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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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seltsame Materie umwandeln, was eine wahrhaft gewaltige Explosion ergäbe. Seltsam ist allerdings, dass ein winziges Strangelet beinahe unbemerkt durch die Erde hindurchsausen kann, solange es nur schnell genug ist. Dann wandelt es nicht viel Materie um und fliegt einfach fröhlich weiter, ohne dass die Erde größeren Schaden nimmt. Wenn es langsamer wäre und in der Erde stecken bleiben würde – tja, gute Nacht, Sonnensystem.«
    »Warum hat es kein größeres Austrittsloch gesprengt, einen Vulkan oder irgendeine Art Ausbruch erzeugt?«
    »Gute Frage. Ein Strangelet würde keine Schockwelle aufbauen, weil es ja alle Materie, die es berührt, absorbiert. Es würde die Materie fressen, auf die es trifft, und einen Tunnel hinterlassen, der vom geologischen Druck sofort danach wieder verschlossen würde. Die einzigen Hinweise auf seine Durchreise wären dann ein kleines Eintrittsloch, ein größeres Austrittsloch und eine ungewöhnliche seismische Signatur.«
    Abbey stieß einen Pfiff aus. »Das alles bestärkt nur meine Theorie. Ein Strangelet wäre die ultimative Waffe – denken Sie mal darüber nach.«
    Er stand auf und stellte den Becher hin. »Ich weiß nicht, wie viel davon sie in Washington wissen, aber ich muss diese Festplatte dorthin schaffen. Ich muss Sie hier allein lassen. Ich wage es nicht, Sie der CIA oder auch nur der hiesigen Polizei in Schutzhaft anzuvertrauen, weil ich nicht weiß, wer hinter uns her ist. Es wäre möglich, dass wir es mit einer eigenmächtig handelnden Behörde unserer eigenen Regierung zu tun haben.«
    »Aber was ist mit Ihnen? Wenn Sie nach Washington gehen, schicken die Sie vielleicht nach Guantanamo oder sonst wohin.«
    »Mir bleibt keine andere Wahl. Ich glaube, Sie könnten recht haben – dieses Ding könnte tatsächlich eine Waffe sein. Dann steht vielleicht das Schicksal der Erde auf dem Spiel.«
    Abbey nickte.
    »Auf dieser Insel sind Sie im Moment einigermaßen sicher. Halten Sie schön die Füße still, und ich nehme in allerhöchstens fünf Tagen Kontakt zu Ihnen auf. Sie kommen doch zurecht?«
    »Keine Sorge, uns geht es hier bestens.«
    Er drehte sich um und nahm sie bei den Armen. »Sie bringen mich heute Abend an Land, wenn es dunkel wird, damit man das Boot nicht so leicht entdeckt.« Er hielt inne und murmelte dann: »Eine Waffe … genau das ist es.«

64
    H arry Burr parkte seinen New Beetle vor dem Wand-o-Matic-Waschsalon und stieg aus. Er stand vor einem dieser schäbigen Mini-Einkaufszentren mit einem Dutzend Läden, von denen die Hälfte leer stand, unbewacht, ein Treffpunkt für Teenagerbanden. Ein guter Platz, um ein gestohlenes Auto loszuwerden: kein Sicherheitsdienst, wenig Publikum und leere Schaufenster. Es hätte Wochen dauern können, ehe jemandem etwas auffiel. Es war Fords Pech – und Burrs Glück –, dass irgendein dämlicher Bursche, der mit seinem Auto angeben wollte, den Pick-up angefahren hatte.
    Er spazierte über den Parkplatz, um ein Gefühl für diesen Ort zu bekommen. Der weiße Pick-up war natürlich längst abgeschleppt. Die Frage war, wo waren Ford und das Mädchen von hier aus hingegangen? Dem Internet sei Dank hatte er eine ziemlich gute Vorstellung davon, wo er das herausfinden konnte. Das Mädchen stammte aus der Gegend, und der Vater wohnte in der Nähe. Burr hielt das für einen guten Anfangspunkt.
    Er lachte auf, zündete sich eine American Spirit an und inhalierte tief. Endlich schien sich das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden. Er rauchte die Zigarette zu Ende, warf die Kippe auf den Boden und stieg wieder in den Beetle. Das Kaff namens Round Pond – allein schon der Name! – befand sich laut seinem Navigationssystem etwa achtzehn Kilometer weiter an derselben Straße. Er war ziemlich sicher, dass der gute alte George Straw ihm etwas Nützliches über den Verbleib seiner Tochter erzählen konnte.
    Die Straße nach Round Pond wand sich durch Wälder und an Farmen vorbei, bis man rechts den ersten Blick auf einen Hafen erhaschte, und darüber ein Häuflein alter weißer Häuser. Als er in die Einfahrt eines Hauses abbog, das ein Stück vom Hafen zurückversetzt stand, informierte ihn das Navigationssystem kurz angebunden, er habe sein Ziel erreicht. Er parkte hinter einem roten Pick-up. Dann schob er die Desert Eagle in eine Aktentasche, stieg aus dem Wagen, ging zur Haustür und klingelte.
    Er hörte schwere Schritte, und gleich darauf ging die Tür auf. Man merkte sofort, dass man auf dem Land war, dachte er, wenn so ein

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