Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung

Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung

Titel: Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.W. Jeter
Vom Netzwerk:
in der Membran gespeicherte akustische Energie ließ das milchige, halb durchsichtige Gewebe glänzen, als die winzigen unterentwickelten Beine an den Rändern dem Wesen halfen, sich schlitternd um die Füße der zahlenden Kundschaft zu winden. Eine Reihe primitiver Sinnesorgane an der Oberseite verlieh der Membran lediglich die Fähigkeit, zwischen Licht und Schatten zu unterscheiden. Sie bewegte sich hauptsächlich mithilfe einmal verankerter Erinnerungen fort und folgte dem programmierten Weg von dem Q'nithianer zu dem anderen Mann, der sie erwartete.
    Hoch über der kriechenden Membran lachte eine der Tonnika-Schwestern über den Witz, den ihr ihre Zwillingsschwester soeben erzählt hatte. Die Pointe hatte etwas mit dem unschönen Vergleich zwischen dem Paarungsverhalten der Wookiees und den sauren, verkniffenen Gesichtern der Admiralität der Imperialen Flotte zu tun. Der graue Rauchfaden, der aus der qualmenden Zigarette in Senni Tonnikas feingliedriger Hand aufstieg, zeichnete, als sie einen Schritt zurückwich, eine schwankende Linie in die stickige Luft der Bar. Zu schnell für die Membran, um der Spitze ihres Stiefelabsatzes noch rechtzeitig auszuweichen. Der Absatz traf die Membran an einer Ecke ihres amorphen Leibes mit solcher Wucht, dass die letzte Information, die sie unter dem Tisch in der Nische absorbiert hatte, einfach aus ihr herausgequetscht wurde.
    »Hast du das gehört?« Senni hörte auf zu lachen und sah sich irritiert um.
    »Ich höre eine Menge.« Ihre Schwester Brea lächelte, beugte sich näher zu ihr und atmete den Rauch ein, den die andere gerade ausgestoßen hatte. »Dauernd...«
    »Nein...« Senni zog die Stirn kraus und blickte auf den Boden, der glitschig von verschütteten Drinks war und übersät von diversen Verpackungen. »Ich meine, von da unten.« Dann schüttelte sie nachdenklich den Kopf. »Ich habe ganz genau eine leise Stimme gehört, die gesagt hat: Ich werde mich persönlich davon überzeugen, dass sie dort angekommen ist.«
    »Das hast du dir eingebildet.«
    Die Membran war bereits weitergekrochen und eilte so schnell sie konnte auf ihr Ziel zu. Als sie die Nische am anderen Ende der Bar erreichte, musste sie nicht erst mühevoll auf den Tisch klettern. Eine schmutzige Hand mit schwarzen Fingernägeln langte nach unten und hob sie auf.
    »Ein fettes kleines Ding, wie?« Vol Hamame hatte früher mal zu Big Gizz' Flitzerbande gehört. Dann hatten sie sich irgendwann getrennt. Und keineswegs in aller Freundschaft. Hamame hatte seit damals andere, gleichermaßen kriminelle, aber Gewinn bringendere Anstellungen gefunden. Sein Leben hatte sich in vielfacher Hinsicht deutlich verbessert, seit es ihm gelungen war, sich von Spiker, Gizz' widerwärtigem zweiten Mann in der Bande, loszusagen. »Sieht aus, als hätte der Q'nithianer das Ding voll gestopft mit Informationen hierher geschickt.«
    »Was sonst?« Hamames Partner sah ebenso finster aus wie er selbst. Die von Schleim verklebten Falten seiner Nasenhöhle flatterten feucht bei jedem Atemzug. »Dazu sind diese Dinger doch da.« Die winzigen Beine der Membrane zappelten vergeb-
    lich, als Phedroi sie auf ihren glänzenden Rücken legte. »Mal sehen, was sie uns mitgebracht hat.«
    Nur einer der Monde des q'nithianischen Sternsystems besaß eine Lufthülle. Auf diesem Mond, in tiefen Spalten und Verwerfungen, die sich aufgrund des durch den benachbarten Planeten verursachten Gezeitenwechsels beständig aneinander rieben, wuchsen jene lebenden Membranen in dichten Trauben und vermehrten sich wie die Pilze, die man häufig auf Welten mit reichem Baumbestand fand. Sie lebten von akustischer Energie, absorbierten Schallwellen und lagerten sie Schicht um Schicht in ihrem einfachen Organismus ab. In den ältesten Membranen war das Ächzen von Jahrtausenden seismischer Verschiebungen gespeichert, begraben unter dem Gewicht ihrer alles überwuchernden Nachkommen und angewachsen zu einer kriechenden Masse, die so groß war, dass sie einen imperialen Raumkreuzer leicht wie eine leuchtende Decke einhüllen konnte.
    Doch die kleinen, jungen Membranen waren von ungleich größerem Nutzen. Sie waren das perfekte Lauschinstrument, das jedes auf die Trommelfellzellen seiner Hülle treffende Geräusch in seinem gallertartigen Gewebe speicherte. Und da sie vollkommen organisch waren, konnten sie von den handelsüblichen Antiwanzensystemen nicht entdeckt werden.
    Hamames angefressener Finger drückte auf die aufgedunsene Mitte der Membrane.

Weitere Kostenlose Bücher