Der Kopfgeldjägerkrieg 02 - Das Sklavenschiff
erachteten: den Glanz der Oberflächen und die Mechanik der Irreführung. Kuat von Kuat fragte sich, weshalb irgendwer von ihnen auch nur daran denken mochte, die finanziellen Arrangements dieses Systems umzustoßen, nur um den Ehrgeiz der Knylenn zu befeuern.
»Ich umgebe mich keineswegs mit Schmeichlern«, sagte Kuat. »Wenn es um den Bau von Maschinen geht, verlässt man sich besser auf die Wahrheit, mag sie auch noch so unangenehm sein. Wenn man ein Schiff baut, das keiner Belastung standhält und das deshalb bei voller Antriebsleistung implodiert, dann will ich das wissen, bevor ein Kunde wie der Imperator die Gelegenheit hat, selbst dahinter zu kommen.«
»Ah.« Khoss nickte in vorgetäuschter Anerkennung. »Sehr weise. Wenn Sie also der Wahrheit die Ehre geben, werden Sie unser heutiges Treffen sicher sehr lohnend finden.« Er wandte sich ab, das formelle Gewand wirbelte um die Absätze seiner Stiefel. Eine ganze Phalanx jüngerer Knylenn sowie ihre Telbuns richteten ihre selbstgefälligen Blicke auf Kuat, ehe sie ihrem Verwandten folgten.
»Sie haben gewiss bemerkt, dass er Ihren Mut hasst.« Kodir von Kuhlvult neigte ihren Kopf dicht an Kuats Ohr, während sie gleichzeitig die abmarschierenden Knylenn im Auge behielt. »Aber ich glaube nicht, dass Sie dieser Hinweis überrascht.«
»Er hat schon immer alle Mitglieder der Kuat-Familie gehasst.« Kuat zuckte die Achseln. »Das ist das Erbe seiner Vorfahren. Und deshalb bin ich auch ziemlich sicher, dass sich die Knylenn nicht an die Erbschaftsregeln gehalten haben. Diese Art Hass kann man nicht lernen, man muss damit geboren werden, er muss tief im genetischen Material verankert sein.«
Ehe Kodir etwas entgegnen konnte, stieß ihn sein Sicherheitschef unmerklich an. »Da kommt der Älteste der Knylenn. Die Party fängt an.«
Das Licht, das in die perlmuttartige Kuppel fiel, wechselte die Farbe. Ein Schwarm Windorchideen, die wurzellosen halb pflanzlichen Bewohner von Kuats dichtesten Wäldern, glitten über die konvexe Außenhülle der Kuppel; ihre kräftigen violetten und himmelblauen Farben übergossen die Angehörigen der Herrscherhäuser wie ein milder optischer Regenschauer. Die Luftströme jenseits der Kuppel ergriffen die Windorchideen und wehten sie trudelnd davon und die Wärme des Sonnenlichts drang wieder bis auf den Boden der Kuppel.
Kuat von Kuat erblickte eine verschwommene Bewegung auf der anderen Seite des sanft erhellten Raums. Die Menge teilte sich vor etwas, das weit größer war als eine menschliche Gestalt.
»Das ist das Lebenserhaltungssystem, von dem ich Ihnen berichtet habe«, sagte Kuats Sicherheitschef. »Es waren nicht nur die funktionalen Teile, die es so teuer gemacht haben. Sie muss- ten es auch noch schmücken.«
Ein vertikal ausgerichteter Zylinder, gekrönt von dem graubärtigen Gesicht des Knylenn-Ältesten. Das schneeweiße Haar, das zu zwei dicken Tauen geflochten war, ragte über die Schulterpartie des unterteilten Metalls, das seine Arme umschloss. Eine Schüttellähmung machte die von Blutgefäßen schwieligen bloßen Hände zittern, die von dehnbaren Gurten daran gehindert wurden, aus Versehen die Kontrollen und Anzeigen auszulösen, von denen die Außenhülle des Systems übersät war. Hellrotes arterielles Blut floss durch ein Netzwerk von Schläuchen und Vorrichtungen für die Sauerstoffzufuhr. Über den Raupenketten, die das transportable System bewegten, ließen Flecken kondensierter Flüssigkeit die Kryospeicher sowie ihren aus weichem Gewebe bestehenden kostbaren Inhalt erahnen.
Der altersgelbe starre Blick des Ältesten wanderte prüfend über die Gesichter der Versammelten, die Augenmuskulatur in den runzligen Höhlen zuckte. Schließlich fasste der Älteste Kuat von Kuat ins Auge, der einige Meter vor ihm stand.
»Sind Sie ... überrascht, Kuat?« Die Stimme drang aus dem Lautsprecher an der Vorderseite des transportablen Lebenserhaltungssystems. Immer nur ein paar keuchende Silben auf einmal. »Dass ich . so lange . lebe?«
Kuat trat vor, blieb vor dem Knylenn-Ältesten stehen und starrte in das Gesicht, das von der Maschine gehalten wurde, die den gealterten Leib gleichsam verschlungen hatte. »Nichts von dem, was Sie tun, überrascht mich.« Er konnte das Gurgeln und Zischen der zahlreichen Komponenten des Lebenserhaltungssystems hören, der flüssigen Substanzen, die permanent zwischen sterilisiertem Metall und dem in seinem langsamen Verfall gefangenen Fleisch ausgetauscht wurden. »Ich war
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