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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Kreditkarten abbezahlte. Er wollte sowieso nicht in Südkalifornien bleiben, er hasste alles an dieser Gegend – bis auf Marjory.
Marjory.
Die NPF hatte ihn derart abrupt auf die Straße gesetzt, dass er nicht einmal Zeit gehabt hatte, sich von ihr zu verabschieden, ihr alles zu erklären und sich von ihren Witzchen und schrägen Kommentaren aufheitern zu lassen.
    Das Einzige, was ihn jetzt retten konnte, waren die achttausend Dollar Abfindung und Urlaubsgeld, die ihm noch zustanden.
    Er schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, kippte extra viel Milch und Zucker hinein und trank. Da waren immer noch die Radaraufnahmen von Deimos, die er sich ansehen sollte, doch er bezweifelte, dass die irgendetwas bringen würden, denn die Radar-Auflösung betrug dreißig Meter im Gegensatz zu den Fotos mit einem Meter. Zumindest bedeutete das, dass es nicht so viele Bilder durchzusehen gab.
    Widerstrebend kehrte er zum Computer zurück und rief die Radarbilder auf. Sie waren so bearbeitet, dass sie lange, vertikale Schnitte durch die Oberfläche von Deimos darstellten, bis zu hundert Metern Tiefe. Die Bilder erschienen als lange, schwarze Streifen wie Bänder, auf denen Merkmale der Oberfläche und des Untergrunds in Rot und Orange hervorgehoben waren.
    Beinahe augenblicklich entdeckte er etwas Merkwürdiges. Unter dem Voltaire-Krater reflektierte ein dichter, symmetrischer Knoten aus Material in hellem Orange. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, die Form zu erkennen. Dann lehnte er sich zurück: Das war natürlich nur das Material des Meteoriten, der den Krater geschaffen hatte. Weiß Gott nichts Mysteriöses. Andere NPF -Wissenschaftler hatten die Auffälligkeit wahrscheinlich schon untersucht und waren zu demselben Schluss gekommen.
    Trotzdem öffnete er die fotografische Aufnahme des Voltaire-Kraters noch einmal und sah sie sich an. Voltaire war der tiefste und frischeste Krater auf Deimos, so tief, dass ein Teil des Grundes im Schatten lag.
    Er beugte sich vor und kniff angestrengt die Augen zusammen. Da war etwas in dem Schatten.
    Mit Hilfe der proprietären Bildbearbeitungs-Software, die ebenfalls auf die Festplatte geladen worden war, arbeitete Corso daran, das Bild aus der Dunkelheit hervorzuzerren. Er verstärkte den Kontrast, benutzte falsche Farben, setzte die Schärfe hoch und manipulierte praktisch jeden Pixel, um den schwachen, alles andere als eindeutigen Daten so viel visuelle Information wie möglich zu entlocken. Corso hatte genau das nun fast ein Jahr lang gemacht, und er wusste, wie man so ein Bild hervorlocken konnte – wenn es denn ein echtes Bild war und keine kleine Störung oder Ähnliches. Das war ein schwieriger, kniffliger Prozess, der fast eine Stunde lang dauerte. Mit jeder neuen Ebene steigerte sich seine Überraschung zu Verwunderung, Staunen und schließlich Fassungslosigkeit. Denn was er da tief im Schatten des Voltaire-Kraters sah, war kein natürliches Objekt. Es konnte keinen Zweifel geben. Das war keine Störung, kein Software-Fehler.
    Es war eine Konstruktion, ein künstlich geschaffenes Objekt, eine
Maschine
.
    Keuchend stand er auf, trat ans Fenster, stützte sich aufs Fensterbrett und hielt den Kopf in den schwachen Strom kühler Luft, der aus der Klimaanlage kam. Er versuchte, seine Atmung zu beruhigen. Über der Kreuzung ging die Sonne unter und tauchte die trübselige Szenerie aus Autos, Ampeln, Stromleitungen und schäbigen Geschäften, durchbrochen von matten Palmen, in ein bräunliches Licht.
    Eine Maschine. Eine
außerirdische
Maschine.
    Mark Corso wurde plötzlich ganz ruhig. Erstaunlich ruhig. Hier ging es um etwas viel Größeres als seine persönlichen Problemchen. Er erinnerte sich daran, warum er überhaupt Wissenschaftler hatte werden wollen. Genau deswegen.
    Jetzt, da er keinen Job mehr hatte, konnte er in aller Ruhe nachdenken und entscheiden, wie er vorgehen sollte. Die Daten waren geheim, und dass er sie überhaupt besaß, war eine Straftat, also konnte er seine Entdeckung nicht einfach so verkünden. Wenn er sie der NPF meldete, würden die ganz sicher einen Weg finden, die Lorbeeren allein einzuheimsen und ihn womöglich noch ins Gefängnis zu bringen. Deshalb musste er vorsichtig vorgehen, gründlich überlegen, nichts überstürzen. Er brauchte Platz und Zeit und Ruhe, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Denn was er als Nächstes tat, würde nicht nur über seine Zukunft entscheiden, sondern vielleicht sogar über die des Planeten Erde.
    Er holte noch

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