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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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einen Hafen voller Fischerboote und einen schmalen Streifen Meer erkennen.
    Er betrat den Laden, in dem Kinder lärmend Süßigkeiten aussuchten. Er ging herum und betrachtete das Angebot: Süßkram, Postkarten, Messer, Modellboote, Spielsachen, Puppen, Drachen, CD s von Bands aus der Gegend, Kalender, Marmeladen und Gelees und ein Stapel Zeitungen. Es war wie eine Zeitreise zurück in seine Kindheit.
    Er griff nach der Lokalzeitung namens
The Lincoln County News
und stellte sich hinter den Kindern an. Ein paar Minuten später waren sie mit ihren braunen Papiertüten von stückweise ausgesuchten Süßigkeiten und einem letzten Türenschlagen draußen. Ein Mädchen im Highschool-Alter stand an der Kasse. Er legte die Zeitung auf den Ladentisch und lächelte. »Ich glaube, ich hätte auch gern etwas Süßes.«
    Sie nickte.
    »Ich nehme einen … Moment … einen Fireball – hab ich seit Jahren nicht mehr gegessen –, ein paar Malzkugeln, eine Stange Lakritze und eine mit Pfefferminze.«
    Sie sammelte die Sachen in einer braunen Papiertüte und legte sie auf die Zeitung. »Zwei Dollar und zehn Cent.«
    Er fischte den Geldbeutel aus der Hosentasche. »Ich habe gehört, dass vor ein paar Monaten ein Meteorit über den Ort geflogen sein soll.«
    »Das stimmt«, sagte das Mädchen.
    Er suchte zwei Dollarscheine aus dem Geldscheinfach. »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Ich habe das Licht durchs Fenster gesehen. Alle haben das gesehen. Und dann kam ein Krachen, wie Donner. Als wir rausgegangen sind, war da ein glühender Streifen am Himmel.«
    »Hat jemand den Meteoriten gefunden?«
    »Oh, nein, der ist draußen ins Meer gestürzt.«
    »Woher weiß man das?«
    »Das stand in allen Zeitungen.«
    Ford nickte und zog endlich das Geld heraus.
    »Geht es hier entlang zum Hafen?«
    Sie nickte. »Rechts am Laden vorbei – die Straße endet direkt am Kai.«
    »Kann man hier irgendwo lebenden Hummer kaufen?«
    »Genossenschaft.«
    Er nahm seine Tüte Süßigkeiten und die Zeitung und ging hinaus zu seinem Auto. Er steckte sich den Fireball in den Mund und warf einen Blick auf die erste Seite der
Lincoln County News
. Oben prangte eine dicke Schlagzeile:
    Leichnam und Waffe von gesunkenem Boot geborgen
    Darunter war ein körniges Foto von einem Boot der Küstenwache und Männern, die mit Enterhaken einen Leichnam an Bord zogen. Ford las den Artikel, denn seine Neugier war geweckt. Er blätterte um und sah ein Foto von den beiden Mädchen, die überfallen worden waren, ein Jahrbuch-Foto des toten Angreifers und mehrere Bilder davon, wie das zerstörte Boot ins Trockendock gehievt wurde. Das war eine aufregende Geschichte für Round Pond – ein Raubüberfall auf hoher See, ein enternder Verbrecher, ein Mordversuch und ein gesunkenes Boot. Das Ganze hatte irgendetwas mit einem legendären Schatz zu tun. Und die Geschichte rief seinen investigativen Instinkt auf den Plan: Sie hatte Lücken, Unklarheiten, die nach einer Erklärung verlangten.
    Er blätterte weiter um, las etwas über das Bohnenessen der Seaside Grange, Beschwerden über eine neue Verkehrsampel, einen Artikel über einen Soldaten, der aus dem Nahen Osten heimgekehrt war. Er überflog den Polizeibericht, las einen empörten Leitartikel, der sich über die mangelnde Teilnahme an einer Sitzung des Schulausschusses ausließ, warf einen Blick auf die Immobilien- und Stellenanzeigen und las die Leserbriefe.
    Schließlich faltete er die Zeitung zusammen, ein wenig bezaubert von dem Bild, das er sich von dem Ort gemacht hatte. Ein stilles kleines Fischerdorf in New England, unvorstellbar pittoresk, wirtschaftlich stagnierend. Irgendwann schlugen große Bauunternehmer ihre Klauen in so ein Örtchen, und dann würde es mit alldem vorbei sein. Er hoffte, dass dieser Tag für Round Pond nie kommen würde.
    Er ließ den Wagen an und fuhr die Straße zum Hafen hinab. Der kam beinahe sofort in Sicht – Fischerei-Genossenschaft rechts, Kai und Docks, ein Hafenrestaurant, der Hafen voller Fischerboote. Der intensive Duft von gesalzenem Köder lag in der Luft.
    Er parkte und ging zur Genossenschaft hinüber, einem Holzschuppen am Kopf eines Piers. Die Klappe vor dem Fenster war offen, in den Wassertanks wimmelte es von Hummern. Ein kahlköpfiger Mann in orangeroter Wathose kam ans Fenster.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Fangen Sie Hummer hier vor der Küste?«
    »Nein, meine Tochter. Ich verkaufe nur.«
    Ford konnte im Hintergrund eine junge Frau an der Hummerkochanlage

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