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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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die Scheune, weil der Motor des Traktors stotterte, und
Tobias wollte nach Palling, wo er zum Videospielen verabredet war.
    »Ich fahre dich hin«,
sagte Maria und zog sich die Strickjacke über.
    »Ich kann auch mit dem
Radl fahren.«
    »Ich weiß. Aber ich will
noch bei Brigid im Gasthof vorbeischauen. Wenn sie für die Saison noch Torten
braucht, kann ich auch welche backen.« Das war schon die zweite kleine Lüge,
und sie ging ihr ebenso geschmeidig von den Lippen wie die erste.
    In Wirklichkeit wollte
sie natürlich zur Langner. Um den Liebeszauber zu erneuern. Oder sich aus der
Hand lesen zu lassen oder sonst etwas. Vor allem aber, um einen zweiten Blick
auf das Foto in der Küche zu werfen. Vielleicht konnte sie noch andere Männer
erkennen. Vielleicht war der eine oder andere in den vergangenen Wochen in
Palling herumgestrichen. War es nicht möglich, dass einer von diesen
Anzugträgern der Mörder vom Patrick war?
    Der Tobias stieg beim
Ortsschild aus, sein Spezl wohnte gleich an der ersten Ecke. Maria winkte ihm
nach. Sie fuhr noch zweihundert Meter weiter und stellte den Wagen bei der
Kirche ab, denn das war unverdächtig. Rasch ging sie in die Seitenstraße
hinein, wo Therese Langner wohnte. Plötzlich hielt sie inne. Am Ende der Straße
flackerte Blaulicht. War die Polizei der Therese auf die Schliche gekommen?
    »Das wär zu schön, um
wahr zu sein«, murmelte Maria bei sich, während sie ihren Schritt
beschleunigte. Tatsächlich, der Streifenwagen stand vorm Hauseingang der
Langner, und daneben parkte der rote BMW, mit dem die Kommissarin Wintersruh
damals auf dem Hof vorgefahren war. Ein Grüppchen Schaulustiger hatte sich um
die Wagen versammelt und deutete zum Stubenfenster der Hexe hinauf. Die
Gesichter waren gespannt bis betreten.
    »Das ist ja furchtbar …«, flüsterte jemand.
    »Vielleicht musste es
einmal so kommen …«
    »Seit zwei Tagen hatte
niemand sie gesehen …«
    Die Kerbel Hanni machte
einen langen Hals.
    »Was ist denn
passiert?«, fragte Maria. Ihr Magen verschlang sich zu einem Knoten.
    »Die Langner hat’s
erwischt«, flüsterte die Bäckerin hinter vorgehaltener Hand. »Jemand hat ihr
die Gurgel umgedreht!«
    Der Boden unter Marias
Füßen bebte, die Knie wurden ihr weich. In diesem Moment bog der schwarze Wagen
des Bestatters um die Ecke, und es wurde still. Zwei Männer gingen mit einer
Bahre die schmale Stiege hinauf. Oben am Fenster war für einen Moment das
Gesicht des blassen Kriminalassistenten zu sehen.
    »Wer hat sie entdeckt?«
Maria hörte ihre eigene Stimme wie aus großer Ferne.
    »Die Polizei selbst«,
raunte die Hanni. »Diese Kommissarin und ihr Lehrbursche. Die wollten mit der
Therese reden und haben bei ihr geklingelt. Das sagt zumindest die Frau
Berggrün, die Lehrerin, die in der Etage darunter wohnt. Und weil die Langner
auf das Klingeln nicht geöffnet hat, sind sie hinaufgegangen, um an die Tür zu
klopfen. Da haben sie so einen Geruch bemerkt, einen widerwärtigen, sagt die
Berggrün. Und dann haben sie die Tür aufgebrochen. Im Flur, da ist sie dann
gelegen, die Therese, schon ganz grün im Gesicht, mit wirrem Haar und
hochgeschobenen Röcken, und die Augen haben starr zur Decke geblickt.«
    Gleich wird mir übel,
dachte Maria, und ging zwei Schritte von der Hanni weg, um nicht noch mehr
Einzelheiten zu erfahren.
    Die Kommissarin kam aus
dem Haus. Der Trupp von der Spurensicherung drängte sich an ihr vorbei in den
schmalen Flur. Helga Wintersruh erkannte Maria sofort und zog sie ein Stückchen
zur Seite.
    »Frau Birnbaum, ist das
ein Zufall, dass ich Sie hier treffe, oder wollten Sie zur Frau Langner?«
    »Ist das wichtig?«,
fragte Maria, die tief atmete, um den Anfall von Übelkeit zu überwinden.
    »Schon ziemlich
wichtig«, sagte die Kommissarin mit ihrer tiefen Stimme. »Hatten Sie denn
Kontakt mit der Frau Langner?«
    »Ja, aber nur ganz
flüchtig.«
    »Wie flüchtig?«
    Maria zögerte eine
kleine Sekunde. »Vielleicht finden Sie es lächerlich. Aber die Therese, ich
meine, die Frau Langner, die hatte einen bestimmten Ruf …«
    Die Kommissarin runzelte
die Stirn.
    »Mit einem Wort, ich
habe einen Zauber bei ihr machen lassen …«
    »Einen Zauber?«
    »Einen Liebeszauber,
wenn Sie es unbedingt wissen müssen. Wegen meinem Mann. Wenn man so lange
verheiratet ist, da ist man sich manchmal nicht mehr sicher …«
    »Wollen Sie mich
veralbern, Frau Birnbaum?«
    »Aber nein! Die Therese
hat solche Dinge gemacht. Handlesen und Wahrsagen und

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