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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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»qwertz«, »12345678« und Hunderte anderer gern gebrauchter Kombinationen von Listen beliebter Passwörter im Internet. Dann hatte sie es mit allen möglichen Kombinationen von Corsos Namen und Geburtstag versucht, mit Namen und Geburtstag seiner Mutter, den Namen aller möglichen Straßen und Plätze in der Nähe des Hauses, Bars in der Gegend, Namen seiner Highschool- und Collegemannschaften, deren Maskottchen, den bekanntesten Bands und Hits seiner Teenagerzeit – kurz, alles, was sie sich aus seinem Alter und den im Internet auffindbaren Informationen über ihn zusammenreimen konnte. Doch dann ging ihr auf, dass sie es falsch anpackte. Das Passwort hatte sicher dieser mysteriöse Professor festgelegt, der die Festplatte bei der NPF gestohlen hatte. Sie wusste nichts über diesen Mann, nicht einmal seinen Namen. Wie sollte sie da sein Passwort erraten? Oder schlimmer, das Ding könnte noch das ursprüngliche NPF -Passwort haben, das praktisch nicht zu knacken war.
    Sie lud mehrere Programme aus dem Internet herunter und startete einen Brute-Force-Angriff mit Regenbogentabellen und Hashes, doch auch das nützte nichts. Es sah ziemlich hoffnungslos aus. Nach allem, was sie wusste, konnte das Passwort sogar mit militärischer Kryptographietechnik verschlüsselt sein.
    Doch die Festplatte fragte nach einem Passwort, und das war ein gutes Zeichen. Es musste eine andere Möglichkeit geben, das Problem zu lösen. Sie riss ihre sechste Cola light auf und trank aus der Dose. Ihr war nach mehr im Bauch, also öffnete sie die Pizzaschachtel und löste das letzte kalte, harte Stück vom Karton, schlang es herunter und kippte mehr Cola hinterher.
    Sie dachte über ihre eigenen Passwörter nach, darüber, wie sie bei ihr zustande kamen. Die meisten dachte sie sich spontan aus, oft waren es Kraftausdrücke, kombiniert mit den ersten Ziffern von π oder
e
, zwei Zahlen, die sie damals in der Junior Highschool aus keinem erkennbaren Grund bis zur x-ten Stelle hinter dem Komma auswendig gelernt hatte. Ihre Lieblingspasswörter waren E3a1t4s1h5i9t und F2u7c1k8y2o8 u. Leicht zu merken, beinahe unmöglich zu knacken. Aus reiner Not versuchte sie es auch mit diesen beiden, doch wieder ohne Ergebnis.
    Sie nippte an ihrer Cola und stellte sich den letzten Arbeitstag dieses Professors vor – wie es wohl wäre, gefeuert zu werden und gesagt zu bekommen, man müsse bis fünf seinen Schreibtisch räumen. Er war wütend genug gewesen, eine Festplatte mit streng geheimen Daten zu stehlen. Sobald er nach Hause gekommen war, hatte er sicher das Passwort geändert, damit von der NPF niemand mehr Zugriff auf die Festplatte hatte.
    Sie seufzte und zielte mit der Coladose auf den Mülleimer. Sie prallte vom Rand ab, kullerte über den Boden und tröpfelte Cola auf den ohnehin schon fleckigen Teppich. »Scheiße«, sagte sie laut. Wenn sie nur einen Joint hätte, um sich zu entspannen, die Gedanken ein bisschen treiben zu lassen, wäre ihr sicher etwas eingefallen.
    Sie nahm ihren letzten Gedankengang wieder auf. Er hätte sicher das Passwort geändert, sobald er zu Hause war. Sie schloss die Augen und versuchte, die Szene vor sich zu sehen: Der imaginäre Professor kommt nach Hause in irgendeinen schäbigen Bungalow in Südkalifornien mit fleckigem Teppich und einer Ehefrau, die jammert, weil nie Geld da ist. Der Mann zieht die Festplatte aus seiner Unterhose, oder wo immer er sie versteckt haben mag, und schließt sie an seinen Laptop an. Er ist stinksauer, er ist außer sich, er kann nicht fassen, was ihm widerfahren ist. Er kann nicht klar denken. Aber er muss das Passwort ändern – das ist wichtig. Also nimmt er das Erstbeste, was ihm durch den Kopf geht, und tippt es ein.
    Was ging ihm
in genau diesem Augenblick
durch den Kopf?
    Abbey tippte
fuckNPF
. Nichts.
    Sie erinnerte sich an die Standardregeln für Passwörter: Ein gutes Passwort sollte aus mindestens acht Zeichen bestehen und Groß- und Kleinbuchstaben und Ziffern enthalten.
    Sie gab
fuckNPF1
ein.
    Bingo.

55
    F ord steuerte seinen gemieteten Mercedes die geschwungenen Straßen des schicken Washingtoner Wohnviertels um die Quebec Street NW entlang, bis er auf ein Haus stieß, in dem eine Party stattfand. Er parkte seinen Wagen hinter den vielen anderen am Straßenrand und knöpfte sein Jackett zu. Elegante gregorianische Häuser säumten die Alleen, Fenster leuchteten gelb in der sommerlichen Dunkelheit. Das Haus, in dem gefeiert wurde, war noch heller erleuchtet als die meisten

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