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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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ja so, wie ihr sagt. Was sollen wir dann tun?«
    »Hm«, wiederholte Kluuge und schaute auf die Uhr. »Erst einmal müssen wir die Pressekonferenz hinter uns bringen, und anschließend haben wir wohl nicht so viele andere Möglichkeiten, als sie zu verhören und weiter zu verhören, bis sie den Mund aufmachen, sowohl die Mädchen als auch die Damen im Wolgershuus ... oder bis zumindest eine von ihnen den Mund aufmacht. Oder was meint der Hauptkommissar?«
    Van Veeteren stand auf und trat ans Fenster. Er drehte den anderen den Rücken zu, während er auf den unruhigen Himmel schaute und auf Fersen und Hacken hin und her wippte.
    »Nun ja«, sagte er nach einer Weile. »Natürlich müssen wir sie verhören, während wir warten. Aber daneben dürfen wir nicht vergessen, uns zu fragen, was da draußen eigentlich vor sich gegangen ist. Oder was wir zumindest glauben, was passiert sein könnte. Ich persönlich habe so meine Zweifel.«
    »Was?«, fragte Kluuge. »Was meinst du damit?«
    Aber er bekam keine Antwort. Der berühmte Kriminalhauptkommissar blieb auf seinem Fleck stehen und schaukelte hin und her, die Hände auf dem Rücken. Suijderbeck zündete sich seine vierte Zigarette innerhalb der letzten halben Stunde an, und Servinus hatte sich zurückgelehnt und schlief mit offenem Mund.
    O Mann, dachte Polizeianwärter Kluuge. Kein leichter Job, so eine Mordermittlung zu leiten. Das erfordert den ganzen Mann, so viel stand fest.

18
    Er hatte eine gewisse Sorgfalt auf seine Ausrüstung verwandt, trotzdem war sie offensichtlich nicht ganz zufrieden stellend. Zumindest nicht in den Augen aller.
    »Wollen Sie das mitnehmen?«, fragte der junge Mann mit den Bartstoppeln, der mit einem buttergelben Trainingsanzug bekleidet war.
    »Ja, natürlich«, sagte Van Veeteren. »Gibt es da irgendwelche Einwände?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber Kissen und ein Regenschirm. . .?«
    »Ein Sonnenschirm«, verbesserte ihn der Hauptkommissar.
    »Ein Schutz gegen die Sonne. Wie Sie vielleicht sehen, verspricht es auch heute wieder ein heißer Tag zu werden. Die Kissen sind für meinen Rücken und Nacken. Ich weiß, wie verdammt unbequem es ist, aufrecht in einem Kanu zu sitzen, und ich plane, den ganzen Tag unterwegs zu sein. Also, vermieten Sie mir jetzt eins oder nicht?«
    »Aber selbstverständlich«, nickte der Jüngling, während eine kleidsame Rötung aus dem Buttergelben aufstieg.
    »Entschuldigen Sie ... ja, welches möchten Sie? Der Preis ist dreißig Gulden plus hundert Gulden Pfand.«
    Van Veeteren zückte seine Brieftasche und bezahlte.
    »Das da«, sagte er und zeigte auf einen der roten Kanadier, die ordentlich gestapelt neben dem Bootshaus lagen. »Je breiter, umso besser.«
    Der junge Mann brachte das Fahrzeug zu Wasser und hielt es dann am Anleger fest, während der Hauptkommissar Kissen, Aktentasche und Schirm verstaute. Und schließlich sich selbst. Eine wacklige Sekunde lang, als er auf den Boden plumpste, glaubte er umzukippen, aber als er sich zurechtgesetzt hatte, die Kissen im Rücken, nickte er zufrieden dem Bootsverleiher zu und bekam einen angenehmen Schubs, der ihn über die spiegelblanke Wasseroberfläche gleiten ließ. Nicht
schlecht, dachte er und begann vorsichtig den leeren Strand entlangzupaddeln. Wirklich nicht schlecht.
    Nach Osten hin, wie er geplant hatte. Gegen die Strömung hinaus, mit der Strömung zurück. Obwohl das Kanu in diesen ruhigen Morgenstunden so ohne jeden Widerstand vorwärtsglitt, dass er daran zweifelte, ob es hier überhaupt irgendwelche Strömungen gab. Nun ja, das würde er wahrscheinlich erst dann merken, wenn er in etwas schmaleres Fahrwasser kam.
    Er paddelte hundert Schläge, dann machte er eine Pause und schaute auf die Uhr. Viertel vor neun. Carpe diem! dachte er. Ließ die Hand in das kühle Wasser gleiten und wusch sich das Gesicht. Zog Hemd und Schuhe aus und paddelte weiter. Ruhig und rhythmisch. Noch lag die Temperatur erst so um die zwanzig Grad, schätzungsweise, aber es bestand natürlich kein Zweifel daran, dass es ein heißer Tag werden würde. Noch einer. Aber eine angenehmere Art, ihn zu verbringen, konnte man sich ja wohl kaum wünschen?
    Armer Kluuge, dachte er in einem Anfall von Großzügigkeit und Mitleid.
    Aber wenn man halt nur ein Berater ist, dann muss man sich auch wie einer verhalten.
     
    In der Aktentasche hatte er, neben Zeitungen und Zahnstochern, zwei Flaschen Mineralwasser, eine Tüte mit frischen Brötchen (aus der Bäckerei, die direkt neben

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