Der Komet

prominente Fälle; just auf diesem Gelände errichteten die Nazis später ihr Konzentrationslager, das für viele der Vorhof zur Hölle wurde. – Die Zellen waren kalt und feucht. Gavrilo Princip durfte nicht lesen und mit niemandem reden. Er verfiel körperlich immer mehr und starb am 28. April 1918 an Knochentuberkulose. (Der Krieg endete offiziell am 11. November.) Er war keine 24 Jahre alt geworden. Seine letzten Worte, in die Wand seiner Zelle geritzt, waren: »Unsere Geister werden durch Wien wandern / Am Hofe umherirren, die sogenannten Herrschaften erschrecken.«
    Franz Ferdinand ließ den Wagenkorso nicht einmal wenden, nachdem er mit einer Bombe attackiert worden war. Er fuhr weiter, obwohl Sophie Schrapnellsplitter abbekommen hatte und leicht blutete. Er hielt eine kurze Rede im Rathaus; anschließend wollte er die Offiziere im Spital besuchen, die von der Bombe verwundet worden waren. Die Wagenkolonne fuhr denselben Weg wieder zurück, den sie gekommen war – an einem Kai entlang. Gavrilo Princip, der dort neben einem Café stand und wartete (eigentlich hatte er schon aufgegeben), löste sich aus der Menge, stellte sich mit seiner Pistole direkt vor das Auto und schoss aus nächster Nähe. Der Thronfolger und seine Frau waren tödlich verwundet: eine Kugel hatte ihr Korsett und ihren Unterleib durchschlagen, eine zweite seine Drosselvene. Beide dachten im Sterben nur aneinander. Sophie fragte Franz Ferdinand, was mit ihm geschehen sei; er flehte sie an, um ihrer Kinder willen durchzuhalten und zu leben. Er sank langsam nach vorn, wobei er heftig blutete. Sein Hut fiel ihm vom Kopf. Die grünen Federn, mit denen der Hut geschmückt war, versanken in einer Blutlache, die sich auf dem Boden des Autos ausbreitete. Seine letzten Worte waren: »Es ist nichts.«