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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Bohnerwachs, warmer Elektronik und staubigen Fachbüchern. Und sie sahen auch gleich aus mit ihrem welligen Linoleum, billigen Wandverkleidungen aus hellem Holz und summenden Leuchtstoffröhren zwischen Akustikdeckenplatten.
    Corso berührte den glänzenden neuen Institutsausweis, der an einer Plastikschnur um seinen Hals hing, beinahe wie einen Talisman. Als kleiner Junge hatte er Astronaut werden wollen. Der Mond war erobert, aber da war ja noch der Mars. Und der Mars war sogar besser. Jetzt, mit dreißig Jahren, war er der jüngste Leitende Techniker der gesamten Marsmission, und das zu einem Zeitpunkt, wie ihn die Menschheit noch nie erlebt hatte. In weniger als zwei Jahrzehnten – noch ehe er fünfzig war – würde er am größten Ereignis in der Geschichte der Entdeckungen teilhaben: den ersten Menschen auf einen anderen Planeten schicken. Und wenn er es geschickt anstellte, könnte er sogar Leiter dieser Mission werden.
    Corso blieb vor einem leeren Schaukasten im Flur stehen, um sein Spiegelbild zu überprüfen: makellos sauberer Laborkittel mit lässig geöffneten obersten Knöpfen, frisch gebügeltes weißes Hemd und Seidenkrawatte, Gabardinehose. Er war fast pedantisch, was seine Kleidung anging, und mied sorgfältig jeden Anschein des trotteligen Wissenschaftlers. Er betrachtete sein Spiegelbild und stellte sich vor, er sähe sich selbst zum ersten Mal. Sein Haar war kurz (sprich: zuverlässig), er trug einen Bart (unkonventionell), aber säuberlich getrimmt (nicht zu unkonventionell), seine Gestalt war schmal und athletisch (nicht verweichlicht). Er war ein gutaussehender Typ, mit dunklem Teint und italienischen Zügen – fein gemeißeltes Gesicht, große braune Augen. Die teure Armani-Brille und die gut geschnittene Kleidung verstärkten noch den Eindruck: ganz sicher kein Sonderling.
    Corso holte tief Luft und klopfte selbstsicher an die geschlossene Bürotür.
    »Entrez«
, hörte er eine Stimme.
    Corso schob die Tür auf, betrat das Büro und blieb vor dem Schreibtisch stehen. Es gab keine Sitzgelegenheit – das Büro seines neuen Vorgesetzten, Winston Derkweiler, war klein und beengt, obwohl ihm als Teamleiter ein viel größerer Raum zugestanden hätte. Doch Derkweiler gehörte zu jenen Wissenschaftlern, die stets ihre Verachtung für Vergünstigungen und Äußerlichkeiten der Rangordnung demonstrierten. Seine etwas ungehobelte Art und der schlampige Look verkündeten aller Welt seine reine Hingabe an die Wissenschaft.
    Derkweiler lehnte sich auf dem Bürostuhl zurück, an dessen Konturen sich seine weiche, korpulente Gestalt schmiegte. »Gewöhnen Sie sich gut ein im Irrenhaus, Corso? Sie haben ja jetzt einen großen neuen Titel, neue Aufgaben.«
    Es gefiel ihm nicht, Corso genannt zu werden, doch er hatte sich damit abgefunden. »Ganz gut, ja.«
    »Schön. Was kann ich für Sie tun?«
    Corso holte tief Luft. »Ich bin da ein paar Daten zur Gammastrahlung des Mars durchge-«
    Derkweiler unterbrach ihn mit gerunzelter Stirn. »Gammastrahlungsdaten?«
    »Äh, ja. Ich habe mich mit meinen neuen Aufgaben vertraut gemacht, und als ich mir die älteren Daten angesehen habe …« Er machte eine Pause, während der Derkweiler weiterhin demonstrativ die Stirn runzelte. »Verzeihung, Dr. Derkweiler, stimmt etwas nicht?«
    Der Projektleiter sah ihn an und nicht den Ausdruck, den Corso ihm hingelegt hatte. Er faltete nachdenklich die Hände. »Wie lange haben Sie sich mit alten Gammastrahlungsdaten befasst?«
    »Die vergangene Woche lang.« Corso war auf einmal besorgt – vielleicht hatten Derkweiler und Freeman sich wegen dieser Daten gestritten.
    »Jede Woche kommt hier ein halbes Terabyte an Radar- und Bilddaten rein, die sich unbesehen anhäufen. Die Daten zur Gammastrahlung sind die unwichtigsten.«
    »Ich verstehe, aber die Sache ist so …« Corso wurde nervös. »Ehe Dr. Freeman, äh, die NPF verließ, hat er an einer Analyse der Gammastrahlungsdaten gearbeitet. Ich habe seine Arbeit auf diesem Gebiet ja nun geerbt, und als ich sie durchgesehen habe, sind mir einige Anomalien in den Ergebnissen aufgefallen …«
    Derkweiler faltete die Hände und beugte sich über den Schreibtisch. »Corso, wissen Sie, worum es bei unserer Mission geht?«
    »Mission? Sie meinen …?« Corso ertappte sich dabei, dass seine Wangen heiß wurden – er errötete wie ein Schuljunge, der seine Vokabeln vergessen hat. Es war lächerlich, einen Leitenden Techniker so zu behandeln. Freeman hatte sich des Öfteren bei ihm

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