Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
Vom Netzwerk:
erkennen.
    »Haben Sie den Meteoriten gesehen?«
    »Nein. War schon im Bett.«
    »Sie vielleicht? Ich interessiere mich dafür.«
    Er drehte sich um. »Martha, der Mann hier will wissen, ob du den Meteor gesehen hast.«
    Sie kam herüber und trocknete sich im Gehen die Hände ab. »Aber sicher. Ist direkt über uns weggeflogen. Ich habe ihn durchs Fenster gesehen, beim Abwasch.«
    »Wohin ist er geflogen?«
    »An Louds Island vorbei, raus aufs Meer.«
    Ford streckte die Hand aus. »Wyman Ford.«
    Die Frau ergriff seine Hand. »Martha Malone.«
    »Ich will versuchen, den Meteoriten zu finden. Ich bin Wissenschaftler.«
    »Alle sagen, er sei ins Meer gestürzt.«
    »Sie sind Hummerfängerin?«
    Sie lachte. »Sie kommen sicher von außerhalb. Ich bin eine Hummerfischerin.«
    »Ich habe folgendes Problem.« Ford beschloss, direkt auf den Punkt zu kommen. »In dieser Nacht war der Ozean vollkommen ruhig. Die Go MOOS -Wetterboje da draußen hat zum Zeitpunkt des Einschlags nicht die geringste Wellenbewegung registriert. Wie erklären Sie das?«
    »Da draußen ist eine Menge Ozean, Mr. Ford. Er könnte hundert Meilen vor der Küste gelandet sein.«
    »Sie haben nicht zufällig von jemandem in der Gegend gehört, der einen Krater gefunden hat oder umgestürzte Bäume?«
    Ein Kopfschütteln.
    Ford bedankte sich und ging zu seinem Auto zurück. Er steckte sich ein Malzbonbon in den Mund und lutschte nachdenklich daran. Sobald er im Auto saß, klappte er das Handschuhfach auf, holte das Notizbuch heraus und strich »Round Pond« durch.
    Und das war’s. Es war ohnehin eine verrückte, aussichtslose Suche gewesen.

40
    A bbey Straw brachte zwei Körbe frittierte Muscheln und zwei Margaritas an den Tisch, an dem das Paar aus Boston saß.
    Sie trug alles auf und fragte: »Kann ich Ihnen noch etwas bringen?«
    Die Frau musterte ihren Drink, und ihre langen Fingernägel klimperten nervtötend am Glas. »Ich sagte, ohne Salz.« Sie hatte einen starken Bostoner Akzent.
    »Entschuldigung, ich bringe Ihnen eine neue.« Abbey nahm das Cocktailglas vom Tisch.
    »Und glauben Sie nicht, Sie könnten das Salz einfach abwischen, ich schmecke es trotzdem«, sagte die Frau. »Ich will eine
frische
Margarita.«
    »Selbstverständlich.«
    Als sie gerade gehen wollte, zeigte der Mann auf den Korb auf seinem Teller und fragte: »Ist das alles, was man hier für vierzehn Dollar bekommt?«
    Abbey drehte sich wieder um. Der Mann wog mindestens hundertzwanzig Kilo, das Golfhemd in der grünen Hose war bis zum Äußersten gedehnt, er hatte eine Glatze am Oberkopf und mitten darin ein Speckgrübchen. Dicke schwarze Haare wucherten aus seinen Ohren.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Vierzehn Dollar für zehn Muscheln? Das ist eine Unverschämtheit.«
    »Ich hole Ihnen einen Nachschlag.«
    Auf dem Weg in die Küche hörte sie den Mann, sehr laut, zu seiner Frau sagen: »Ich hasse diese Läden, die glauben, sie könnten die Touristen ausnehmen.«
    Abbey betrat die Küche. »Ich brauche noch Muscheln für Tisch fünf.«
    »Was, haben sie sich beschwert?«
    »Gib mir einfach die Muscheln.«
    Der Koch ließ drei kleine Muscheln auf ein Tellerchen fallen.
    »Mehr.«
    »Mehr bekommen sie nicht. Sag denen, sie sollen sich ins Knie ficken.«
    »Ich habe gesagt,
mehr

    Der Koch legte zwei Muscheln nach. »Scheiß doch auf die.«
    Abbey griff an ihm vorbei, schöpfte ein halbes Dutzend Muscheln aus dem Öl, häufte sie auf einen Teller und wandte sich zum Gehen.
    »Ich hab dir schon mal gesagt, dass du an meinem Herd nichts anrühren sollst.«
    »Fick dich ins Knie, Charlie.« Sie ging wieder hinaus und stellte den Teller vor dem Mann auf den Tisch. Er hatte die zehn Muscheln schon aufgegessen und machte ohne Pause mit dem neuen Teller weiter. »Und mehr Remoulade.«
    »Kommt sofort.«
    Ein großer Mann hatte sich in ihren Servicebereich gesetzt. Auf dem Weg zur Küche ging sie bei ihm vorbei und brachte ihm die Karte. »Kaffee?«
    »Ja bitte.«
    Während sie ihm eine Tasse einschenkte, hörte sie die nörgelnde Stimme des Mannes aus Boston, die sich über die Unterhaltung der anderen Gäste erhob. »Die glauben ja, wir wären alle reich. Man kann förmlich hören, wie sie sich die Hände reiben, wenn es Sommer wird und die Leute aus Boston hierherkommen.«
    Abbey war einen Moment lang abgelenkt, und der Kaffee, den sie einschenkte, schwappte über den Rand der Tasse.
    »Oh, Entschuldigung, tut mir leid.«
    »Nicht so schlimm«, sagte der große Mann.

Weitere Kostenlose Bücher