Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
Kopfgeldjägergilde war vor langer Zeit erfolgt, ehe Bossk eine der wichtigsten Lektionen seiner Branche gelernt hatte: Vertraue niemals einem Konkurrenten, mach ihn lieber gleich kalt.
Das ist echte Weisheit, versicherte sich Bossk. Und das aus zahl-
reichen Gründen. Es hatte noch andere Ursachen für seine Wut gegeben, zahlreiche andere Demütigungen, die Boba Fett ihm zugefügt hatte und die mit der Zeit, eine nach der anderen, zu einem ganzen Berg angewachsen waren. Als Bossk Fett dann gegenübergestanden hatte, damals, als Darth Vader den besten Kopfgeldjägern der Galaxis den Auftrag erteilte, Han Solos Millennium Falken aufzuspüren und zu kapern, hatte er seine gesamte Selbstkontrolle aufbieten müssen, um Fett nicht anzuspringen und ihm die Kehle zu zerfetzen. Und dann dieses letzte empörende Manöver, als Fett sowohl ihn selbst als auch seinen Partner Zuckuss hereingelegt und Han Solos in Karbonid eingefrorene Gestalt gleichsam unter Bossks ausgestreckten Krallen in Jabbas Palast abgeliefert hatte - da hatte er vor Wut fast den Verstand verloren.
Als ihn daher die Nachricht erreichte, dass Boba Fett tot war, aufgelöst in den Verdauungssäften des Sarlacc-Ungeheuers, hatte ihn eine Kombination aus Begeisterung und Enttäuschung erfasst. Aber wenn das Universum tatsächlich so entgegenkommend war, ihm genau das zu geben, wonach er sich mit größter Leidenschaft sehnte, musste er das einfach so philosophisch wie irgend möglich hinnehmen. Der Umstand, dass er sich nun für den Rest seines Lebens mit der Enttäuschung abfinden musste, diese Angelegenheit nicht selbst erledigt, die Früchte des Hochgefühls, Boba Fett mit eigener Hand aus dem Reich der Lebenden zu entfernen, nicht selbst geerntet zu haben, zeigte ihm nur, dass dieses Universum in Wirklichkeit doch nicht fair und gerecht war. Trotzdem hatte Bossk die Hound's Tooth mit Höchstgeschwindigkeit zu dem allzu vertrauten Planeten Tatooine gesteuert, um sich unter dem Himmel zu sonnen, dessen Luft die Lungen seines Feindes mit sei-
nem letzten Atemzug gefüllt hatte.
Er war allerdings nicht so weit gekommen. Tatooine hing jetzt wie ein staubiger Fleck auf dem hinteren Sichtschirm des Schiffs. Noch ehe er Zeit gehabt hatte, die Landekoordinaten für den Raumhafen Mos Eisley einzugeben, war Bossk auf etwas gleichermaßen Vertrautes und Faszinierendes gestoßen, das in einer Umlaufbahn außerhalb der Atmosphäre von Tatooine kreiste. Sobald er die Sklave I im vorderen Sichtfenster seines Cockpits entdeckt und als Boba Fetts Raumschiff identifiziert hatte, waren seine Hände zu den Zielerfassungsund Feuerkontrollen der Blasterkanonen der Hound's geflogen. Das Einzige, was ihn davon abhielt, die Sklave I in eine im leeren Raum treibende Wolke aus Atomen zu zerlegen, war die Erkenntnis, dass der andere Raumer keine seiner Waffen auf sein eigenes Schiff gerichtet hatte. Das und die Erinnerung daran, dass Boba Fett tot war. Ein einfacher Kom-Ruf hatte ergeben, dass die Sklave I zwar verlassen war, aber durchaus noch unter dem Schutz ihrer internen Sicherheitsmechanismen stand.
Das ist zu schön, um wahr zu sein, hatte Bossk gedacht. Es war eine Sache, den Titel des besten Kopfgeldjägers der Galaxis zu führen, aber dann auch noch über das Raumschiff des verstorbenen Boba Fett zu stolpern, das zudem all seine Waffen und persönlichen Daten enthielt, seine sorgfältig gehüteten Geheimnisse und Strategien, die ihn einst an die Spitze seiner gefährlichen Branche gebracht hatten. einer solchen Gelegenheit konnte Bossk einfach nicht widerstehen.
Er hatte klugerweise gar nicht erst versucht, die Sicherheitsvorkehrungen der Sklave I selbst zu knacken. Andere vor ihm waren bei dem Versuch, das zu tun, ums Leben gekommen. Boba Fett hatte das Schiff mit genug Fallen und automatischer
Feuerkraft ausgerüstet, um eine kleine Armee, die versuchen würde, ohne die Autorisierung durch das richtige Passwort an Bord zu kommen, komplett auszulöschen. Aber jetzt, da Fett tot war, stand er beim Knacken der Sicherheitsmechanismen unter keinerlei Zeitdruck. Bossk besaß die Credits und die Muße, die es ihm erlaubt hatten, professionelle Hilfe zu rufen.
Das war einer der Vorteile der großen Nähe zu Tatooine. Dienstleistungen dieser Art waren, sofern man den Preis dafür bezahlen konnte, genau das, was einem in Mos Eisley angeboten wurde.
Mit einem scharfen elektronischen Summen meldete sich die Kom-Einheit der Hound's. Offenbar war eine Nachricht eingegangen.
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