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Der Krankentröster (German Edition)

Der Krankentröster (German Edition)

Titel: Der Krankentröster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen von der Lippe , Gaby Sonnenberg
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Diese Niederschrift wird übrigens untermalt von Hugh Lauries (richtig: der Doctor House) Album »Let them talk«. Old school Blues, R&B, Gospel und Konsorten. Ein Muss für den Liebhaber zeitlos schöner, erdiger Musik. Der Kater und ich gingen also erst mal schwimmen und dann auf die Sonnenbank. Dann zum Bahnhof frühstücken. Der Darmstädter Bahnhof ist seit drei Jahren renoviert und besteht nun aus jeder Menge Schnellgastronomie und einem sensationellen Zeitungs- und Buchladen, in dem ich im Verlauf von zwei Stunden viermal war. Beim ersten Mal gab es »Bild«, »Express« und »SZ«. Damit zu Nordsee, wo ich wie immer zum Lachsersatz-Ei-Brötchen griff. »Und einen Kaffee bitte!« »Caprisonne?«, fragte die sehr nette polnische Fachkraft. Das Missverständnis war schnell aus der Welt, hat mich aber noch lange erheitert. Ich nahm um die Ecke im Speiseraum Platz und legte als Erstes die »Bildzeitung« in eine Mayonnaiselache, was mir aber erst später beim Lesen auffallen sollte. Genau wie der Daddler, der zwei Automaten gleichzeitig bearbeitete und offenbar tatsächlich mehrmals gewann. Vielleicht hat er aber auch nur Geld gewechselt. Die Mayo-Bild hatte es in sich: DFB-Boss Zwanziger tritt zurück. Wahrscheinlich hat ihm jemand gesteckt, dass seine Krokodilstränen über Baratis Selbstmordversuch verräterisch glänzen, wo er es doch war, der ihm die internationale Lizenz entzogen hat. Gottschalk nennt Namen für seine Nachfolge, im Express wird er zitiert mit: »Weint nicht um mich!« Ich wusste gar nicht, dass er bald stirbt, ich dachte, er verlässt nur rechtzeitig das sinkende ZDF-Flaggschiff. Til Schweiger hielt besoffen eine Dankesrede für einen Preis. Guter Mann! In diesem Zusammenhang empfehle ich »Über das Trinken« von Peter Richter. Mit Sätzen wie: »Schon heute zeichnet sich ab, dass es auf dem Gebiet des Trinkens zu einer ähnlich restriktiven Gesundheitspolitik kommen könnte wie zuletzt beim Rauchen … es sind noch nicht viel mehr als 200 Jahre, dass in Europa der Genuss von Wasser als unbedenklich gilt … man muss sich, so deuten es manche Historiker an, das Abendland bis ins 18. Jahrhundert als durchgängig und flächendeckend angeschickert vorstellen … eine Bar ist nichts als die Fortsetzung der Bibliothek mit weniger trockenen Mitteln … prosit! Das ist Latein und heißt: Möge es nutzen!« Außerdem verspricht »Bild« im Blattinneren Aufklärung über die Gefahren von Vitaminpräparaten. Scheiße noch mal: Habe heute eine Multikapsel für Senioren eingepfiffen, muss ich jetzt sterben?
    Aber erst mal ist die Rede von einem hübschen Experiment. Münchner Hirnforscher haben 16 Probanden in einen Computertomografen gesteckt und ihnen dann die Bilder der drei möglichen SPD-Kanzlerkandidaten gezeigt. Bei Steinmeier war der visuelle Kortex aktiv, Peer Steinbrück mobilisierte das Stirnhirn, den Sitz der somatischen Marker, er löste mit anderen Worten Wohlbefinden aus. Bei Gabriel blieben die Hirne tot. Das veranlasste »Bild«, den Artikel versöhnlich mit einem Zitat von Dr. Fehse zu beenden: »Menschen sind nicht willenlos gesteuert durch das Unbewusste. Im Gegenteil, oft entscheiden sie sich sogar bewusst gegen ihr Innerstes.« Also für Gabriel. Wer’s glaubt.
    Mann des Tages auf der Titelseite des »Kölner Express«: Blacky Fuchsberger. Ein Vorbild! Er will sich nicht mehr ans Steuer setzen (nach seinem Unfall). »Aus Selbstwertgefühl behalte ich meinen Führerschein, habe aber unser Auto verkauft. Aus eigenem Entschluss gebe ich das Fahren auf.« Dasselbe vermeldet die »SZ«. In der »Bild« taucht der Sachverhalt unter »Mini-Klatsch« auf. Mit einer witzigen Zusatzinformation: Frau Gundel (81) zu »Bild«: »Das stimmt nicht. Das Auto haben wir noch.« Das verbale Nachspiel im Hause Fuchsberger kann man sich gut vorstellen.
    Nach »Bild«, »Express« und »SZ« geht es noch mal in die Buchhandlung und mit der Beute in das dem Bahnhof gegenüberliegende McCafé. Hier wird eine junge Elevin, hübsch, aber offenbar nicht der spitzeste Pfeil im Köcher, sehr liebevoll angelernt. Nach gefühlten dreißig Minuten habe ich aber mein Stück Apfelkuchen mit Sahne und den Latte macchiato, nicht ohne fünf Minuten in meinem Münzdepartement herumgekramt zu haben, weil die Filiale des Weltkonzerns nicht auf zehn Euro rausgeben konnte, nebenbei habe ich noch einer Frau das Zweieurostück klein gemacht, damit sie die Toilette benützen konnte. Ich setze mich mit meiner frisch

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