Der Kopfgeldjägerkrieg 02 - Das Sklavenschiff
Netz. Ihre Loyalität einem bestimmten Arbeitgeber gegenüber war nichts weiter als eine Handelsware, die ebenso erworben und verkauft werden konnte wie alle übrigen befristeten Dienstleistungen.
Also hatten sich die Gespräche in den Baracken, Gängen und Senkgruben stets um die Frage gedreht, wer gerade oben oder unten war, wem es gelungen war, sich irgendwie näher an das Zentrum des Imperialen Hofs zu mogeln, wer zur RebellenAllianz übergelaufen war, wer sich bereitwillig an den Meistbietenden verkaufte - und wessen Intrigen und Winkelzüge nach einem Blasterschuss in den Kopf ein plötzliches Ende gefunden hatten. Untreue war in diesem Universum vielleicht Gewinn bringender, hatte aber auch durchaus ihren Preis.
»Also schön«, sagte Dengar. »Ich war nicht dort. Aber andere waren da. Es wimmelt am Imperialen Hof von Lauschern und Spitzeln. Genau wie in Jabbas Palast.« Neelah hatte ihm berichtet, wie viel sie in jener fensterlosen Festung auf Tatooine in Erfahrung bringen konnte. »Wenn man nicht zuhört, überlebt man nicht. An solchen Orten ist dies die wichtigste Regel. Dabei geht es gar nicht so sehr um Spione, auch wenn es dort natürlich immer jede Menge davon gibt, von denen einige mit den Rebellen reden und andere der Schwarzen Sonne Bericht erstatten. Das liegt in der Natur intelligenter Lebewesen. Und ich weiß auch, wie ich immer ein Ohr in Bodennähe halte, wissen Sie?« Dengar deutete mit dem Daumen zum Cockpit über ih- nen. »Ich bin vielleicht kein so toller Kopfgeldjäger wie Boba Fett, aber ein paar der dazu notwendigen Talente besitze ich immerhin auch. Man kommt in diesem Gewerbe nicht weit, wenn man nicht über seine Informationsquellen verfügt. Ich habe ein paar Verbindungen zu Palpatines Hof und zur Schwarze Sonne, einige davon durchaus offiziell, ein paar aber auch durch die Hintertür.«
Neelah wölbte eine Augenbraue. »Und denen vertrauen Sie?«
»Nicht mehr, als ich muss.« Dengar ließ ein Achselzucken sehen. »Für manche Informationen habe ich bezahlt, Geschäftsausgaben eben; damit erkauft man sich gewöhnlich wenigstens ein gewisses Maß an Zuverlässigkeit. Wenn man getötet wird, weil man sich auf etwas verlassen hat, das man von seinen Quellen hat, kommt man nicht zurück, um noch mehr von ihnen zu kaufen. Und manche Dinge kann man sich von mehr als einer Quelle bestätigen lassen, auch dann, wenn es um einen Toten geht, wie Prinz Xizor. Das Problem, wenn man eine Verbrecherorganisation leitet, besteht darin, dass ständig eine Menge wenig vertrauenswürdiger Kreaturen für einen arbeiten und alles über die Geschäfte wissen, die man macht. Und wenn man erst weg ist, sind diese Leute für ein, zwei Credits immer zum Reden bereit.« Auf Dengars Gesicht erschien ein schiefes Grinsen. »Weshalb, meinen Sie, verbringen Leute wie ich so viel Zeit in Löchern wie dieser Bar in Mos Eisley? Dabei geht es nicht um das Essen dort und ganz sicher nicht um die schräge Musik, die dort gespielt wird. Nein, jeder, der einen solchen Laden besucht, tut das, weil er schlicht und ergreifend auf Informationen aus ist. Wenn man die Ohren aufsperrt, kann man alles Mögliche aufschnappen.«
»Wenn Sie das sagen.« Neelah war nicht sonderlich beeind- ruckt. So weit sie wusste, war Dengar viel zu vertrauensselig. Es ist wahrscheinlich ganz gut, dachte sie, dass er aus dem Geschäft aussteigen will. Trotzdem war sie komischerweise davon überzeugt, dass seine Geschichte oder zumindest das, was er ihr bisher erzählt hatte, der Wahrheit entsprach. Plötzlich kam ihr ein beunruhigender Gedanke. Vielleicht habe ich einen Teil davon längst gewusst. Früher, in dem Leben, das man ihr gestohlen hatte, das ihres gewesen war, ehe man ihr Gedächtnis gelöscht und sie in Jabbas Palast versklavt hatte. Wenn das stimmte, bedeutete dies, dass sie einmal etwas ganz anderes gewesen war als eine einfache Tänzerin und potenzielles Rancorfutter.
Aber auch das habe ich doch längst gewusst. Tief in ihrem Innern, an einem Ort, an dem in der Finsternis ringsum der unauslöschliche Funke eines Feuers glühte, war sie sich immer vollkommen sicher gewesen, dass sie in Wahrheit etwas Höheres und Größeres war. Sie hatte schon vor einiger Zeit erkannt, dass Boba Fett im Palast nach ihr Ausschau gehalten und dafür Sorge getragen hatte, dass ihr nichts allzu Schreckliches oder wenigstens nichts Tödliches widerfuhr. Eine seltsame Laune des Schicksals hatte sie an diesen Ort verschlagen. Und dahinter verbarg
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