Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
dieser Operation hatte genügt, um Zuckuss eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Es war eine Sache, sich selbst gleichsam mit Waffen und Such-
geräten aufzurüsten, und Zuckuss beneidete Fett unverhohlen um dessen eindrucksvolle Palette von Sensoren und Vernichtungsmaschinen - der Mann war ein wandelndes Waffenlager. Doch noch darüber hinauszugehen und wichtige Teile der eigenen Anatomie einfach wegschneiden und durch Durastahl und Energiezellen ersetzen zu lassen, sich selbst also in eine Waffe zu verwandeln, statt nur in einen hochgerüsteten Waffenträger. Zuckuss drehte sich beinahe der Magen um, als er den schlafenden D'harhan beäugte. Darauf läuft es also hinaus, dachte er düster. Wenn man bis ganz ans Ende geht. Der durchbrochene Metallschweif, das dritte Bein der dreigliedrigen, teilweise lebenden Lafette der Laserkanone, wand sich um D'harhan wie eine Verteidigungsbarriere, die ihn von jedem Kontakt mit einem Universum lebendiger Wesen ausschloss.
Zuckuss machte vorsichtig einen weiteren Schritt ins Innere des Frachtraums der Sklave I. Ihm war durchaus klar, dass D'harhan weniger eingeschlafen als vielmehr teilweise abgeschaltet war. Er sparte seine Energie für die ständig schussbereite Waffe über seinem Brustkorb, deren Leuchtanzeigen in der Dunkelheit ein einfaches Muster bildeten. Bei Zuckuss Annäherung erwachte ein noch aktiver Schaltkreis vollends zum Leben und eine der in schwarzen Handschuhen steckenden Hände streckte den erleuchteten Bildschirm der mit einer Tastatur ausgestatteten Stimmbox aus. STÖREN SIE MICH NICHT, war auf dem Bildschirm zu lesen. Die Audiofunktion war offenbar nicht aktiv. LASSEN SIE MICH. Ein schlafender Drache in seiner Höhle, dessen zerstörerischer Feueratem zurzeit nur schwelte.
Die stumme Warnung genügte. Zuckuss war überglücklich, als er zu der Leiter zurückgekehrt war, die zur Kanzel der Skla-
ve I führte. Dieses dunkle, schläfrige und dennoch beängstigende Wesen, das sich mutwillig in eine Waffe verwandelt hatte, erregte in Zuckuss eine Mischung aus Furcht und Abscheu. Er hatte einst, noch ehe er sich entschloss, ein Kopfgeldjäger zu werden, einen flüchtigen Blick auf Darth Vader, den Dunklen Lord der Sith, erhascht, als dieser eine Strafaktion der Sturmtruppen in der Hauptstadt einer Welt befehligte, die zu lange gezögert hatte, sich dem fernen Imperator Palpatine zu unterwerfen. Damals war ihm der Gedanke gekommen, und er kam ihm jetzt wieder, dass man Wege einschlagen konnte, auf denen man - selbst wenn man einen Grad von Macht erreichte, den man sich niemals erträumt hätte - auf der anderen Seite etwas Wichtiges einbüßte, so als würde die unter dem Panzer verborgene Substanz immer mehr abnehmen und durch fühllose Metallteile und Schaltkreise ersetzt.
Aber es würde ihn zu weit führen, weiter darüber nachzugrübeln, vor allem jetzt, da er sich mit Kreaturen wie Boba Fett und D'harhan zusammengetan hatte. Vielleicht später, hatte Zuckuss überlegt, während er die Leiter zur Kanzel erklomm. Falls es ein Später gab.
»Ich verstehe das mit dieser Stimmbox nicht, die er mit sich herumträgt.« Zuckuss deutete jetzt mit einem Nicken auf die Leiter und den Frachtraum darunter. »Das Ding kommt mir irgendwie unpraktisch vor. Ich könnte mir denken, dass etwas, das ihm freie Hand lässt, ein nützlicheres Kommunikationsmittel für ihn wäre.«
»D'harhan hat keinen sehr großen Bedarf an Kommunikation.« Boba Fetts Stimme klang spröde amüsiert. »Und früher, als es noch andere von seiner Art gab, haben sie ihre Aktionen über ihr eigenes internes Kom-Netzwerk koordiniert.«
»Es gab noch andere wie ihn?« Das schien Zuckuss eine wahrlich bestürzende Aussicht zu sein. »Was ist mit ihnen passiert?«
Fett blieb ihm eine Antwort schuldig.
Zuckuss versuchte es mit einer anderen Frage. »Wie war er früher?« Er hatte nicht einmal große Lust, den Namen des anderen laut auszusprechen. »Bevor er. wurde, was er heute ist?«
»Das geht Sie nichts an.« Boba Fett nahm den Blick nicht von den Kontrollen der Sklave I. »Er ist schon seit sehr langer Zeit so. Wenn Sie vorher noch nie von D'harhan gehört haben, liegt das daran, dass er sich nur um seine eigenen Angelegenheiten kümmert. In Regionen der Galaxis, in die es jemanden wie Sie ohnehin niemals verschlägt.« Fett warf über die Schulter einen Blick auf Zuckuss. »Und dafür sollten Sie dankbar sein.«
Die Diskussion über das letzte Mitglied ihres Teams war damit beendet.
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