Der Krater
Angriff handelt. Vielleicht ist es ein Fehler. Ein schadhaftes Programm. Es wurde auch erwogen …« Er machte eine kurze Pause. »… dass die Deimos-Maschine unseren Planeten möglicherweise schon lange beobachtet und Funk- und Fernsehverkehr aufnimmt und analysiert. Vielleicht ist sie zu dem Schluss gekommen, dass wir eine gefährliche Spezies sind, die eliminiert werden muss. Oder sie wurde von einer hyperaggressiven außerirdischen Spezies dort plaziert, die jegliches intelligente Leben eliminieren wollte, das sich in unserem Sonnensystem entwickeln könnte – die Konkurrenz sozusagen im Keim ersticken. Ebenso kann es sein, dass die Maschine gerade erst durch irgendetwas geweckt wurde. Der erste Schuss am vierzehnten April ereignete sich nur drei Wochen, nachdem der Mars Mapping Orbiter Deimos mit seinem Radar beleuchtet hat.«
Der Präsident ging vor dem Bildschirm auf und ab, auf dem die Deimos-Maschine zu sehen war. »Haben Sie irgendeine Ahnung, was diese Kugeln da sind, und das Rohr?«
»Wir können nicht einmal versuchen, die Konstruktion zu analysieren.«
Er lief weiter auf und ab. »Also gut, was raten Sie mir? Was zum Teufel sollen wir tun?«
»Mr. President, wir haben keine Empfehlung.«
Kurzes, schockiertes Schweigen. »Darum hatte ich Sie nicht gebeten«, sagte der Präsident gereizt. »Ich wollte einen praktikablen Vorschlag.«
Lockwood räusperte sich. »Manche Probleme liegen so weit jenseits unserer Erfahrung und sind so unlösbar, dass es unverantwortlich wäre, irgendetwas ›vorzuschlagen‹. Dieses ist so ein Problem.«
»Aber Ihnen müsste doch zumindest etwas dazu einfallen, wie man es angreifen kann – vielleicht mit einer Atombombe, was weiß ich. General Mickelson?«
»Mr. President, ich bin Soldat durch und durch. Mein erster Instinkt ist immer der Kampf. Anfangs habe ich mich für eine militärische Lösung starkgemacht. Aber Dr. Lockwood hat mich davon überzeugt, dass jegliches aggressive Manöver gefährlich wäre. Schon die Diskussion darüber könnte einen weiteren Angriff provozieren. Die Deimos-Maschine könnte sehr wohl in der Lage sein, irgendwie unsere Kommunikation zu überwachen.«
»Das kann ich nicht akzeptieren.«
»Diese Maschine könnte uns binnen einer Sekunde zerstören. Wir sind ihr ausgeliefert. Völlig hilflos. Es würde Jahre dauern, eine militärische Operation zu planen und umzusetzen, und sie wäre sofort offensichtlich, selbst wenn wir sie unter strengsten Sicherheitsbedingungen vorbereiten würden. Irgendwann müssten wir irgendetwas ins All schicken, das neun Monate brauchen würde, um den Mars zu erreichen. Wir alle können uns nicht vorstellen, dass diese Maschine einfach da herumsitzen und darauf warten wird, davon getroffen zu werden.«
Der Präsident sah den Direktor der NASA an. »Neun Monate? Stimmt das?«
»Mindestens. Und das nächste Startfenster für eine Marsmission öffnet sich erst in zwei Jahren.«
»Herr im Himmel.«
»Wir können nichts weiter tun«, sagte Mickelson, »als mehr Informationen über das Artefakt zu sammeln, aber auf vorsichtige, keinesfalls aggressive Art.«
»Wir haben keine Zeit dazu«, erwiderte der Präsident. »Sie haben doch gesagt, es könnte in drei Tagen wieder auf uns schießen. Das Ding ist ein verdammtes Damoklesschwert über unseren Köpfen!«
Mickelson breitete hilflos die Hände aus.
Der Präsident fluchte laut, mit seiner Coolness war es vorbei. »Hat noch jemand so eine schlaue Idee?«
Ford stand auf.
»Wer sind Sie?«
»Wyman Ford, ehemaliger Agent der CIA . Ich wurde undercover nach Kambodscha geschickt, um den Einschlagskrater zu untersuchen – oder vielmehr das Austrittsloch.«
»Aha. Sie sind der Kerl, der die Mine in die Luft gejagt hat.«
»Mr. President, dieses Problem stellt sich nicht nur für die Vereinigten Staaten. Die ganze Welt muss sich damit auseinandersetzen. Wir müssen unsere Differenzen überwinden. Wir müssen sämtliche technologischen Ressourcen der Welt mobilisieren, die besten und klügsten Köpfe, eine geschlossene Abwehrkette. Damit das geschehen kann, muss jeder wissen, womit wir es hier zu tun haben. Die Welt
muss
das erfahren.«
Sogleich erhob sich lautstarker Protest. Der Präsident sorgte mit einer Handbewegung für Ruhe. »Sie meinen also, die Menschheit sei noch nicht panisch genug, ja? Haben Sie die Nachrichten nicht gesehen?«
»Doch.«
»Der gewaltige elektromagnetische Impuls von dem Mondtreffer verursacht fast weltweit Stromausfälle,
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