Der Krater
Gesicht herum und trug überhaupt kein Make-up. Eine umwerfend schöne junge Frau. Einundzwanzig, schätzte er.
Sobald er weiter in den Raum hineinging, sah sie ihn, und ein leicht abweisender Ausdruck trat in ihr Gesicht. Er nickte ihr lächelnd zu.
»Haben Sie etwas vergessen?«, fragte sie.
»Nein.«
Ihr Gesicht erstarrte. »Was wollen Sie?«
»Entschuldigung, ich will nicht aufdringlich sein, aber sind Sie nicht die junge Frau, die in diesen Überfall verwickelt war, von dem ich in der Zeitung gelesen habe?«
Jetzt wurde ihre Miene geradezu frostig. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn Sie nicht aufdringlich sein wollen, dann lassen Sie es doch.« Sie wandte sich zum Gehen.
»Warten Sie. Nur einen Augenblick. Es ist wichtig.«
Sie wartete.
»Sie haben mich korrigiert, weil ich
Meteor
statt
Meteorit
gesagt habe.«
»Und?«
»Und warum kennen Sie den Unterschied?«
Sie zuckte mit den Schultern, verschränkte erneut die Arme und schaute zu ihrem Servicebereich hinüber.
Ford wusste nicht einmal genau, worauf er hier hinauswollte, was er zu erfahren hoffte. »Es muss doch aufregend gewesen sein, als dieser Meteorit über Sie weggeflogen ist.«
»Hören Sie, ich muss wieder an die Arbeit.«
Ford sah ihr fest ins Gesicht. Sie war eigenartig nervös. »Sind Sie sicher, dass Sie ihn nicht gesehen haben? Nicht einmal den Schweif? Er stand über eine halbe Stunde lang am Himmel.«
»Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich gar nichts davon gesehen habe.«
Ihr Blick wirkte sehr angespannt. Warum sollte sie lügen? Er machte weiter, obwohl er immer noch unsicher war, wo das hinführen sollte. Offensichtlich war sie keine geübte Lügnerin, denn ihre Miene verriet Verwirrung und Schrecken. »Wo waren Sie denn, als er runtergegangen ist?«
»Ich habe geschlafen.«
»Um Viertel vor zehn, eine junge Frau wie Sie?«
Sie sah ihm nun ins Gesicht und verschränkte energisch die Arme vor der Brust. »Sie interessieren sich wirklich sehr für diesen Meteoriten, nicht wahr?«
»Das könnte man so sagen.«
Sie musterte ihn mit schmalen Augen. »Sie
suchen
danach?«
»Ja, so ist es.«
Sie schien darüber nachzudenken, dann lächelte sie. »Sie wollen ihn wirklich finden?«
»Daran wäre ich sehr interessiert, ja.«
Sie trat dicht an ihn heran und sagte leise: »In einer halben Stunde habe ich Feierabend. Wir treffen uns im Café in der Buchhandlung ein paar Häuser weiter.«
Eine halbe Stunde später kam die junge Frau. Sie hatte ihre Kellnerinnenkluft gegen eine Jeans und eine Karobluse getauscht.
Ford stand auf und bedeutete ihr, sich zu setzen.
»Kaffee?«
»Dreifacher Espresso, zweimal Sahne und vier Zucker.«
Ford bestellte und kam mit Kaffee für sie beide zum Tisch zurück. Sie sah ihn direkt an, und ihre braunen Augen wirkten beunruhigend wach. »Sie fangen an. Sagen Sie mir, wer Sie sind und warum Sie nach dem Meteoriten suchen.«
»Ich bin Astrogeologe und –«
Sie schnaubte sarkastisch. »Lassen Sie den Scheiß.«
»Warum glauben Sie mir nicht?«
»Ein Astrogeologe hätte die Begriffe
Meteor
und
Meteorit
niemals durcheinandergebracht. Ein echter Astrogeologe hätte außerdem den korrekten wissenschaftlichen Begriff gebraucht, nämlich
Meteoroid
.«
Ford starrte sie an. Er war völlig verblüfft darüber, so leicht durchschaut worden zu sein – und das von einer Kellnerin aus einem Fischerdorf. Rasch überspielte er seine Verwirrung mit einem Lächeln. »Sie sind ein kluges Mädchen.«
Sie sah ihm weiterhin fest in die Augen, die Arme vor sich auf dem Tisch verschränkt.
Ford streckte die Hand aus. »Fangen wir mit einer ordentlichen Vorstellung an. Ich bin Wyman Ford.«
»Abbey Straw.« Die kühle Hand glitt in seine, und er schüttelte sie leicht.
»Ich bin so etwas wie ein Privatdetektiv. Dieser
Meteoroid
interessiert mich. Ich versuche, ihn aufzuspüren.«
»Warum?«
Er dachte daran, erneut zu lügen, entschied sich dann aber für eine Halbwahrheit. »Ich arbeite für die Regierung.«
»Tatsächlich?« Sie beugte sich vor. »Und warum interessiert sich die Regierung dafür?«
»Es gab gewisse … Anomalien bei diesem Einschlag, die ihn interessant machen. Ich muss dazusagen, dass ich nicht in offizieller Funktion hier bin – man könnte mich eher als freien Mitarbeiter bezeichnen.«
Abbey blickte nachdenklich drein, und dann sagte sie langsam: »Ich weiß eine Menge über diesen Meteoroiden. Wie viel ist Ihnen das wert?«
»Wie bitte?« Ford war perplex. »Sie
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