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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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zurückzureißen, doch Ford sprang außer Reichweite.
    Er hielt das Blatt vor einer Gruppe erstaunter Zeugen hoch. »Dies ist das Passwort für die Festplatte. Dr. Chaudry hat es soeben aus meinem Jackett gestohlen. Ich hatte Ihnen gesagt, dass wir einen Verräter in den eigenen Reihen haben. Und jetzt haben wir ihn ertappt.«

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    B urr stand im Cockpit, schwenkte den Suchscheinwerfer hin und her und spähte in den Sturm hinaus. Der Lichtstrahl durchstach die tobende Dunkelheit und zeigte nichts als aufgewühltes Wasser und Felsen. Wo waren die Mädchen? Waren sie aus der Lee abgetrieben? Er spielte an den Einstellungen des Radargeräts herum und versuchte, ein erkennbares Bild über die kurze Reichweite des Scheinwerfers hinaus zu erhalten, doch er bekam nur Rauschen herein.
    Ein Blitz zuckte herab und erhellte hoch aufragende Felsen rechts von ihm. Das Brüllen der Brandung war ohrenbetäubend, das Wasser um ihn herum verschwand beinahe unter Sprühnebel, und die See wogte heftig.
    »Verdammter Mist!« Burr zog das Funkmikrofon zu sich heran und drückte auf Senden. »Wo seid ihr?«
    Keine Antwort.
    »Antwortet, oder er ist tot!«
    Immer noch nichts. War das eine Falle? Er brüllte über Funk: »Ich halte ihm die Pistole an den Kopf, und der nächste Schuss ist für ihn!«
    Mit einem plötzlichen Röhren des Motors machte das Boot einen Satz nach vorn, und Burr verlor das Gleichgewicht. Er bekam den Beifahrersitz zu packen, hielt sich daran fest und versuchte, sich hochzuziehen, während das Boot beschleunigte. »Was zum Teufel soll denn das?«, schrie er und versuchte, festen Halt zu finden, damit er die Waffe wieder auf den Fischer richten konnte. Er starrte durch die Fenster der Steuerkabine: Der Dreckskerl beschleunigte das Boot schnurstracks auf das Riff zu, eine Wand aus Felsen, die vor Gischt und Regen triefend aus einer Hölle sprudelnder Brandung aufragte.
    »Nein!« Er griff mit der linken Hand nach dem Steuer, während er mit der rechten die Waffe hob und aus nächster Nähe auf Straw schoss. Doch der Fischer hatte damit gerechnet und riss das Steuer herum, so dass das Boot sich auf die Seite legte und ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Der Schuss ging daneben, und Burr stürzte, er krachte durch die dünne Tür der Steuerkabine und landete ausgestreckt vor dem hinteren Cockpit.
    »Arschloch!« Er kämpfte sich auf die Füße, hielt sich an der Reling fest und zog sich hoch, zwischen die Zähne des Sturms. Das Boot hatte sich um neunzig Grad gedreht und krängte immer noch stark, jetzt breitseits zu den Wellen. Straw riss das Steuerrad erneut herum und versuchte, Burr nicht wieder auf die Füße kommen zu lassen. Doch der hielt sich an der Reling fest, trotz des stark geneigten Decks, das bockte und schwankte. Er stützte sich ab, hob die Waffe und zielte in die Steuerkabine, auf Straw. Er wollte gerade schießen, als er ein neues Geräusch hörte – das Dröhnen eines Motors mit voller Kraft. Er wandte sich um und sah etwas Entsetzliches. Ein Boot erschien urplötzlich aus dem Sturm, pflügte in voller Fahrt auf ihn zu. Der glitzernde stählerne Kiel teilte das schwarze Meer und schleuderte Wasser zu beiden Seiten vor sich her. Und auf dem Vorpiek, an die Reling geklammert wie eine Galionsfigur aus der Hölle, hing das Mädchen. Er warf sich zurück und versuchte verzweifelt, sich in Sicherheit zu bringen, doch im selben Moment legte Straw den Rückwärtsgang ein, die
Halcyon
setzte zurück, so dass ein Zusammenstoß unausweichlich wurde, und Burr wurde wieder zur Seite geschleudert. Hilflos hing er da, einen Arm um die Reling geschlungen, und konnte nichts tun, außer die Waffe zu heben und zu feuern, er betätigte den Abzug einmal, zwei-, drei-, viermal …
    Mit einem ohrenbetäubenden Krachen von berstendem Glasfaserkunststoff rammte der Bug das Schandeck, durchbrach es und schob sich hoch aufs Deck. Burr unternahm einen letzten Versuch, aus dem Weg zu hechten, doch er hatte noch immer keinen Halt auf dem schaukelnden Deck. Der Bug traf ihn frontal in die Brust, ein gewaltiger Schlag, der Knochen zermalmte. Es fühlte sich an, als würde sein Brustkorb durch die Wirbelsäule geschoben. Er flog durch die Luft, stürzte in das tosende Wasser und sank hilflos hinab in die schwarze, kalte, malmende Tiefe.

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    A bbey sah, wie der Körper mit einem ekelerregenden Schlag mit dem Kopf voran ins Meer flog und verschwand. Die Wucht der Kollision warf sie nach vorn gegen die gebogene Reling, und sie kippte

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