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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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nicht. Wir suchen erst das offene Meer ab und kommen dann zurück, um in die Buchten zu schauen.«
    »Klingt logisch.«
    Straw war hochmotiviert, da gab es keinen Zweifel. Er hielt das Steuerrad so fest gepackt, dass seine Fingerknöchel weiß waren, suchte mit zusammengekniffenen Augen ständig die Umgebung nach anderen Booten ab. Er sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen.
    »Wir haben schon noch genug Zeit«, sagte Burr, bemüht, seine Stimme ruhig zu halten. »Keine Sorge. Solange sie auf dem Wasser sind, wird er nicht zuschlagen. Er braucht sie ja, damit sie das Boot steuert.«
    »Ich kenne jeden Hafen, jede Bucht und jeden Ankerplatz von hier bis zur Isle au Haut, und ich schwöre, wir werden sie alle absuchen, bis wir sie finden.«
    »Wir werden sie finden.«
    »Verdammt richtig.«
    Burr zog eine Packung aus der Tasche und rüttelte eine Zigarette heraus. Der Mann ging ihm allmählich auf die Nerven. »Darf ich rauchen?«
    Straw sah ihn an. Sein Blick war gehetzt, die Augen blutunterlaufen. Der arme Kerl dachte zu viel nach. »Rauchen Sie achtern, weg vom Motor. Nehmen Sie Ihr Fernglas mit, und halten Sie Ausschau.«
    Burr trat an die Heckreling und zündete die Zigarette an. Sie umrundeten eben die Spitze der Insel, und bald erschien eine weitere riesige Fläche Ozean im Nordosten, mit vielen verstreuten Inseln. Die späte Nachmittagssonne zog einen schimmernden Pfad über das blaue Wasser. Mehrere Hummerboote tuckerten in der Nähe herum und holten ihre Fallen ein. Er hob das Fernglas und nahm sich eines nach dem anderen vor.
    Keines davon war die
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.
    Er sog tief den Rauch ein und überlegte, was Ford und das Mädchen wohl vorhaben mochten. Warum waren sie aufs Meer geflohen? Ging es um so etwas wie Spionage? Wie üblich kannte er weder die wahre Identität seiner Auftraggeber, noch wusste er, warum sie die Festplatte wollten. Deshalb war es ihm unmöglich, zu verstehen, warum Ford und das Mädchen von Brooklyn nach Washington reisten, einen Wagen stahlen, damit nach Maine fuhren und dann auf einem Boot aufs Meer verschwanden. Er wusste nur, dass Ford eine Festplatte besaß, die zweihunderttausend wert war. Und mehr brauchte er eigentlich auch nicht zu wissen.

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    A bbey steuerte die
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an den kleinen Steg im Owls Head Harbor. Jackie sprang von Bord und machte fest. Der Hafen war verlassen, ein paar Boote lagen an ihren Plätzen, und Möwen beobachteten sie von den hohen Pfählen aus. Die Sonne war gerade untergegangen und der Himmel voll zarter orangeroter Wolken, die ihr Vater »Federwolken« nannte – sie kündigten schlechtes Wetter an.
    Wyman Ford nahm seinen Aktenkoffer, betrat den knarrenden Steg, strich seinen zerknitterten Anzug glatt und versuchte, sich mit den Fingern das Haar zu kämmen.
    »Vergessen Sie’s, Sie sehen immer noch aus, als kämen Sie von einer Sauftour«, sagte Abbey lachend. »Werden Sie wieder ein Auto klauen?«
    »Ich hoffe doch, das wird nicht nötig sein. Wo geht es in den Ort?«
    »Immer die Straße lang. Sie können ihn nicht verfehlen. Beeilen Sie sich lieber, da kommt ein Sturm.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Sie blickte nach oben. »Der Himmel.«
    »Bleiben Sie auf der Insel, bis Sie wieder von mir hören. Wenn ich mich in fünf Tagen noch nicht gemeldet habe, bedeutet das, dass ich festgenommen wurde. In diesem Fall fahren Sie so weit ans Festland heran, dass Sie Handyempfang haben, und rufen diese Nummer an.« Er reichte ihr einen Zettel. »Er wird Ihnen helfen.« Er zögerte. »Ich habe beschlossen, diese Informationen öffentlich zu machen.«
    »Dann wird die Kacke aber am Dampfen sein.«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit. Die Welt muss das erfahren.« Ford legte Abbey freundschaftlich eine Hand auf die Schulter und blickte auf sie herab. Das schwarze Haar stand ihr wirr vom Kopf ab, und die grauen Augen sahen ihn fest an. »Versprechen Sie mir, dass Sie auf der Insel bleiben und sich versteckt halten. Fahren Sie nicht mit dem Boot herum. Sie haben genug Vorräte für eine ganze Woche.«
    »Machen wir.«
    Er drückte ihre Schulter. »Viel Glück, Abbey. Sie waren eine großartige Assistentin. Es tut mir leid, dass Sie in all das mit hineingezogen wurden.«
    Abbey schnaubte. »Kein Problem, ich klaue gern Autos und werde beschossen.«
    Er wandte sich ab, und sie sah zu, wie er den Steg entlangging, über den Kai und hoch zur Straße. Gleich darauf verschwand seine große, hagere Gestalt um eine Kurve, und sie fühlte sich plötzlich auf

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