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Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind

Titel: Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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und blieben an einem einzelnen Ring auf der Zwölfuhrposition hängen. Er unterschied sich in einem winzigen Detail von den anderen: Auf seiner Siegelfläche – die selbst einen Kreis mit zwölf halbrunden Ausbuchtungen darstellte – glitzerte ganz oben ein winziger Rubin. War es ein letztes Aufflammen seiner diebischen Instinkte oder eben doch die unbewusste Erkenntnis nur so dem Lord Paroli bieten zu können? Wie auch immer, Jeffs Hand schnellte zu dem rubingeschmückten Ring hin, pflückte ihn wie eine reife Kirsche aus dem Bund der anderen und ließ ihn in der Hosentasche verschwinden. Schon reckte sich seine Hand ein zweites Mal nach dem Kreis aus Gold, als vor ihm ein wütendes Zischen erscholl.
    »Wage es nicht! Du bist des Todes.« Die Stimme Belials war wie ein Degenstoß, den Jeff nur unter Aufbringung seines ganzen Willens abwehren konnte. Zwischen dem Schatten unter der Tür und ihm befand sich nur der Schreibtisch. Jeff reagierte instinktiv: Er wischte mit dem Handrücken über den Kreis – die Ringe stoben im Licht des Feuers wie kleine Sternschnuppen davon –, dann packte er die Petroleumleuchte und schleuderte sie dem Lord vor die Füße. Der gläserne Lampenkörper zerschellte am Boden und schickte dem Verfolger eine weitere flammende Welle entgegen. Jeff nahm sich nicht die Zeit, die Wirkung seiner Riposte zu überprüfen. Er drehte sich um, öffnete die Terrassentür und stürzte in den Garten hinaus.
    Erst nach einer ganzen Weile drehte er sich im Schatten eines Baumes um.
    Das Feuer hatte im Erdgeschoss bereits große Teile des Mittelbaus und des Nordflügels erfasst. Aus den bunten Bleiglasfenstern des Wappensaals drang ein flackerndes Schimmern in den Park, im wahrsten Sinne des Wortes schauerlich schön. Doch am unheimlichsten war Belials Arbeitszimmer. Während Jeff keuchend nach Atem rang, glaubte er in einen überheizten Kamin zu blicken. Die Bücher an den Wänden brannten, als sei dies ihr eigentlicher Daseinszweck. In kurzer Folge zerbarsten die Scheiben in den Türen und schickten eine glitzernde Glaswolke in die Nacht hinaus. Und mittendrin wandelte der Schattenlord.
    Ein eisiger Schauer lief über Jeffs Rücken. Er zitterte am ganzen Leib. Obwohl er schon einhundert Yards oder weiter vom Nordflügel entfernt sein musste, konnte er jede Einzelheit wie durch ein Fernrohr sehen. Belial schien etwas zu suchen. Er lief in der Nähe des Schreibtisches hastig hin und her. Ab und zu bückte er sich. Das Feuer schien ihn überhaupt nicht zu interessieren. Dann verharrte er für einen Moment wie eine Basaltfigur und stieß einen markerschütternden Schrei aus, einen Laut, der so unnatürlich war, dass die Tiere im weiten Umkreis erwachten und in Panik aus dem Wald flüchteten. Selbst in Tunbridge Wells konnte man diesen grauenhaften Ruf noch hören und die Leute flüsterten Gebete, machten mit den Fingern Zeichen in der Luft oder stellten andere Dinge an, um das Böse abzuwehren.
    Auch Jeff konnte seine lähmende Furcht nur langsam abschütteln. Starr vor Schreck beobachtete er, wie Lord Belial weg vom Eingang quer durchs Zimmer lief. Der Schemen verließ das Gittermuster der ersten Terrassentür, passierte die zweite und gelangte von dort hinter die dritte. Als Belials Gestalt im vorletzten Fenster erschien, geschah etwas Überraschendes: Der Schatten verschwand genau da, wo sich die beiden Türflügel trafen, hinter einem senkrecht stehenden Holm, der nicht breiter war als eine Hand.
    Als hätte ihn mit dem Entschwinden des unheimlichen Schemens eine Faust aus ihren unsichtbaren Klauen entlassen, rannte Jeff nun wieder los. Er wandte sich nach Norden und umrundete den brennenden Seitenflügel, stets die Deckung des Waldes suchend. Zwischen den Stämmen hindurch sah er aufgeregte Menschen über den Kiesplatz laufen. Wenigstens das hatte er geschafft, diese Unschuldigen vor einem grauenhaften Tod zu bewahren. Dann lief er weiter.
    Zum Glück war es eine sternenklare Nacht. Als Jeff den Zufahrtsweg erreichte, konnte er seine Flucht fortsetzen, ohne ständig nach Baumwurzeln und vorstehenden Steinen tasten zu müssen.
    Für ihn stand außer Frage, dass es noch immer eine Flucht war. Er hatte gesehen, wie der Lord durch die Flammen gelaufen war. Also musste er noch leben. Beinahe hätte er den Knaben erwischt, durch den die Vereidigung seiner Waffenbrüder sabotiert worden war. Jemand wie Belial, der selbst dem Feuer trotzte, würde seine Jagd bestimmt nicht so schnell aufgeben.
    Als Jeff die

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