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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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verkaufen.
    A: Was schlägst du vor?
    B: So viel rohe, minderwertige Honey Stones wie möglich, gemischt mit gefärbten Topasen oder hitzebehandelten Citrinen.
    A: Das lässt sich machen.
    B: Ich brauche sie binnen vierundzwanzig Stunden. Der Mann hat es eilig.
    A: Schön für dich, dass er es eilig hat. Und?
    B: Ich werde den höchstmöglichen Preis erzielen, und du bekommst vierzig Prozent davon.
    A: Vierzig Prozent? Mein lieber Freund! Weshalb diese Ungerechtigkeit? Ich bin derjenige, der die Ware beschaffen muss, auf eigene Kosten. Gib mir fünfzig.
    B: Fünfundvierzig. Ich habe den Kunden aufgetan.
    A: Fünfundvierzig ist eine so krumme Zahl. Es verletzt mich, dass du mit mir um jeden Cent feilschst, als hättest du es mit einem billigen Gauner zu tun und nicht mit einem langjährig vertrauten Geschäftspartner.
    B: Du bist derjenige, der wegen fünf Prozent streitet.
    A: Ich habe vier Kinder, an die ich denken muss, Adirake, und eine Frau, die wie ein Vogel immer den Schnabel offen hat. Nein, für fünfundvierzig mache ich es nicht. Ich bestehe auf fünfzig.
    B: Bei Ganeshas Eiern! Also schön, ich gebe dir fünfzig – diesmal. Dafür vierzig beim nächsten Geschäft.
    A: Akzeptiert. Du wirst diesen Amerikaner selbstverständlich sorgfältig überprüfen, ehe du mit ihm handelst. Und du wirst dir einen angemessenen Vorschuss auszahlen lassen.
    B: Du kannst dich darauf verlassen.
    A: Sehr gut. Ich werde die Lieferung zusammenstellen und noch heute Abend meinen Kurier damit auf den Weg schicken. Du hast sie bis morgen Vormittag.
    Ford klappte den Laptop zu, lehnte sich im Sessel zurück und dachte nach. Sisophon war eine chaotische, mittelgroße Stadt an der Hauptstraße von Thailand nach Siem Reap in Kambodscha, eine Hochburg von Schmugglern und Fälschern. Er klappte sein Handy auf, kramte eine Nummer aus dem Gedächtnis hervor und wählte sie. Er war nicht sicher, ob die Nummer noch gültig war – oder ob der Mann, den er anrufen wollte, noch lebte.
    Eine fröhliche Stimme meldete sich beinahe augenblicklich mit einem melodischen Akzent, der eine Mischung zwischen Oberschicht-Englisch und Chinesisch war. »Hallo, hier spricht Khon!«
    Ford war sehr erleichtert, die Stimme des Mannes wiederzuhören. Er lebte, und seiner Stimme nach sogar sehr gut. »Khon? Hier ist Wyman Ford.«
    »Ford? Du alter Hund! Wo zum Teufel hast du gesteckt, und was verdammt bringt dich zurück ins Royaume du Cambodge?« Khon fluchte gern wie ein vornehmer Brite, bekam es aber selten richtig hin.
    »Ich habe einen Auftrag für dich.«
    Ein Stöhnen kam über die knisternde Verbindung. »O nein.«
    »O doch«, entgegnete Ford, »und es ist ein sehr guter Auftrag.«

10
    D ie
Marea
glitt in die Passage zwischen Marsh Island und Louds Island, wo das Wasser ruhig und grün war und die dunklen Bäume an beiden Ufern spiegelte. Abbey Straw steuerte das Boot in eine einsame Bucht, zog den Schalthebel auf Leerlauf zurück und legte ganz kurz den Rückwärtsgang ein, um das Boot anzuhalten.
    »Erste Offizierin, lass fallen Anker!«
    Jackie sprang vor, zog den Bolzen heraus, der den Anker hielt, und legte die Kette aus dem Kettenkasten aus. »Wir sind ganz allein«, rief sie zurück. »Keine anderen Boote zu sehen.«
    »Perfekt.« Abbey warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Noch sechs Stunden Tageslicht für die Suche nach dem Meteoriten.«
    »Ich sterbe vor Hunger.«
    »Wir packen was zu essen ein.«
    Sie stiegen ins Beiboot, ruderten die knapp hundert Meter zum Kiesstrand, zogen das Ruderboot über den Flutsaum hinaus und blieben dann auf dem einsamen Strand stehen, um sich umzusehen. Sie waren am wilden Ende der Insel, der Strand war mit den Trümmern des Winters übersät – zerbrochene Reusen, Bojen, Treibholz und Taue. Die Ebbe hatte eingesetzt und enthüllte mit Tang bedeckte Felsen in der Bucht, die wie haarige Köpfe von Seeungeheuern aus dem Wasser ragten. Der Salzgeruch des Meeres vermischte sich in der feuchten, kalten Luft mit dem Duft der Nadelbäume. Wo der Strand endete, begann ein dichter Wald aus Schwarzfichten. Louds war zu dieser Jahreszeit praktisch verlassen, die wenigen Sommerferienlager geschlossen. Niemand würde sie stören.
    »Mann, was für ein Dickicht«, sagte Jackie, die die Wand aus Fichten betrachtete. »Wie sollen wir da drin einen Meteoriten finden?«
    »Anhand des Kraters und der zerstörten Bäume. Glaub mir, ein fünfzig Kilo schwerer Stein, der mit knapp fünfzig Kilometern pro Sekunde auftrifft,

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