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Der Kopfgeldjägerkrieg 03 - Die große Verschwörung

Der Kopfgeldjägerkrieg 03 - Die große Verschwörung

Titel: Der Kopfgeldjägerkrieg 03 - Die große Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.W. Jeter
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Umstände auch sein mochten.
    Kud'ar Mub'ats schrille Stimme unterbrach die letzten Reste der Träumereien des Trandoshaners. »Bitte«, sprach der Sammler, »betrachten Sie sich nicht dem Zwang zu unziemlicher Hast unterworfen. Wenigstens nicht um meinetwillen. Als Ihr untertänigster Diener warte ich natürlich, bis es Ihnen genehm ist.«
    »Äh, ja, gut.« Bossk richtete den Blick seiner geschlitzten Pupillen auf den Arachnoiden, der vor ihm kauerte und der seine Spinnenbeine um die bleiche Kugel seines Leibes gefaltet hatte. Er fragte sich bereits, ob es einen Weg geben mochte, auch Kud'ar Mub'at in seine Pläne mit einzubeziehen, sodass auch das gewölbte Exoskelett des Sammlers schließlich zu seinen Trophäen zählen würde.
    Kud'ar Mub'at beobachtete . und war zufrieden.
    Der mit dem Namen Abrechner ausgestattete Buchhalterknoten, machte seine Sache gut und führte den trandoshanischen Kopfgeldjäger Bossk gekonnt an der Nase herum. Der Abrechner übernahm inzwischen so viele Pflichten. Seine Verantwor- tung war weit über das hinausgewachsen, das Kud'ar Mub'at ihm bei seiner Erschaffung zugedacht hatte, nämlich die schlichte Berechnung und Überwachung des Abgangs und Zuflusses der Credits in den Schatztruhen des Netzes. Kud'ar Mub'at hätte sich von Anfang an, schon als er die erforderliche Hirnmasse des Abrechners aus seinem eigenen Neurokortex hervorbrachte, denken können, dass der Unterknoten diesen Weg schließlich verlassen würde. Er ist wie ich, dachte Kud'ar Mub'at mit einem unvermeidlichen Anflug väterlichen Stolzes. Kalt und berechnend und so schön verschlagen.
    Und Verschlagenheit war gefragt, wenn es doppelt so viele Besucher im Netz gab und doppelt so viele Geschäfte abzuwickeln waren, wie ein einzelnes Wesen bewältigen konnte. Selbst eine so vielseitige und mehrspurig agierende Kreatur wie der arachnoide Sammler stieß irgendwann an ihre Grenzen. Und dieses spezielle Besucherpaar verursachte darüber hinaus zusätzliche Probleme. Wenn einer von beiden herausfand, dass Kud'ar Mub'at sich auch auf Gespräche mit dem jeweiligen Widerpart einließ, würden ihm daraus zahlreiche Schwierigkeiten erwachsen. Gleed Otondon war gekommen, um die Interessen der Wahren Gilde, der loyalistisch eingestellten Fraktion der zersplitterten Kopfgeldjägergilde, zu vertreten, während Bossk .
    Bossk vertritt nur sich selbst, dachte Kud'ar Mub'at mit einem verhohlenen anerkennenden Lächeln. Jede andere Behauptung war nur eine nützliche Fiktion, sowohl für den Trandoshaner selbst als auch für jede Kreatur, die mit ihm ins Geschäft kam. Die Mitglieder des Reformkomitees hatten sich davon vielleicht um den Finger wickeln lassen, Kud'ar Mub'at jedoch nicht. Bossk war ein ebenso ehrgeiziges wie rücksichtsloses Indivi- duum. Er glich seinem Vater, ehe der ältere Trandoshaner mit zunehmenden Alter immer lahmer und leichtgläubiger geworden und schließlich durch die Krallen seines eigenen Nachwuchses ums Leben gekommen war.
    Kud'ar Mub'at griff auf die neuralen Daten zurück, die ihm von dem optischen Unterknoten in einer der kleinsten Kammern des Netzes übermittelt wurden, und beobachtete Bossk -und sich selbst. Auch das war eine nützliche Fiktion, auch wenn sich Bossk dessen ganz sicher nicht bewusst war. Der Sammler hatte sein Gehäuse schon vor einiger Zeit, vor Jahren oder gar Jahrzehnten nach standardisierter Zeitrechnung, abgelegt, ohne den hohlen Doppelgänger seiner selbst aufzugeben. Kud'ar Mub'at war damals zu dem Schluss gelangt, dass es andere Verwendungsmöglichkeiten für ein leeres Exoskelett geben musste, und so viel Nervenfasern und einfaches Muskelgewebe ausgesponnen, dass er seine frühere Hülle in ein kontrollierbares Ebenbild seiner physischen Gestalt verwandeln konnte. Die Maskerade war in dem Moment komplett, als sein schlauer Buchhalterknoten, der Abrechner, sich als fähig erwies, ins Innere des Gehäuses zu klettern, die synaptischen Rezeptoren der Neurofasern miteinander zu verknüpfen und eine annehmbare Imitation seines Erzeugers, des eigentlichen Kud'ar Mub'at, zu präsentieren. Bis hin zu meiner kunstvollen Sprache, hatte Kud'ar Mub'at befunden. Was für ein begabter Schüler. Die berechnende Natur des Sammlers wurde eine Sekunde lang von einem herzerwärmenden Gefühl durchglüht, ein Phänomen, das ihm sonst fremd war.
    Der falsche Kud'ar Mub'at, das Gehäuse, in dem sich der Abrechner verbarg, entschuldigte sich jetzt bei dem murrenden Trandoshaner. Einen Moment später

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