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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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Kartenlegen.«
    »Und Liebeszauber?«
    »Alle Arten von Zauber.«
Maria sah sie bittend an. »Aber würden Sie meinem Mann wohl nichts davon sagen?
Das wär mir sehr unangenehm. Er lacht mich sonst nur aus, weil ich so dumm
bin.«
    »Keine Sorge«, brummte
die Kommissarin. »Liebeszauber interessieren mich nicht. Wann und wie oft sind
Sie denn bei der Frau Langner gewesen?«
    »Nur ein einziges Mal«,
sagte Maria rasch. »Am vorletzten Samstag.«
    »Und nun wollten Sie
gerade wieder zu ihr?«
    »Nein, bewahre! Ich habe
nur meinen Buben nach Palling gebracht, er trifft sich hier mit Freunden.«
    Die Kommissarin sah
keinen Grund, die Mooshamer-Bäuerin weiter zu befragen. Ein harmloseres Landei
war ihr selten begegnet. Liebeszauber, auf was für Ideen die Leute kamen!
    In diesem Moment wurde
die Bahre mit der Toten, die mit einem weißen Laken zugedeckt war, aus dem
Hausflur getragen. Ein Raunen wie ein Windzug ging durch die Menschen. Zwei
oder drei bekreuzigten sich, ein paar andere wandten den Blick ab.
    »Wo fangen wir an?«,
fragte der farblose Bichler seine Chefin.
    »Fragen Sie mich was
Leichteres! Wie ich soeben erfahren habe, betätigte sich die Dame in ihrer
Freizeit als Wahrsagerin, Kartenlegerin und so weiter. Es wäre also interessant
zu wissen, wer sie aufgesucht hat und mit welchen Anliegen.«
    Bichler seufzte. »Wieder
Klinkenputzen?«
    »In einem Nest wie
Palling, das ja nicht gerade Palermo ist, kann man wohl kaum annehmen, dass
zwei Morde so kurz nacheinander nicht zusammenhängen. Und gerade in dem Moment,
wo wir Therese Langner aufsuchen wollten, weil sie im ersten Fall verdächtig
ist, hat sie prompt das Zeitliche gesegnet.«
    »Das war keiner, dem sie
die Handlinien falsch gelesen hat. Das hat jemand getan, der eine Mitwisserin
loswerden wollte«, bemerkte Bichler missmutig.
    Die beiden Männer in
Schwarz hatten die Bahre abgestellt, um die Tür vom Wagen zu öffnen, als eine
plötzliche Böe durch die kleine Straße fegte, eine Handvoll Staub aufwirbelte
und das weiße Laken lüftete. Das Gesicht der Toten wurde sichtbar, käsig
bleich, fast gräulich, die roten Haare wie ein brennender Busch. Die Augen waren
gnädigerweise geschlossen. Um den Hals hing festgezurrt ein buntseidener Schal,
dessen lange Fransen im Wind spielten. Die spitze Zunge hing der Hexe aus dem
rot geschminkten Mund.
    Maria, die sich gerade
davonschleichen wollte, erstarrte. Sie fühlte sich schwanken, die Welt drehte
sich plötzlich, dann wurde alles schwarz um sie.

Teil 3

1
    Xaver Birnbaum bekam den
Schreck seines Lebens, als seine Frau vom Assistenten der Kommissarin nach Haus
gebracht wurde, der ihn mit knappen Worten von den Vorfällen in Kenntnis
setzte. Nun lag Maria im Bett und konnte nicht aufhören zu weinen. Der eilig
herbeigerufene Dr. Gruber, der zu den wenigen seines Berufsstandes gehörte, die
auch nach Feierabend noch Hausbesuche machten, konstatierte einen leichten
Schock sowie Überarbeitung und verordnete für mehrere Tage strikte Bettruhe.
Als Maria etwas einwenden wollte, wurde er streng.
    »Wenn Sie sich nicht
schonen, dann garantiere ich für nichts, Frau Birnbaum. Sie sind nicht mehr die
Jüngste, was das Kinderkriegen angeht.«
    Das saß. Maria schluckte
heftig. Das Gesicht des Doktors wurde etwas milder.
    »Ich kann Sie natürlich
zu nichts zwingen. Aber bis Dezember ist es noch eine Weile hin. Wie wollen Sie
das durchhalten, wenn Sie so weitermachen? Ihre Beine sind ziemlich
geschwollen, was wohl an der Hitze liegt, aber auch ganz einfach daran, dass
Sie zu viel herumlaufen. Die Herztöne des Kindes sind normal. Aber ihr eigener
Blutdruck ist ziemlich niedrig. Gehen Sie nicht so viel in die Sonne. Bleiben
Sie in der Mittagshitze am besten im Haus, in einem Zimmer, wo Sie es ruhig und
kühl haben. Und keine unnötigen Aufregungen. Entspannen Sie sich. Lesen Sie ein
schönes Buch. Oder machen Sie Handarbeiten. Etwas, das Sie ablenkt.«
    »Und die Arbeit? Wer
soll die ganze Arbeit tun, wenn ich mich ausruhe?«
    »Was ist denn wichtiger,
die Arbeit auf dem Hof oder die Gesundheit des Kindes? Solche Aufregungen
können böse Folgen haben.«
    Der Doktor brauchte
nicht weiterzureden. Maria zog sich die Bettdecke bis zur Nase hoch und schwor
sich, keinen Schritt mehr zu machen. Sie würde sich ab sofort weder um die Kühe
oder das leibliche Wohl von Mann und Sohn kümmern noch der Polizei die Arbeit
abnehmen und Ermittlungen auf eigene Faust führen. Für ein paar Tage quartierte
sich ihre Schwester

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