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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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eröffnete das Feuer.

34
    M ark Corso knallte seine Wohnungstür zu, schloss sie ab, deponierte den Karton auf dem Küchentisch und kramte unter der Spüle hektisch nach einem Schraubenzieher. Das Baby nebenan weinte schon wieder, die Klimaanlage ächzte, und Polizeisirenen plärrten auf der Straße, doch all das waren für Corso lediglich Hintergrundgeräusche, denn er hatte nur seine augenblickliche Aufgabe im Kopf. Er steckte den Schraubenzieher in die hintere Hosentasche, hob einen der Küchenstühle an und trug ihn mitten ins Wohnzimmer, dann kletterte er darauf und schraubte die in der Decke versenkte Leuchte auf. Er zog sie herunter, schob die Hand in das Loch und holte die Festplatte heraus.
    Gleich darauf hatte er seinen PC hochgefahren und die Festplatte angeschlossen. Fieberhaft gab er das Passwort ein und vertippte sich dreimal, ehe er sich beruhigen konnte. Rasch sah er die genaue Umlaufperiode von Deimos nach – die 30,4 Stunden betrug, nicht die 24,7 Stunden des Marstages. Dann rief er die Gammastrahlungsdaten auf und überprüfte die Periodizität: 30,4 Stunden.
    Er hatte Hunderte von Stunden damit zugebracht, sich hochauflösende Aufnahmen der Marsoberfläche anzuschauen auf der Suche nach etwas, das anders aussah, irgendwie merkwürdig, wie eine mögliche Quelle von Gammastrahlen. Aber der Orbiter hatte vierhunderttausend Quadratkilometer Marsoberfläche mit der höchsten Auflösung fotografiert, und sich diese Bilder anzusehen war, als suchte man nach der Nadel in einem Heuhaufen auf einem ganzen Feld voller Heuhaufen. Bei Deimos war das anders. Deimos war winzig – ein kartoffelförmiger Gesteinsbrocken von fünfzehn mal zwölf Kilometern. Was auch immer auf Deimos Gammastrahlung erzeugte, würde leicht zu finden sein.
    Er bekam kaum noch Luft, während er die Ordner und Dokumente auf der 140-Terabyte-Platte absuchte, bis er endlich den kleinen Ordner mit der Bezeichnung DEIMOS fand. Vor etwa drei oder vier Monaten, fiel ihm jetzt ein, war der MMO sehr dicht an Deimos vorbeigekommen. Er hatte den Marsmond mit Bodenradar untersucht und Fotos mit extrem hoher Auflösung geschossen. Zum ersten Mal seit der
Viking 1
1977 gab es neue Aufnahmen von Deimos.
    Er öffnete den Ordner und sah, dass nur dreißig Aufnahmen mit sichtbarem Licht und zwölf Radaraufnahmen von Deimos vorhanden waren.
    Er öffnete das erste Bild, vergrößerte es auf die höchstmögliche Auflösung, legte ein Gitter darüber und untersuchte visuell jeden einzelnen Quadranten, einen nach dem anderen, auf irgendetwas, das seltsam aussah. Deimos’ Oberfläche war größtenteils glatt, ohne besondere Merkmale, mit einer dicken grauen Staubschicht bedeckt, die von der schwachen Gravitation des Mondes nur locker festgehalten wurde. Es gab ein halbes Dutzend Krater, von denen nur zwei benannt worden waren, Swift und Voltaire.
    Corso versuchte, sich zu bremsen, methodisch vorzugehen, während er die Quadranten absuchte. Die Auflösung war so gut, dass einzelne Gesteinsbrocken auf der Oberfläche zu erkennen waren, teils nicht einmal einen Meter breit.
    Als er mit dem ersten Foto fertig war, nahm er sich das nächste vor, und das übernächste. Eine Stunde verging, dann zwei, und schließlich war Corso fertig. Er hatte nichts gefunden, nur ein paar große, tiefe Krater, Felsen, Ejekta und endlose Felder und Dünen aus Regolith.
    Er fühlte sich plötzlich völlig erschöpft und mutlos und stand auf. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass er möglicherweise einem Phantom nachgejagt war: Vielleicht hatte er nichts weiter gesehen als Gammastrahlung, die von dem gesamten Marsmond reflektiert wurde – der war so klein, dass er in den Daten wie eine Punktquelle aussehen konnte.
    Mit diesem scheußlichen Gedanken im Kopf setzte er eine Kanne Kaffee auf. Während die Maschine lief, dachte er über seine Situation nach. Eine einzige Katastrophe. Finanziell war er am Arsch. Er hatte diese Wohnung schon gekündigt und dadurch seine Kaution und die letzte Monatsmiete verloren; er hatte zwei Monatsmieten und die Kaution für eine teurere Wohnung bezahlt, die er sich jetzt nicht mehr leisten konnte. Er hatte nicht mehr genug Geld, um sein Zeug von einer Wohnung in die andere zu schaffen, von einem Umzug zurück nach Brooklyn ganz zu schweigen. Und doch würde ihm nichts anderes übrigbleiben. Er konnte es sich nicht leisten, hierzubleiben, während er sich nach einer neuen Stelle umsah und seinen Studentenkredit sowie diverse ausgeschöpfte

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