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Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind

Titel: Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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oder ein Treiben, wie es sich selbst Pater Garrick nicht hätte träumen lassen.
    An der Tafel bezeugte einer nach dem anderen seine Bereitschaft, den Treueschwur abzulegen – bis die Reihe an Graf Zapata kam.
    »Ich will damit nichts zu tun haben«, wehrte sich der angeblich so skrupellose Mann. Jeff konnte erkennen, wie der Brasilianer schwitzte.
    »Warum seid Ihr so erregt?«, fragte Belial auf eine grauenvoll lang gezogene Weise. »Wir hätten Euch nicht gefragt, wenn es nicht ganz bei Euch stände, unseren Plan zu unterstützen. Aber bedenkt: Ihr büßt ein Leben von achthundert, vielleicht tausend Jahren ein, wenn Ihr den Schwur ablehnt. Ihr könntet der Stammvater eines neuen, reinen Menschengeschlechts werden. Euch ist freigestellt, welche und wie viele Weiber Ihr dazu in den ›neuen Morgen‹ führen wollt.«
    »Alles Geld, das ich besitze, würde ich für diesen Lohn hingeben, ehrenwerter Großmeister, aber das Leben von Millionen…? Nein. Ich kann es nicht.«
    »Eure Entscheidung betrübt Uns, Graf. Es wird nicht leicht sein, Euch zu ersetzen. So wird denn unser gemeinsames Nachtmahl auch Euren Abschied besiegeln. Nachher werdet Ihr von uns gehen müssen. Wir hoffen, Ihr versteht das, Graf.«
    »Selbstverständlich, ehrenwerter Großmeister. Ich danke Euch für Euer Verständnis.«
    »Dankt Uns nicht zu früh, Graf Euer Schweigen ist der Preis für die Freiheit, die Wir Euch geben. In gewisser Hinsicht werdet Ihr ewig ein Mitglied unseres Zirkels bleiben. Nichts von dem, was heute hier besprochen wurde und im weiteren Verlauf des Abends noch gesagt werden wird, darf jemals nach außen dringen. Das gilt für alle in diesem Raum, Brüder. Die Dienerschaft Eures Großmeisters wird gewiss nichts ausplaudern, dafür haben Wir gesorgt. Nachher werdet Ihr einen Schwur leisten, den Wir mit Euch besiegeln wollen. Denkt an diesen Eid, wenn Ihr darüber entscheidet, wie Ihr Eure Lakaien zum Schweigen bewegt.«
    Die letzten Worte des dunklen Lords hatten Jeff erneut mit einer lähmenden Furcht betäubt. Er musste an das Gespräch Belials mit Negromanus denken. Wenn der Großmeister nun freiheraus zugab, alles in die Wege geleitet zu haben, um seine Dienerschaft zum Schweigen zu bringen, dann konnte das doch nur bedeuten…
    Jeff hörte, wie Belial in die Hände klatschte. Der Lord hatte sich soeben unter dem blauen Baldachin erhoben und ordnete nun eine fünfzehnminütige Pause an. Anschließend werde das Nachtmahl aufgetragen. Niemand bemerkte den Jungen, der oben auf der Galerie durch einen Türspalt entschwand.

 
    Die Feuerprobe
     
     
     
    Sollte er fliehen? Nicht nur einmal hatte Jeff sich gerettet, indem er wie ein gejagter Fuchs davongelaufen war. Aber dann fielen ihm all die Menschen ein: das Küchenpersonal, die Servierpagen, die kichernde Dorothy. Selbst Rodari und Bloomberry hatten das ihnen von Lord Belial zugedachte Schicksal nicht verdient. Und Double-O?
    Nun, der gehörte ja offensichtlich zum »Lieblingsjünger« des Lords und erhielt vielleicht eine Sonderbehandlung.
    Wider besseren Wissens lenkte Jeff seine Schritte zum Keller hinab. Er musste einen Weg finden den Plan dieses Geheimzirkels zu durchkreuzen. Nein, nicht den »Jahrhundertplan«. Der war für ihn nur die Ausgeburt eines kranken Geistes, die fixe Idee eines religiösen Fanatikers…
    »Da bist du ja, Freundchen! Und wie du aussiehst! Als hättest du dich mit den Pferdeknechten im Stall gewälzt. Komm her, ich prügel dich windelweich.«
    Dudley hatte Jeff kalt erwischt. Er klang aufgebracht. Jeff hatte sich gerade die Südtreppe hinuntergeschlichen, die Tür des Dienstbotenzimmers fest im Visier, als der Herr über Messer und Gabeln wie ein Bussard auf ihn niedergegangen war. Jeff kassierte eine schallende Ohrfeige.
    Das Gesicht des untersetzten Mannes war hochrot. »Leider fehlt mir für eine angemessene Disziplinarmaßnahme die Zeit. Wir werden das auf später verschieben müssen. Jetzt komm mit hinauf zum Speiseaufzug in den ersten Stock und klopf dir unterwegs den Schmutz aus den Kleidern. Den Herrschaften knurrt schon der Magen.«
    Auf später verschieben? Während Jeff von Dudley die Treppe hinaufgeschoben wurde, arbeiteten seine Gedanken fieberhaft. Wenn er dem Obersten des Servierpersonals jetzt anvertraute, dass diese hungrigen Gentlemen sie alle umbringen wollten, dann würde der ihm vermutlich noch eine Ohrfeige verpassen. Und wenn Jeff den »Jahrhundertplan« erwähnte? Ach was, die ganze Menschheit in den Selbstmord zu

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