sie
streckte die Hände unter den spärlichen Wasserstrahl des Kana-Brunnens, um den
Puls ein wenig zu kühlen. Der metallene Frosch im Brunnenbecken glotzte sie an,
und ganz in Gedanken ließ sie einen Finger über seinen Kopf hingleiten.
    »Du armes Ding sitzt
hier auch so ganz allein …«
    Und in diesem Moment
tauchte sie wieder auf, die Langner, ganz unvermittelt und fast an der gleichen
Stelle wie eine Woche zuvor.
    »Da bist du ja wieder,
Maria!«, rief sie eine Spur zu freundlich.
    »Ja, da bin ich wieder«,
sagte Maria, die ganz plötzlich eine Gänsehaut auf den Armen bekam. »Es ist ja
auch wieder Dienstag, und der Tobias hat Sportunterricht.«
    »Und du vertreibst dir
derweil die Zeit damit, Frösche zu streicheln, ja?« Die Therese hatte ein
kleines Funkeln in den Augen. Man wusste nie, ob sie wirklich meinte, was sie
sagte. »Glaubst du, er wird sich in einen Prinzen verwandeln? Oder gefällt es
dir einfach, wenn sie glatt und fest sind?«
    Warum musste eigentlich
alles, was sie von sich gab, so anzüglich klingen? Am liebsten hätte Maria sich
verdrückt. Aber dann wurde ihr schlagartig wieder übel, sie sah den Frosch
plötzlich doppelt, und der Mund der Langner öffnete und schloss sich, ohne dass
sie etwas hörte. Auf ihrer Netzhaut zerplatzen farbige Funken. Sie musste sich
festhalten. Die Langner reichte ihr den Arm und redete ihr gut zu, beinahe
mütterlich nun. Und dann war es nicht mehr möglich, einfach wieder fortzugehen
wie beim letzten Mal. Die Therese wiederholte die Einladung zum Kaffeetrinken,
und sie setzten sich in ein Café, das ganz versteckt in einer Seitengasse lag
und wo Maria vorher noch nie gewesen war. Die Therese fühlte ihr den Puls und
bestellte ihr zum Kaffee einen frisch gepressten Orangensaft.
    »Ist da etwa was Kleines
unterwegs, oder täusche ich mich, Maria?«
    Maria errötete ein
wenig, denn das hatte sie noch nicht herumerzählen wollen, aber da sie das Kind
auch nicht verleugnen wollte, nickte sie notgedrungen.
    »Sieht man es mir etwa
schon an?« Ihr Lächeln war ein wenig blass.
    »Aber Unsinn, nicht die
Spur! Ich kann nur zwei und zwei zusammenzählen. Dein Mann läuft mit derart
stolzgeschwellter Brust durch die Gegend! Und das letzte Mal, als wir uns
trafen, bist du vor dem Schaufenster mit den Babykleidern gestanden. – Da
wünsche ich dir aber alles Gute!«
    Sie lächelte und drückte
Marias Hand. »Und ausgerechnet jetzt habt ihr diesen Ärger am Hals. Der Komet
aus eurem Feld und dieser tote junge Mann … Wenn ich dir irgendwie helfen kann,
lass es mich wissen!«
    Eigentlich ist sie doch
ganz nett, ganz egal, was die Leute sagen, dachte Maria und entspannte sich ein
wenig.
    Therese Langner hatte
viel zu erzählen. Sie berichtete von weiten Reisen nach Asien und Guatemala,
wobei nicht ganz deutlich wurde, ob sie wirklich dort gewesen war oder ob sie
die Orte aus Filmen kannte. Dann kam sie auf alternative Formen des
Zusammenlebens zu sprechen, die sich im Grunde gar nicht so sehr vom Leben in
den sogenannten primitiven Gesellschaften unterschieden, wo jeder seine
Pflichten hatte und im Dienst an der Gruppe Erfüllung fand. Sie sprach witzig
und gewandt und hatte dabei ein sehr anziehendes Glänzen in den Augen, sodass
es fast unmöglich war, sich ihr zu entziehen. Fast zwanzig Minuten ließ Maria
den Tobias an der Sporthalle warten, ehe sie sich erinnerte, dass es Zeit war,
ihn

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