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Der Krankentröster (German Edition)

Der Krankentröster (German Edition)

Titel: Der Krankentröster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen von der Lippe , Gaby Sonnenberg
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sie aufzumuntern. Doch was konnte ich tun?

    Sie beachtete mich ja kein bisschen, selbst als ich neu aufs Zimmer gekommen war und sie gegrüßt hatte, hatte sie mich nicht einmal angeblickt, und so ließ ich sie in Ruhe. Doch als ich einmal der hilflosen Schwester, die ihr vergeblich versuchte etwas mitzuteilen, anbot, ich könnte mit meinem Laptop auf Google Translate von Deutsch ins Russische übersetzen und das auch wunderbar geklappt hatte, kam ich auf die Idee, mal ein paar nette Sachen mit dem Computer auf Russisch zu ihr zu sagen, und so gab ich: Gute Besserung! Alles Gute! Schönen guten Morgen! oder Guten Appetit! ein und ließ es den Computer laut auf Russisch sagen. Und da drehte sie sich ganz leicht zu mir, lächelte und sagte: »Danke!«

    Und dann bin einmal nach einer Chemopause, die ich zu Hause verbringen durfte, von einem Taxifahrer wieder ins Krankenhaus gebracht worden. Wir kamen nett ins Gespräch, und er fragte mich über unsere Jobs, Autos, Haus und auf welche Schule die Kinder gehen, aus. Doch am Ende der Fahrt fragte er mich, warum ich denn ins Krankenhaus müsste, und ich erzählte ihm von meiner Krankheit und dass mein Knochenmark wieder gen null gefahren werden muss. Da sagte er zu mir, als ich ausstieg: »Danke, dass Sie mir das erzählt haben! Das tut gut, auch mal so etwas zu hören. Sonst denkt man immer, die anderen haben es alle so gut, und man hat es selber zu nichts gebracht. Doch da wird man wieder ganz bescheiden und dankbar. Das tut wirklich gut!«

    Tja, und ich verstehe ihn. Es ist zwar gleichsam schrecklich, Menschen mit Luftröhrenschnitt oder bewegungsunfähig auf einem Bett liegen zu sehen. Aber es bringt einem dem Sinn des Lebens wieder näher. Den des Überlebens. Ich bin nun so dankbar für jeden Tag, den ich hier mit meiner Familie noch auf dieser wunderschönen Welt verbringen darf. Dankbar für mein Leben und alles, was ich hier noch erleben darf. Ich mag meinen Körper, in dem ich noch wohnen darf, das Wasser, das ich fühlen, und die Sonnenstrahlen, die ich noch spüren kann. Nun gut, ab jetzt mit Sonnencreme. ☺ Aber es ist einfach schön.

    Da für die meisten Menschen das Überleben eine Selbstverständlichkeit geworden ist, müssen sie sich über unnütze Sachen ärgern wie das Auto des Nachbarn, das Wetter, die Kleidung anderer, das schlechte Fernsehprogramm, dass andere mehr Geld haben usw.

    Und für diese Erkenntnis, die ich gewonnen habe, bin ich sehr dankbar. Denn wie lächerlich empfand ich auf einmal so viele gern diskutierte »Probleme«. Selbst erschaffene Probleme, die nichts liefern als negative dumme Gedanken und einen davon abhalten, das kostbare Leben in Freude und Ehren zu leben und zu genießen.

    Alles Liebe
    Gaby

    PS: Den Witz fand ich gut. Kriegt fünf von zehn Punkten. Denn ich weiß nicht, was ein Vodo ist. Bin ich jetzt blöd? ☺

    Moin Gaby,
    nur ganz kurz, weil heute meine Gastspielreihe in Berlin anfängt und ich gleich schon in die Halle muss: Du bist natürlich nicht blöd, nur diese kleine Leseschwäche – es heißt Vopo, nicht Vodo! Und dann diese kleine Lücke im historischen Gedächtnis: Der Vopo war der Volkspolizist, so hieß halt die Polizei in der DDR. So, jetzt will ich aber mindestens sieben Punkte! Morgen dann mehr.

    Liebe Grüße
    Jürgen

    Hallo Gaby,

    nu aber, wie der Berliner sagt. Hatte gestern Premiere und da ist vorher immer eine Menge los. Lief alles wunderbar, vorher richtig toll indisch essen, in einem Lokal, wo die einzelnen Gerichte wirklich völlig unterschiedlich schmecken, das ist selten.

    Im Moment wühle ich mich in das Thema Karl May rein, aber jetzt habe ich in aller Ruhe Deine Mail gelesen und darf Dir sagen, dass Du mittlerweile wirklich ganz toll schreibst. Diese beiden Geschichten berühren ganz tief. Vielleicht noch ein schönes vorläufiges Schlusswort zu dem Thema von Aldous Huxley, der gegen Ende seines Lebens sinngemäß sagte, da habe er sich nun sein ganzes Leben mit den letzten Dingen beschäftigt und könne zu guter Letzt doch nichts anderes raten als: »Versucht ein wenig netter zueinander zu sein.« Ich hänge noch ein Foto von mir dran, auf dem ich sichtlich leide, aber wetten, dass Du lachen musst? Und damit haben wir auch schon ein neues Thema: Ein zuverlässiger Quell für Wohlbefinden sind Erinnerungen, von denen Jean Paul sagt, sie sind »das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können«. Ich habe schon in jungen Jahren oft mit diesem blöden Grinsen, das ein

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