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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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ein wenig zu konstruiert, aber trotzdem kein schlechtes Bild dafür, wie man das beschreiben könnte, was seine Berufung auf dieser Welt war. Er machte sich im Stillen eine Notiz, diesen Gedankengang später noch einmal weiterzuverfolgen und abzuwägen, wann es denn an der Zeit sein sollte für diese ... diese Memoiren, die er ganz offensichtlich immer schwerer aus seinen Gedanken verbannen konnte. Es war zweifellos sonderbar, wie oft sie in letzter Zeit aufgetaucht waren. War das nur ein Zufall, oder
war es mehr? Ein Fingerzeig? Zeit, zum Rückzug zu blasen, wie gesagt?
    »Aber, verdammt noch mal«, unterbrach Servinus seine Gedanken. »Das könnte ja bedeuten, dass es noch eine gibt!«
    Van Veeteren öffnete die Augen. Servinus hatte die Schultern hochgezogen. Es sah aus, als würde er frieren.
    Suijderbeck starrte an die Decke.
    Kluuge hatte sich zurückgelehnt und schien fertig mit seinem Bericht zu sein.
    »Genau«, sagte der Kommissar und räusperte sich. »Es spricht so einiges dafür, dass sie sich in guter Gesellschaft befindet.«
    »O Scheiße«, sagte Suijderbeck.
     
    »Und die schweigen immer noch?«, fragte Van Veeteren und zerbrach einen seiner Zahnstocher.
    Kluuge nickte.
    »Sowohl die Schwestern als auch die Mädchen. Es ist offenbar genauso, wie der Hauptkommissar gesagt hat, man hat ihnen eingeimpft, dass es eine Art Probe ist, die sie da durchlaufen. Um in die Gemeinde, in den Himmel oder weiß der Teufel wohin zu kommen ... Es geht darum, dass sie ihre Stärke beweisen und in keiner Weise mit uns zusammenarbeiten. Offensichtlich haben sie eine anständige Gehirnwäsche hinter sich, und ihnen ist alles Mögliche versprochen worden, wenn sie sich nur am Riemen reißen und die Klappe halten.«
    »Vielleicht ewiges Leben«, schlug Servinus vor.
    »Wir oder sie?«, fragte Suijderbeck.
    Kluuge nickte wieder.
    »So ungefähr«, sagte der Hauptkommissar. »Das hier ist der entscheidende Kampf. Das Reine Leben gegen Die Andere Welt.«
    »Was?«, fragte Servinus.
    Van Veeteren zuckte mit den Schultern.
    »Nun ja, die leben in ihren eigenen Kategorien. Die schlimmsten Grillen haben sie vermutlich in ein paar Tagen
überstanden ... mangels Nachschub zumindest, aber das ist nur meine persönliche Meinung.«
    »Dann meint der Hauptkommissar also, wir sollten uns damit begnügen zu warten?«, fragte Kluuge.
    Van Veeteren kratzte sich am Kopf und dachte ein paar Sekunden nach, bevor er antwortete.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Vielleicht gibt es ja auch den ein oder anderen Einpeitscher unter ihnen. Wir müssen auf jeden Fall die Augen offen halten und diese Anführertypen isolieren. Wie diese Belle Moulder zum Beispiel.«
    Kluuge machte sich Notizen. Servinus seufzte schwer und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    »Ist es eigentlich so geschickt, sie dort draußen zu lassen?«, überlegte er. »Oder überhaupt möglich? Die ganze Geschichte wird doch heute Abend und morgen früh in allen Zeitungen stehen, und dann werden sofort die Eltern hier sein ... es ist doch schon was im Radio gelaufen, oder?«
    »Das ist ein Problem«, gab Kluuge zu. »Aber das Praktische haben wir erst einmal geregelt. Sie können dort noch für ein paar Tage bleiben, Essen und so ist genug da ...«
    »Das sind natürlich auch solche Wackoos«, fuhr Servinus fort. »Die Eltern, meine ich.«
    »Wackoos?«, wiederholte Kluuge.
    »Schafe«, verdeutlichte Servinus. »Blöken lieber statt zu denken.«
    »Es liegt doch wohl auf der Hand, dass die bald anfangen werden zu reden«, sagte Suijderbeck irritiert. »Schließlich wissen sie, dass eine ihrer Freundinnen ermordet worden ist ... vielleicht sogar zwei. Die sind doch wohl nicht so dumm, dass sie nicht begreifen, dass ... dass ...«
    »Ja, was?«, soufflierte der Hauptkommissar.
    »Ach, Scheiße«, sagte Suijderbeck. »Ich bin so müde, dass ich langsam alles doppelt sehe. Ihr meint also ernsthaft, dass dieser Jellnek ...«
    »Jellinek«, korrigierte Kluuge.
    ». . . dass das Charisma dieses Jellinek so verdammt stark ist,
dass er drei Liebhaberinnen und einem Dutzend Teenagermädchen einen Maulkorb verpassen kann, während er selbst ganz einfach vom Tatort verschwindet und sich in Sicherheit bringt? Unglaublich, und das werde ich auch noch so sehen, wenn ich wieder munter bin!«
    »Hm«, sagte Kluuge. »Ja, ich weiß nicht. Aber das scheint eine sehr sonderbare Sekte zu sein, da machen wir uns am besten nichts vor.«
    »All right«, seufzte Suijderbeck. »Vielleicht ist es

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