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Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung

Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung

Titel: Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.W. Jeter
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vernehmen.
    Deshalb hatte er sich nicht umgedreht. Er wollte jedem, der diese feuchte Kammer aufsuchte, um mit ihm zu sprechen, ei-
    nen deutlichen psychologischen Vorteil einräumen. Einige Mitglieder der Kopfgeldjägergilde waren auf dem Gebiet persönlichen Mutes ein wenig zu kurz gekommen. Fett konnte sich nur schwer vorstellen, was sie auf den Gedanken gebracht hatte, irgendeine Begabung für ihren Beruf zu besitzen. Wenn sie sich unversehens dem schmalen, dunklen Visier seines Helms gegenüber gesehen hätten, wären sie vielleicht gleich wieder geflohen, ohne der Mund aufzumachen.
    »Ja?« Boba Fett drehte sich um - ganz langsam und so wenig bedrohlich, wie es jemandem mit seinem Ruf überhaupt möglich war. »Was gibt es?«
    »Ich habe mich gefragt.« Im Eingang der Kammer stand der kleine Kopfgeldjäger mit den großen Insektenaugen und den Atemschläuchen. ». ob ich mich wohl mal mit Ihnen unterhalten könnte.«
    Wie hieß dieser Typ noch gleich? Zuckuss, fiel ihm wieder ein. Bossks Partner. Zumindest für die Dauer des Auftrags, in dessen Verlauf Fett ihnen den Buchhalter Nil Posondum unter der Nase weggeschnappt hatte.
    »Falls Sie allerdings beschäftigt sind.« Zuckuss verschränkte in einer Geste unübersehbarer Nervosität die in Handschuhen steckenden Hände. ». kann ich selbstverständlich auch zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommen.«
    »Aber ganz und gar nicht.« Boba Fett hatte diesen Typen auch im Festsaal der Gilde gesehen, wo er sich stets an der Seite des reptilischen Bossk aufgehalten hatte. Es gab also nach wie vor eine enge Verbindung zwischen diesen beiden. »Es gibt nie einen besseren Zeitpunkt als die Gegenwart«, sagte Fett, »um wichtige Dinge zu bereden.«
    Die Unterredung dauerte indes nicht lange. Zuckuss hatte sich kaum mehr als ein paar Minuten in Fetts Unterkunft aufgehalten, als er auch schon wieder auf den Gang huschte und verschwand, bevor irgendwer von der Gilde ihn dort entdecken konnte. Ein kleiner Fisch, dachte Boba Fett. Und keiner der Hauptakteure in der Kopfgeldjägergilde, auf die Kud'ar Mub'at ihn vorbereitet hatte. Dennoch kam Zuckuss, da er eine direkte Verbindung zu Bossk darstellte, eine gewisse Bedeutung zu. Denn Bossk würde, als der ungeduldige designierte Führer der Kopfgeldjägergilde, gewiss in einem beträchtlichen Ausmaß an deren Zerstörung teilhaben.
    Das Gespräch verlief genauso, wie Boba Fett es erwartet hatte und wie Kud'ar Mub'at es sicher vorhergesehen haben würde. Zuckuss war wie so viele einfache Mitglieder der Kopfgeldjägergilde eine perfekte Kombination aus Gier und Naivität. Gerade klug genug zum Mord, überlegte Fett, nachdem Zuckuss gegangen war. Der kleine Kopfgeldjäger hatte nervös aus der Tür gespäht, um sich davon zu überzeugen, dass niemand in der Nähe war, der ihn hätte beobachten können, wie er durch den von Fackeln erhellten Gang schlich. Aber nicht klug genug, um zu verhindern, dass er selbst dran glauben muss. Vielleicht war es dieses Mal noch nicht so weit - Zuckuss mochte den Zerfall der Gilde mit dem unberechenbaren Glück der Nutzlosen durchaus überleben -, aber der Tag würde kommen.
    Fett vermutete, dass darin der große Unterschied zwischen ihm selbst und dem armen Zuckuss bestand, zwischen ihm selbst und Bossk und Bossks brutalem, in die Jahre gekommenem Vater sowie dem ganzen Rest der Gilde. Boba Fett ließ sich einen Augenblick lang auf der Steinbank nieder. Die Waffen, die er trug und die ebenso ein Teil von ihm waren wie sein
    Rückgrat, hinderten ihn daran, sich zurückzulehnen. Er verschwendete nie Zeit darauf, über sich selbst nachzudenken, ebenso wenig wie eine der tödlichen Raketen aus dem Raketenwerfer, den er sich auf den Rücken geschnallt hatte, über sich nachdenken würde, während sie auf ihr zum Untergang verurteiltes, haargenau erfasstes Ziel zuraste. Doch er wusste, dass der Grund, weshalb er noch lebte und andere längst tot waren - oder es bald sein würden -, allein der war, dass er um das wahre und wesentliche Geheimnis seiner Existenz als Kopfgeldjäger wusste.
    So gut er die Kunst, andere intelligente Lebewesen zu fangen und falls erforderlich zu töten, auch beherrschte, noch besser war er darin, die Mordanschläge anderer auf ihn selbst regelmäßig mit heiler Haut zu überstehen. Alles andere war nur eine Frage überlegener Feuerkraft.
    Boba Fett erhob sich von der Steinbank. Wenn er noch länger hier ausharrte, würden bald andere hier auftauchen und mit ihm sprechen wollen.

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